Ein ganz normales Torwarttrikot eines fast schon vergessen Torhüter, Sven Scheuer, hat die Karriere des Joachim Kohlbachers gerettet. torwart.de-Redakteur Tobias Schlitzke traf sich mit dem aktuellen Keeper von 1860 München und hat einmal genauer nachgefragt, wie der Ex-Torhüter der Bayern einem österreichischen Nachwuchstorwart die Karriere rettete und wie er sich heute im Dress der Löwen fühlt.
Ein Tag im Herbst 1994. Joachim Kohlbacher hatte mal wieder ein Fußballtraining gehabt, doch es lief nicht erwünscht. Das Training machte mal wieder keinen Spaß und im Tor lief es auch nicht ganz so rund. Der Torwart aus der österreichischen Proving überlegte sich schon, die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen. Doch sein Vater, selbst früher Torwart, hatte ein ganz besonderes Geschenk: Er brachte ihm ein damals neues Torwarttrikot der Nummer 2 von Bayern München Sven Scheuer mit. "Ohne das Trikot hätte ich meine Fußballschuhe wohl an den Nagel gehängt", schmunzelt Kohlbacher heute darüber. Er ergänzt aber noch schnell, dass sein eigentliches Vorbild ja nicht Scheuer gewesen sei - auch nicht Oliver Kahn - sondern der junge Uwe Gospodarek beeindruckte ihn schon immer.
Enormen Druck in der Jugend durch den Vater
Sein Vater, Manfred Kohlbacher, der selbst in der dritten österreichischen Liga spielte, war schon immer ein entscheidender Faktor in Kohlbachers Jugend. "Natürlich habe ich starken Druck von meinem Vater bekommen", gibt er zu bedenken. Ob es ihm geholfen oder geschadet hat? "Ich denke eine Mischung aus beidem", erklärt er. Bei Kohlbacher zeigte sich schon immer mehr der Wille zum Training und zur Leistung als das Talent. Als riesiges Talent galt er nie, eher als der klassische Arbeiter, der sich vieles durch Extraschichten erarbeitete. Aber über die trainerlichen Qualitäten seines Vaters schwärmt er noch heute: "Mein Vater trainiert ja die U20 Mannschaft von Österreich, die bei der WM vor kurzem für Furore sorgte". Dort gab es auch ein Novum: Es wurde ständig unter den drei Keepern rotiert, da "alle eben gleich gut waren".
Schneller Aufstieg in Österreich
Der 189cm große Keeper erlebte einen seiner frühen Karrierehighlights nach seinem Wechsel zum Grazer AK. Dort saß er bei einem UEFA-Cup Spiel zwar nur auf der Bank, doch "die ganze Professionalität" habe ihn durchaus beeindruckt. Doch richtig glücklich wurde er in Österreich nicht. Kleinere Verletzungen verhinderten regelmäßige Spielpraxis und so stand damals für Kohlbacher fest, dass er auf jeden Fall eine neue Chance im Ausland wahrnehmen wollte.
Harte Zeit bei den Löwen
Mit großen Ambitionen kam Joachim Kohlbacher dann endlich nach München zu den Löwen im Jahr 2006. Zunächst als Nummer drei nur gedacht, war er durch Verletzungen seiner Kontrahenten schnell im Profikader mit dabei und trainierte unter Peter „Tiger“ Zajicek, den er noch aus seiner österreichischen Zeit kannte. Interessanterweise kam dieser Wechsel nicht über einen Berater zu Stande. Seit einer negativen Erfahrung mit Beratern, ist Kohlbacher "gebrandmarkt" von externen Beratern und hat das Management an Vater und Onkel abgegeben. So gab es schon seit einiger Zeit losen Kontakt zu den Löwen und als der Anruf kam, sagte Kohlbacher sofort zu. Auch bei Werbeverträgen konnte das Duo seinem Schützling helfen: So hat Kohlbacher mit Uhlsport und Northland zwei Partner gefunden, die ihn mit Material unterstützen. Nach gutem Beginn bei den Löwen stagnierte aber die Entwicklung des Torhüters, eine Verletzung setzte ihm zusätzlich zu. Momentan ist er nur die Nummer 5 bei den Löwen und spielt auch in den Planungen des Amateur-Teams keine Rolle mehr. Kohlbacher kann im Winter ablösefrei wechseln, "sollte sich ein Verein mit Perspektive - auch in einer unteren Liga - finden", gibt Kohlbacher an. Ernst Tanner, Leiter der Löwen U23, betont, dass man besonders bei Torhütern darauf achtet, dass diese auch spielen. Wichtig sei aber, dass es eine stetige Entwicklung gäbe - doch die blieb im Fall Kohlbachers aus.
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