Timon Wellenreuther steht beim FC Schalke 04 unter Vertrag und spielt auf Leihbasis bei RCD Mallorca. Dort überzeugt er in der zweiten, spanischen Liga mit guten Leistungen. Mit torwart.de spricht er über seine Zukunftsaussichten!
torwart.de: Timon, dein erstes Jahr in Spanien ist beinahe vorbei. Wie zufrieden bist du damit?
Timon Wellenreuther: Bis jetzt war es eine spannende Zeit in einer komplett neuen Umgebung. Viele Dinge kamen auf mich zu, vor allem eine komplett neue Sprache. Aber ich bin Stammspieler geworden und habe mich durchgesetzt. Persönlich bin ich also zufrieden. Als Verein hatten wir hohe Ziele. Statt um den Aufstieg mitzuspielen, kämpfen wir nun leider gegen den Abstieg. Aber wir schaffen das!
torwart.de: Wie ist die Liga vom Niveau im Vergleich zur zweiten Liga?
Wellenreuther: Im Durchschnitt halte ich die Ligen für vergleichbar. In Spanien gibt es andere Schwerpunkte, mehr ballorientiert. In Deutschland wird taktischer gespielt. Besonders ist, dass in der zweiten spanischen Liga jeder jeden schlagen kann, d.h. das Niveau ist breiter und ausgeglichener. Wir zum Beispiel tun uns gegen untere Mannschaften immer schwerer.
torwart.de: Was hattest du dir konkret ausgerechnet mit dem Wechsel?
Wellenreuther: Meine Erwartungen waren, dass ich Spielpraxis sammeln kann. Und das auf einem guten Niveau. Dass es dann Spanien wurde, hatte ich mir anfangs nicht gedacht. Ich war einmal vor Ort und habe mir alles angeschaut.Vor allem auch das Trainingszentrum gefiel mir gut.
torwart.de: Kam bei dir eigentlich etwas Urlaubsgefühle hoch – immerhin ist Mallorca ja dafür bekannt!
Wellenreuther: Es sind sehr viele Deutsche hier, das stimmt. Aber Urlaubsgefühle kamen nie hoch. Hier wird hart trainiert und die Saison ist mit 42 Spielen sehr lang. Ich habe mich gefreut über das Angebot, es war die perfekte Lösung für mich.
torwart.de: Im Hintergrund gab es ja einen deutschen Investor.
Wellenreuther: Ja, inzwischen sind aber auch amerikanische Investoren eingestiegen. Präsident Claassen wollte mit mir den Verein auch für deutsche Zuschauer attraktiv machen.
Infos zu Timon Wellenreuther:
- Nationalität: Deutschland
- Geburtstag: 03.12.1995 (20)
- Geburtsort:Karlsruhe, Deutschland
- Verein:RCD Mallorca (Leihe)
- Liga:Segunda División - 2. Liga Spanien
- Position: Torwart
- Größe (cm): 186
- Bisherige Vereine als Spieler: Karlsruhe U17, Karlsruhe U19, Schalke 04 U19, FC Schalke 04
- Besonderes: Timon Wellenreuther ist der Sohn des CDU-Politikers und Präsidenten des Karlsruher SC Ingo Wellenreuther.
Am 18. Februar 2015 stand er im Achtelfinale der Champions League gegen Real Madrid im Tor und löste damit Bernd Leno als bisher jüngsten eingesetzten deutschen Torwart in der Champions League ab.
torwart.de: Was waren für dich die größten Unterschiede?
Wellenreuther: Es herrscht zum Beispiel eine ganz andere Fankultur. Als ich ersten Mal gespielt habe, wurde nach drei Rückpässen gepfiffen. Für Spanier ist es ungewohnt, dass man auch mal Ruhe ins Spiel bringen muss und der moderne Torhüter aktiv mitspielt. Wenn es gut läuft sind die Fans da, aber wenn nicht, dann sind sie unheimlich streng.
torwart.de: Welche Unterschiede gab es in Bezug auf das Torwarttraining?
Wellenreuther: In Spanien wird mehr Wert auf Reaktion und Schnelligkeit gelegt, in Deutschland mehr auf Kraft und Sprungkraft. Daher ist es sehr wichtig, dass man selbst für sich noch Einheiten zusätzlich macht. Ich gehe beinahe jeden Tag ins Fitnessstudio. Ich denke aber, dass eine Mischung aus beiden Philosophien ideal ist.
torwart.de: Und wie läuft es mit deinem Torwarttrainer Miguel Garro?
Wellenreuther: Er ist ein spanischer Torwarttrainer, der sehr viel Wert auf Reaktion, Schnelligkeit und auf Sidesteps legt. Dabei arbeitet er sehr genau im Detail. Er bringt mich jedenfalls weiter.
torwart.de: Wie bist du denn mit der Sprache zu Recht gekommen?
