torwart.de: In Mannheim gab es dann Probleme und Berichten zu Folge eine fristlose Kündigung. Was war damals los?
Hollerieth: Das ist eine alte Geschichte. Im Jahr vor meinem Wechsel hatte Waldhof den Aufstieg ganz knapp verpasst und in der darauf folgenden Saison sollte der Aufstieg dann definitiv klappen. Der Verein ging daher ein hohes Risiko ein und verpflichtete viele Spieler, darunter auch mich. Wir spielten dann eine super schlechte Vorrunde und der Aufstieg geriet in weite Ferne. In der Winterpause kam es dann zu finanziellen Problemen und der Verein wollte einige teure Spieler loswerden. Auch ich wurde gefragt, ob ich gehen möchte, doch das kam für mich absolut nicht in Frage. Mir gefiel es in Mannheim sehr gut, es wurde ein tolles Umfeld geboten und ich hatte noch einen über zwei Jahre laufenden Vertrag, den ich erfüllen wollte. Dem Verein gefiel mein Entschluss scheinbar nicht und so passierten in den darauf folgenden Wochen und Monaten einige merkwürdige Sachen, die letztendlich so gedreht wurden, dass man mich loswerden konnte. Später stellte sich dann heraus, dass alle Behauptungen aus der Luft gegriffen waren. Doch mein Ruf war stark geschädigt und eine Zusammenarbeit war nicht mehr denkbar, nachdem ich gegen meinen Verein geklagt hatte.
torwart.de: Danach warst du über einige Zeit ohne Verein. Wie ging es weiter?
Hollerieth: Da das Gerichtsverfahren über meinen Vertrag noch immer lief, konnte ich zu keinem anderen Verein wechseln. Da ich noch aus meiner Jugendzeit gute Kontakte nach Reutlingen hatte, bekam ich die Chance, mich beim Zweitligisten fit zu halten. Nachdem das Gerichtsverfahren dann abgeschlossen war, durfte ich überraschend die letzten Spiele der Saison machen. Wir stiegen ab und der Verein bekam in der Sommerpause keine Lizenz für die Regionalliga.
torwart.de: Du bist dann zum FC St.Pauli in die Regionalliga gewechselt, musstest du über das Angebot lange nachdenken?
Hollerieth: Zunächst habe ich mir einige Gedanken gemacht, ob ich in die Regionalliga wechseln soll, doch dann entschied ich mich für den FC St.Pauli. Man kann den Verein jedoch nicht wirklich mit einem Regionalligisten vergleichen, man trainiert und spielt hier unter Profibedingungen. Auch das Umfeld, der Trainerstab und die medizinische Abteilung sind erstklassig. Im Nachhinein kann ich sagen, dass meine Bedenken gegenüber der Regionalliga völlig falsch waren, denn es handelt sich ohne Frage um eine Profiliga, egal ob Nord oder Süd.
torwart.de: Von den Fans der Kiezkicker hast du den Spitznamen „Ho-Ho-Hollerieth“ bekommen. Wie kam es dazu?
Hollerieth: Ich weiß gar nicht genau, woher dieser Spitzname kommt. Die Fans singen und rufen ihn beim Einlaufen, vor und nach dem Spiel und auch mittendrin. Es ist wohl einfach ein Schlachtruf um mich anzufeuern.
torwart.de: Die Fans des FC St.Pauli gelten als sehr besonders. Wie ist dein Verhältnis zu ihnen?
Hollerieth: Ich identifiziere mich vollkommen mit dem Verein und mit den Fans, es ist wirklich toll hier zu spielen. Die Fans des FC St.Pauli sind richtige und treue Fans, die trotz der Abstiege immer hinter der Mannschaft stehen. Das Stadion ist fast immer voll, egal ob man gegen Bayern München oder gegen die zweite Mannschaft von Bayer Leverkusen spielt. Die Leute kommen wegen dem FC St.Pauli ins Stadion, nicht nur um einen attraktiven Gegner zu sehen, wie es bei vielen anderen Vereinen ist.
torwart.de: Haben die Fans eine besondere Erwartungshaltung an die Spieler? Fußballerisch und auch menschlich?
Hollerieth: Die Zuschauer erwarten hier keinen Zauberfußball, sie wollen einfach bedingungslosen Einsatz sehen. Die Spieler sollen alles für den Verein geben, nicht umsonst waren die Mannschaften des FC St.Pauli immer für ihr Kämpferherz bekannt. Das Ergebnis ist letztendlich zweitrangig, wenn die Fans merken, dass alles gegeben wurde und einfach nicht mehr drin war. Wenn ein Spieler jedoch zu schnell aufgibt, dann sind die Fans absolut sauer.
torwart.de: Wie bewertest du spezifisches Torwarttraining? Achtest du – als älterer Torhüter – auf andere Dinge als deine jungen Kollegen?
Hollerieth: Beim FC St.Pauli hatten wir lange keinen Torwarttrainer, ich musste lange darauf drängen einen zu bekommen. Man kann als Torwart immer etwas dazulernen, auch noch mit 35. Spezifisches Training ist speziell für einen Torwart sehr wichtig und in jungen Jahren entscheidend für die Entwicklung. Man sollte zumindest das Aufwärmen mit einem Torwarttrainer machen, um sich an Grundtechniken und Abläufe zu gewöhnen.
torwart.de: Wie wichtig ist das Material, sprich Handschuhe, für dich?
Hollerieth: Die Handschuhe sind ein sehr wichtiges Werkzeug für mich, ich muss absolutes Vertrauen in sie haben. Handschuhe müssen zum Torwart passen, denn sie fangen letztendlich die Bälle. Mit meinem Ausrüster Reusch bin ich sehr zufrieden, mir werden Handschuhe ganz nach meinen Wünschen zur Verfügung gestellt. Nicht umsonst hält diese Partnerschaft nun schon 10 Jahre.
torwart.de: Was willst du nach deiner aktiven Karriere machen?
Hollerieth: Ich würde gerne etwas im Bereich Sport-Management oder Marketing machen. Dort bieten sich auch viele Chancen beim FC St.Pauli, da der Verein sehr bekannt und interessant ist.
torwart.de: Vielen Dank für das Interview und noch viel Erfolg für deine sportliche Zukunft.
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