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H. Hilpert: "College in den USA? Man muss an Grenzen gehen..."

von  T.Schlitzke

Hendrik Hilpert ging mit 19 Jahren in die USA und sagte „Tschüss“ zum deutschen Ausbildungssystem. Er spielte vorher bei Carl Zeiss Jena, 1899 Hoffenheim und Eintracht Braunschweig auf. Seit 2015 studiert der Keeper „Wirtschaft“ im US-Bundesstaat New York an der Syracuse University und spielt für das dortige College-Fußball-Team. Torwart.de sprach mit dem Keeper über diesen Schritt.

torwart.de: Hendrik, du hast den Weg in die USA dem einer möglichen deutschen Ausbildung vorgezogen. Wieso?

Hendrik Hilpert: Nach meinem Abitur hatte ich noch ein Jahr Vertrag in der U23 von Eintracht Braunschweig. Die Zeit dort habe ich sehr genossen und bin dem Umfeld dort heute noch sehr dankbar, weil ich mich vor allem persönlich weiterentwickeln konnte. Parallel zum Regionalligafußball hätte ich gerne schon direkt nach dem Schulabschluss in Hannover oder Braunschweig ein Studium begonnen. Letztendlich hatte der Perfektionist in mir die Befürchtung, dass das Studium unter dem Fußball leiden würde und andersrum. Der Optimist in mir hat dann wiederum direkt den Plan entwickelt, in die USA zu gehen. So kann ich auf hohem Niveau und auf einem professionellem Level Fußball spielen. Heute weiß ich, dass die Entscheidung die richtige war.

torwart.de: Fiel es dir anfangs schwer, alles hinter dir zu lassen?

Hilpert: Um in den Bereichen Fußball und Studium erfolgreich zu sein, muss man von morgens bis abends versuchen, an seine Grenzen gehen. Deswegen blieb in den letzten Monaten kein Raum für schlechte Gedanken. Im digitalen Zeitalter ist die Entfernung von Europa und den USA trotzdem nicht so wesentlich. Meine Familie begegnete mir im Weihnachsturlaub mit den Worten „Es fühlt sich an, als seist du gar nicht lang weg gewesen.“ Wir haben beinahe täglich Kontakt.

torwart.de: Wie wurdest du vor Ort aufgenommen?

Hilpert: Ich habe den Eindruck, dass die Menschen in den USA sehr gastfreundlich sind. Es ist einfach, Kontakte zu knüpfen. Bestimmt entwickeln sich auch Freundschaften. Letztendlich vereint der Fußball jede Nationalität, Hautfarbe und auch Sprache. Wir haben ein gemeinsames Ziel und vereinen uns darunter.

torwart.de: Ist Fußball immer noch ein Randsport in den USA?

Hilpert: Der Fußball steht im Wettbewerb mit anderen Sportarten. Zwar wird man in den nächsten Jahren mit Sicherheit keine größere Kulisse bekommen als unsere Football und Basketball Teams und dennoch steckt in jedem unserer Spiele nicht nur die Chance auf drei Punkte. Wir haben die Möglichkeit, vor allem unsere jungen Zuschauer immer wieder zu begeistern, dass sie beim nächsten Mal wieder unsere Spiele besuchen und nicht die eines anderen Teams. Teil dieses Projekts zu sein ist etwas ganz Besonderes.

torwart.de: Auf welchem Niveau siehst du generell den Fußball in den USA?

Hilpert: In diesem Jahr haben wir die Atlantic Coast Conference (ACC) gewonnen und sind bis ins Halbfinale der Nationalen Meisterschaften gekommen. Diese Spiele wurden im Sporting Park Kansas ausgetragen und die Organisation war mit dem Ablauf eines Bundesligaspiels zu vergleichen. Fußballerisch glaube ich, dass wir mit unserem Team gegen eine deutsche Regionalligamannschaft bestehen würden. Natürlich hat nicht jedes Spiel das gleiche Niveau wie ein Halbfinale der US-Meisterschaften. Es gibt leider noch zu viele Schwankungen nach unten. Das Level zu stabilisieren und weiter nach oben zu bringen ist Teil des Projekts.

torwart.de: Wie oft trainierst du?

Hilpert: Für die Trainingseinheiten gibt es eine 4 stündige Lücke im Stundenplan. In dieser Zeit finden das Mannschaftstraining und die Sessions mit dem Athletiktrainer oder den Physiotherapeuten statt. Je nach Bedarf stehen die Sportzentren den einzelnen Athleten aber auch den ganzen Tag offen, sodass man individuell flexibel arbeiten kann.

torwart.de: Wie sieht das Training genau aus? Wie viele Inhalte hast du mit deinem TWT und wie viele mit der Mannschaft?

