Spaniens Nationalkeeper Iker Casillas beim FC Porto: Vom besten Torhüter der Welt zum Wackelkandidaten, was wurde aus der Legende?
Der Rahmen passte. 65.851 Zuschauer waren gekommen, um den BVB gegen den FC Porto in der Zwischenrunde der UEFA Europa League zu sehen. Von Champions League Atmosphäre zu sprechen wäre zu viel des Guten, dennoch sind die Namen an diesem Europapokalabend klangvoll. Allen voran Iker Casillas im lila Trikot des portugiesischen Europapokalteilnehmers. Doch irgendetwas passt nicht so recht ins Bild. Ist es die Rückennummer zwölf beim spanischen Keeper im Tor der Portugiesen, oder vielmehr die unauffällige Leistung des spanischen Keepers? 0:2 verliert seine Mannschaft gegen einen klar überlegenen BVB. Was ist geblieben vom alten Glanz des großen „San Iker“, des heiligen Iker Casillas?
Casillas irgendwo im nirgendwo
Das Spiel ist wenig unterhaltsam. Der BVB spielerisch klar überlegen, siegt schlussendlich verdient mit 2:0. Eine gute, allerdings keine optimale Ausgangslage für das Rückspiel in sechs Tagen im Estádio do Dragão. Und im Kasten der Portugiesen? Eine lebende Torwart-Legende. Iker Casillas, 34 Jahre alt, spanischer Welt- und Europameister, fünfmaliger Welttorhüter und mit 156 Einsätzen Rekordspieler der Champions League. Im Spiel gegen den BVB wird der 1,85 Meter großen Keeper allerdings zu keinem entscheidenden Faktor werden. Vor dem 0:1 durch Lukas Piszczek (6.) reagierte der ehemalige Welttorhüter noch glänzend, beim anschließenden Kopfball des Polen aus kurzer Distanz war er dann allerdings ebenso machtlos wie beim unglücklich abgefälschten 0:2 durch Marco Reus (71.). Die Legende irgendwo im Nirgendwo, ein echter „Nowhere Man“ mitten im Dortmunder Signal Iduna Park. Symbolhaft dafür stand das Bild, welches die Kameras nach dem zweiten Gegentreffer einfingen. Im Hintergrund eine schwarz-gelbe Jubeltraube und vorne der verloren dreinblickende Casillas. Sein Gegenüber Roman Bürki blieb an diesem Abend nahezu beschäftigungslos, musste in Halbzeit eins nur einen einzigen Ball entschärfen und agierte als ruhiger und sicherer Ballverteiler. In der 74. segelte der Schweizer allerdings (ohne Folge) an einer Ecke vorbei und musste dann kurz vor Schluss doch noch beherzt eingreifen und verhinderte im Eins-gegen-Eins gegen den eingewechselten Hyun-Jun Suk ein für die Portugiesen so wichtiges Auswärtstor.
„San Iker“ ein Heiliger a.D.?
Infos zu Iker Casillas:
- Nationalität: spanisch
- Geburtstag: 20.05.1981
- Größe: 1,85 m
- Verein: FC Porto
- Bisherige Vereine: Real Madrid
- Größte Erfolge: Weltmeister (2010), Europameister (2008, 2012), Champions League (2000, 2002, 2014), 5 x spanischer Meister, Weltpokal (2002), Welttorhüter (2008, 2009, 2010, 2011, 2012)
Im zarten Alter von acht Jahren kam der junge Iker 1989 zu seinem Herzensclub Real Madrid. Casillas, der im Madrider Vorort Móstoles aufwuchs, debütierte zehn Jahre später für die „Königlichen“ und verdrängte sogleich den deutsche Nationalkeeper Bodo Illgner aus dem Tor der Madrilenen. Fünf spanische Meisterschaften, zwei spanische Pokalsiege, sowie drei Champions League Titel später, endete dann im Juli letzten Jahres das Kapitel Real. Verletzungen, Kontroversen mit dem Trainer, Mitspielern und den eigene Fans brachten die heiße Liebe zwischen Casillas und Real zum Erkalten. Nach 26 Jahren im größten Verein der Welt, wechselte er zum gediegeneren FC Porto in die portugiesische Primeira Liga. Dort im beschaulichen Porto wollte der Keeper zurück zu alter Stärke finden, doch er verlor seine sonst so selbstverständliche Sicherheit und Ausstrahlung. Casillas leistete sich Fehler, unter anderem auch in den entscheidenden Champions League Gruppenspielen gegen Kiew (0:2) und beim FC Chelsea (0:2). Vor dem Europa League Spiel gegen den BVB fragte sich das Fußball-Magazin 11Freunde was denn mit dem ein einstigen besten Torhüter der Welt los sei: „Ein Heiliger a.D. Was läuft schief bei „San Iker“?
Der Nimbus der Unfehlbarkeit ist weg
Das Jahr 2016 könnte zum Scheidepunkt für die Karriere des einstigen Torhüters von Weltformat werden. Die Legende hat ihren Nimbus der Unfehlbarkeit verloren. Die Rufe nach einer Wachablösung im spanischen Nationaltor wurden schon während der WM in Brasilien laut. In der Gruppe B musste der Titelverteidiger nach Pleiten gegen die Niederlande und Chile bereits nach der Vorrunde die Segel streichen. Beim einzigen Sieg der Spanier in Brasilen gegen Chile (3:0), hütete die Nummer Zwei Pepe Reina das spanische Tor. Jetzt vor der Europameisterschaft in Frankreich wird bereits heftig darüber gestritten, ob „San Iker“ seinen Platz im Tor der „Furia Roja“ nicht dem jüngeren David de Gea von Manchester United überlassen soll. Die Rückendeckung und das Vertrauen für den erfahrenen Kapitän schwinden. Dem alternden Keeper helfen nur noch absolute Topleistungen zwischen den Pfosten. Am besten schon im Rückspiel gegen Borussia Dortmund am nächsten Donnerstag. Im heimischen Drachenstadion braucht der FC Porto ein kleines Fußballwunder, um gegen den spielstarken BVB noch ins Achtelfinale zu kommen - Ein Fußballwunder und einen Iker Casillas in alter Form.
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