Sven Neuhaus machte für Greuther Fürth und den FC Augsburg 153 Spiele in der zweiten Bundesliga. Im Sommer wechselte er zu RB Leipzig in die 5. Liga. torwart.de sprach mit dem 1,94m großen Keeper über die Hintergründe zu seinem Wechsel, die Zielsetzung mit RB Leipzig und die ersten Erfahrungen in der Oberliga.
torwart.de: Herr Neuhaus, Sie sind gerade 30 Jahre alt geworden und damit im besten Torhüteralter, wie man es so schön sagt. Warum geht man gerade da in eine Liga, deren Leistungsniveau weit unter dem eigenen liegt?
Sven Neuhaus: Man muss einfach sehen, wie das Ganze in Augsburg abgelaufen ist. Man hat mir unfairerweise erst zwei Tage vor dem Start in die neue Saison gesagt, dass man nicht mehr auf mich zählt. In diesem Moment hatten alle Profivereine ihre Kaderplanung weitgehend abgeschlossen und ich hatte keine Lust, mich in Augsburg als dritter Torwart chancenlos auf die Tribüne zu setzen. Ich hätte auch keine Trainingsspiele bestreiten dürfen, man wollte mich ganz klar loswerden, obwohl ich dort drei Jahre sehr ordentlich gehalten habe.
torwart.de: Da kam das Angebot von RB Leipzig gerade richtig.
Sven Neuhaus: Hätte man mit mir von Augsburger Seite frühzeitig alles besprochen, hätte es bestimmt andere Möglichkeiten gegeben und in ein paar Monaten hätten sich auch wieder andere Chancen ergeben, aber ich habe eine Frau und ein Kind, für die ich sorgen muss. Außerdem wird hier in Leipzig was Großes aufgebaut.
torwart.de: Sie haben intensiv mit Puma bei der Entwicklung neuer Handschuhmodelle zusammengearbeitet. Bleibt diese Zusammenarbeit auch nach ihrem Wechsel bestehen?
Sven Neuhaus: Mein Privatvertrag mit Puma bleibt bestehen und nach dieser Saison werden wir gemeinsam schauen, wohin die Reise geht.
torwart.de: Kann man die Trainingsbedingungen bei Ihrem neuen Verein mit denen der Proficlubs vergleichen?
Sven Neuhaus: Wir haben hier ein super Trainingsgelände und können unter besseren Bedingungen trainieren, als achtzig Prozent aller Zweitligisten. Drei hauptberufliche Physiotherapeuten, einen Zeugwart und Adidas als Ausrüster und Sponsor: Ich glaube nicht, dass das viele Zweitligisten vorweisen können.
torwart.de: Mit Perry Bräutigam haben Sie einen bundesligaerfahrenen Torwarttrainer an Ihrer Seite.
Sven Neuhaus: Auch das war ein wichtiges Argument für den Wechsel nach Leipzig. Ich habe nicht nur optimale Bedingungen, sondern auch einen Trainer und Ansprechpartner, der gefühlte hundert Jahre in der Bundesliga gespielt hat.
torwart.de: Obwohl Red Bull ein langfristiges Engagement plant, haben Sie nur einen Zweijahresvertrag unterschrieben. Warum?
Sven Neuhaus: Ich habe für zwei Jahre mit Option unterschrieben, dementsprechend könnte es auch länger werden, aber das werden wir gemeinsam nach den beiden Jahren entscheiden.
torwart.de: In wie vielen Jahren wollen Sie persönlich mit RB Leipzig in den bezahlten Fußball zurückkehren?
Sven Neuhaus: Ich möchte die nächsten beiden Jahre aufsteigen, das ist mein klares Ziel. Dann wären wir in Liga drei, und die zählt für mich zum bezahlten Fußball.
torwart.de: Wie schwer ist Ihnen die Umstellung von Liga zwei auf Liga fünf bisher gefallen? Immerhin haben Sie letztes Jahr noch gegen Clubs wie Mainz, Kaiserslautern und Nürnberg gespielt.
Sven Neuhaus: Man hat jeden Sonntag ein wenig das Gefühl, als würde man irgendwo auf dem Land zu einem Freundschaftsspiel mit einer Bundesligamannschaft antreten.
torwart.de: Kommen die Schüsse in der Oberliga genau so hart auf Ihren Kasten wie in den oberen Ligen?
Sven Neuhaus: Es ist alles eine Klasse langsamer: Spieltempo, Ballannahme, Flanken und auch die Torschüsse.
torwart.de: Besonders für Torhüter ist der Untergrund wichtig. Graut es Ihnen schon vorm Winter mit matschigen oder betonharten 5m-Räumen?
Sven Neuhaus: Es keine Frage, dass ich lieber in Liga eins oder zwei mit Rasenheizung spiele, aber wir haben mit dem Zentralstadion eins der schönsten Stadien Deutschlands. Und die Zahl der Auswärtsspiele im Winter ist durch die kurze Saison und die lange Winterpause begrenzt. Ich hoffe, dass ich mit zwei Spielen auf gefrorenen Böden auskomme. Das ist zwar nicht das Schönste was es gibt, aber ich nehme es in Kauf, sonst wäre ich nicht hierher gewechselt.
torwart.de: Der Ruf Ihres neuen Clubs könnte unter Fußballanhängern kaum schlechter sein. Lässt einen das als Spieler kalt?
Sven Neuhaus: Jeder Mensch will gemocht werden. Es ist mit Sicherheit angenehmer, bei einem Traditionsverein zu spielen, der überall freundlich empfangen wird. Aber wir schieben die Beschimpfungen zur Seite. Wir Profis sind hier absolute Entwicklungshelfer und konzentrieren uns auf unsere Hauptaufgabe: Mit RB Leipzig aufzusteigen.
torwart.de: Aus vier Spielen haben Sie zehn Punkte geholt und sind Tabellenführer. Sind Sie mit dem Auftakt zufrieden?
Sven Neuhaus: Mit der Anzahl der Punkte sind wir zufrieden, aber unser Auftreten hat noch viel Luft nach oben.
torwart.de: Alles andere als ein Durchmarsch in die Regionalliga wäre für Sie eine herbe Enttäuschung?
Sven Neuhaus: Es wäre ein Weltuntergang.
torwart.de: Freuen Sie sich schon auf die Derbys gegen Lok und Sachsen?
Sven Neuhaus: Ich freue mich auf jedes Spiel am Wochenende. Da ich nicht aus dieser Region komme, kann ich mit den Derbys zu wenig anfangen, als das ich mich besonders darauf freuen würde.
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