Hilpert: Mein Torwarttrainer Jukka Masalin kommt aus Finnland und war Profi in der Bundesliga. Ich war überrascht, auf welchem Niveau wir trainieren können. Jukka hat immer noch sehr enge Kontakte zu deutschen Trainern und ist deswegen immer auf dem neuesten Stand bezüglich unserer Trainingsinhalte. Ich schätze, dass wir kommunikativ miteinander arbeiten. So sortieren wir manche der neuen Übungen wieder aus, während andere fester Teil unseres Trainings werden.

torwart.de: Auf was legt dein Torwarttrainer wert? Was für eine Philosophie betreibt er?

Hilpert: Man hat mir früh zu verstehen gegeben, dass man nicht nur einen Torsteher verpflichten wollte, sondern einen Torspieler, der sich zutraut, am Geschehen teilzunehmen. Danach ist auch unser Training ausgerichtet. In den USA ist es noch untypisch, dass der Torhüter dauerhaft anspielbar ist. Hinzu kommt der athletische Aspekt. Obwohl ich mich gut vorbereitet hatte, brauchte am Anfang Zeit, um mich an die Intensität des Trainings zu gewöhnen.

torwart.de: Wie würdest du das Level der College-Teams beschreiben im Vergleich mit Deutschland?

Hilpert: College Soccer ist die Vorstufe des amerikanischen Profifußballs in der Major League Soccer. Die meisten amerikanischen Profis waren früher College Athleten. Der generelle Leistungsunterschied in unserem Team ist aber noch relativ groß. So haben wir, zwei angehende MLS Profis, einen U-20 Nationalspieler der USA aber auch Rookies, die noch keine einzige Sekunde in dieser Saison gespielt haben.

torwart.de: Wenn du dir die Torhüter anschaust, wie ist dort das Leistungsniveau und sind es hauptsächlich Amerikaner oder Ausländer?

Hilpert: In dieser Saison habe ich bereits gegen einen Torwartkollegen aus Deutschland gespielt. In den USA gibt es aber auch guten Torhüternachwuchs. Ich freue mich immer wieder, gegen Goalies zu spielen, die ähnliche Ambitionen haben wie ich. So kann man sich an der Spitze des US College Soccer regelmäßig mit seinen Kollegen messen und auch deren Wege verfolgen. Als Sieger eines knappen Spiels vom Platz zu gehen, macht besonders Spaß.

torwart.de: Wie ist der normale Weg nach dem College? Wie viel Prozent schaffen es in einer Profiliga danach? Gibt es auch Spieler, die vorher verpflichtet werden?

Hilpert:Zwei Mitspieler meiner derzeitigen Mannschaft - unter ihnen Julian Büscher aus Soest - wurden vor einigen Tagen in die MLS gedrafted, also von US Profiteams unter Vertrag genommen. Wenn wir das Niveau unserer Mannschaft langfristig halten können, sehe ich diese Möglichkeit für weitere Mitspieler im Team. Wie weit man im Studium ist, spielt dabei keine Rolle, die Entscheidung ist freiwillig. Ich bin mir hingegen bewusst, welch ein Privileg es ist, an einer angesehenen US Universität zu studieren und habe nun auch große Ziele abseits des Fußballs.

torwart.de: Ist für dich auch ein Weg nach Deutschland zurück denkbar?

Hilpert: Mein über allem stehendes Ziel ist, das Studium erfolgreich zu beenden. Ich bin dem Fußball unglaublich dankbar, dass er mir diese Zeit in den USA ermöglicht hat. Deswegen genieße ich erstmal jeden einzelnen Tag. Jetzt aber schon darüber zu spekulieren, was danach kommt, wäre falsch.

torwart.de: Kannst du uns etwas zu deiner Uni-Ausbildung erzählen, wie viele Stunden hast du und welche Bereiche?

Hilpert: Ich mache ein Business Studium an unserer Management School. Noch muss ich mich nicht festlegen, in welche Richtung ich mich spezialisieren werde. Die Vorlesungen finden meist vormittags statt. Zwischendurch muss man mit den Professoren abstimmen, welche Vorlesungen man aufgrund von Spielen oder Auswärtsreisen verpasst. Da die Klassen extrem klein sind, hat man in der Regel ein enges Verhältnis zu seinen Professoren. Danach bin ich vier Stunden beim Training. Abends wende ich noch 2-4 Stunden auf, um zu lernen oder Hausarbeiten zu erledigen. Langweilig wird es nicht.

torwart.de: Danke für das Gespräch.

Hilpert: Gerne doch.

Eindrücke von Hendrik aus den USA


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