Das letzte Wort ist in dieser Causa demnach noch nicht gesprochen und erstmals taucht am Horizont zumindest zwischen den Zeilen das Wort Trennung auf. Natürlich ist noch nichts passiert, aber allein die Aussagen von Neuer und auch die Reaktion von Kahn sind sehr deutlich, dass nun das bisherige Verhältnis massiv belastet wurde. Beide Seiten geben hierbei auch nicht unbedingt die versöhnlichste Position ab. Vielmehr gehen sowohl Spieler als auch Verein einen sehr konfrontativen Weg. Dies wiederum bedeutet aber auch eine gewisse Abkehr des viel zitierten „Mia san Mia“- Gefühls, was auch Neuer explizit kritisierte, aber selbst mit seiner Äußerung das alles etwas infrage stellt: „Bei Bayern München wollen wir anders sein - eine Familie. Und dann passiert etwas, was ich noch nie erlebt habe. Es ist eine traurige Sache für alle: für den Verein, für Tapa, die Mitarbeiter und alle Torhüter, mich eingeschlossen.“
Dabei sah sich Manuel Neuer noch durch seine Verletzung in einer Situation, die in ihm Unbehagen ausgelöst hatte, da sich regelrecht für seine Verletzung schämte: „Ich hatte einen Kloß im Hals und mir kamen die Tränen. Ich murmelte nur: „Ruf den Mannschaftsarzt. Es bringt mich um, wenn ich die Menschen um mich herum verletzte. Damit kann ich nicht umgehen. Ich habe die Verantwortlichen angerufen, mich bei ihnen entschuldigt und gesagt, dass es mir leidtut. Ich bin kein Feigling, der sich versteckt.“ Das hat Neuer mit diesem Interview definitiv bewiesen. Dabei sieht Neuer das Skitourengehen nicht als gefährlich an: „Das ist für mich keine Urlaubsaktivität, das ist wie ein Gang zum Bäcker. (…) Da war etwas unter dem Schnee, das mich aufgehalten hat. Ich fuhr vielleicht 10 oder 12 km/h. Ich bin diese Piste schon unzählige Male hinuntergefahren, auch allein. Normalerweise ist das ein Kinderspiel.“
Spätestens im Sommer wird es dann aber für alle Beteiligten spannend. Wenn Neuer zurück im Training ist, wird es zwangsläufig auf eine Bewertung im Konkurrenzkampf zwischen ihm und Sommer ankommen. Bisher galt es als wahrscheinlich, dass Sommer wohl eher die Nummer 2 sein könnte. Doch ruft das jetzt erfolgte Interview beinahe zwangsläufig eine Neubewertung der Gesamtsituation hervor. Dabei scheut der Routinier definitiv nicht den Konkurrenzkampf, wie gegenüber der „SZ“ im Hinblick auf die Nationalmannschaft verriet: „Ich bin noch da. Auch wenn manche Menschen vielleicht das Gefühl haben, sie hätten die alten Spieler satt. Der Bundestrainer geht ganz klar davon aus, dass ich zurückkehre. Ich bin sicher, dass ich das schaffen werde. (…) Ja, soweit ich eingeladen werde und meine Leistung, kann ich das (einen Rücktritt) ausschließen. Wenn es so weit ist, dann schaue ich in den Spiegel und sage mir die Wahrheit, wo wie immer. Wenn ich nicht performe, werde ich den Posten räumen. Aber rechnen Sie nicht damit.“
Auch diese Worte klingen scharf und sind schon fast als Kampfansage zu verstehen. Dabei hatte Manuel Neuer, so wie auch der Rest der Nationalmannschaft keine gute Weltmeisterschaft gespielt und auch im letzten Jahr war der Torhüter nicht mehr auf seinem absoluten Top-Niveau. Die Verletzung kam dann erschwerend hinzu. Darüber hinaus muss Neuer auch nach seiner Rückkehr zu den Bayern auch beweisen, dass er ähnlich gut mit einem anderen Torwarttrainer zusammenarbeiten kann, wie er es mit Tapalovic getan hat. Gleichsam scheint aber auch das Verhältnis zwischen Neuer und Nagelsmann ein wenig gelitten zu haben, denn er kündigte an, mit dem Trainer sich austauschen und professionell zusammenarbeiten zu wollen. Von einem engen Verhältnis, wie es zu Tapalovic auch stets öffentlich betont hatte, war allerdings nicht die Rede.
Kommentare (1)
christian Herrmann
amWenn der jetzt weiterhin auch noch eine gute Rückrunde in seiner Leihe spielt, was macht Bayern denn dann wohl?
Die Option auf die Zukunft ziehen lassen? Oder lieber in die Saison starten mit dem Duo Sommer/ Nübel?
Aber wo ist dann bitte der Platz für Neuer??