Wellenreuther: Am Anfang konnte ich niemand verstehen, aber ich habe jeden Tag Unterricht gehabt und kam daher relativ schnell hinein. Mit meinem Torwarttrainer konnte ich aber auch Englisch reden.
torwart.de: Erkennst du in der Liga einen besonderen, spanischen Torwartstil?
Wellenreuther: Es kommt auf jede Mannschaft drauf an, bei Bayern gibt es ja auch einen anderen Spielstil als bei Dortmund. Eines ist aber auch bei uns anders: Wir spielen viel über lange Bälle und weniger hinten raus. Ich bin aber eigentlich eher derjenige, der von hinten heraus eine aktive Spieleröffnung bevorzugt.
torwart.de: Was war dein Saisonhighlight?
Wellenreuther: Die Spiele mit der deutschen U 21 sicherlich. Es ist für mich etwas Besonderes, für Deutschland im Tor zu stehen. Ich bin da auch froh, dass der Verein mir immer frei gegeben hat. Das war nicht selbstverständlich.
torwart.de: Wie kommst du mit deinen beiden Torwartkollegen klar?
Wellenreuther: Beide sind Spanier, einer ist 34 und der andere ist 29. Beide sind sehr nett. Ich habe jedes Spiel gespielt und trotzdem nie Stress gehabt mit beiden. Es ist eine gesunde Rivalität.
torwart.de: Gab es auch Sachen, die dir schwer fielen?
Wellenreuther: Ich habe meine ganzen Freunde kaum mehr gesehem, an Weihnachten war ich mal kurz daheim, aber ansonsten hatte ich dafür keine Zeit.
torwart.de: Wie sieht es um deine Zukunft aus? Der Verein hat ja eine Kaufoption.
Wellenreuther: Für mich ist es erst mal wichtig, dass RCD Mallorca in der Liga bleibt. Danach werde ich mich damit befassen. Es ist auf jeden Fall eine Option, aber entschieden ist noch nichts.
torwart.de: Willst du denn nicht in die erste Liga wieder?
Wellenreuther: Ich mache mir selbst keinen Druck und gehe damit locker um. Klar, möchte ich wieder zurück! Aber momentan denke ich Schritt für Schritt.
torwart.de: Gab es denn oft Kontakt mit Schalke während der Leihe?
Wellenreuther: Keinen direkten. Aber ich bin überzeugt, dass Schalke meine Entwicklung beobachtet.
torwart.de: Hast du auch Ralf Fährmanns Saison verfolgt?
Wellenreuther: Ralle macht eine Bombensaison, das ist wirklich beeindruckend. Auch im Training konnte ich damals viel von ihm abschauen und viel von ihm lernen. Ich freue mich für ihn!
torwart.de: Wäre eine Rolle als Nummer zwei für dich denkbar?
Wellenreuther: Es kommt immer darauf an, was sich ergibt. Aber junge Torhüter müssen spielen. Vom Grundsatz bin ich lieber die Nummer eins, anstatt auf der Bank zu sitzen.
torwart.de: Wer hat dich eigentlich am meisten geprägt bzw. war dein Vorbild?
Wellenreuther: Mein Torwarttrainer in der Jugend beim KSC, Kai Rabe, war wie mein zweiter Vater und hat mich gepusht ohne Ende. Ich hatte nie direkt ein Vorbild, aber von Kahn, Casillas und Manuel Neuer habe ich mir vieles abgeschaut. Ich habe mir nur gesagt, dass ich eines Tages im Stadion spielen möchte.
torwart.de: Hast du dich nur auf Fußball konzentriert?
Wellenreuther: Ich habe mein Abitur fertig gemacht, denn wenn es doch nicht gereicht hätte, wollte ich etwas in der Hinterhand haben.
torwart.de: Im Sommer steht Olympia an. Ein Traum von dir?
Wellenreuther: Ja klar, da wäre ich gerne mit dabei. Ich war die ganze Saison Stammtorhüter der U 21. Jetzt warte ich einfach ab und gebe weiterhin Gas. Als Jugendlicher hatte ich eher nicht davon geträumt. Da denkt man eher an die Bundesliga als Ziel.
torwart.de: Denkst du, dass du als Profi priviligiert bist?
Wellenreuther: Man muss schon sehen, dass Fußballprofi ein besonderer Beruf für eine bestimmte Zeit ist. Man hat viele Vorteile: Man kann sein Hobby leben und wenn es gut läuft auch viel Geld verdienen. Aber es erfordert auch viel Verzicht und höchsten Einsatz.
torwart.de: Danke sehr.
Wellenreuther: Gerne doch.
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