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Manuel Neuer: Brisantes Interview

Im Interview äußert sich Neuer zum Tapalovic-Rausschmiss

Autor: T. Rübe / M. Schäfer - 06.02.2023

Es kehrt einfach keine Ruhe beim FC Bayern ein. Erst die Verletzung Manuel Neuers, dann die beinahe schon öffentlich ausgeführte Torwartsuche inklusive Diskussionen mit und um Alexander Nübel, dann die überraschende Entlassung des langjährigen Torwarttrainers Toni Tapalovic, gefolgt von der Ergebnis-Krise und öffentlich geführten Spieler-Diskussionen. Als wäre das nicht alles genug- die Vielzahl der Ereignisse erinnert schon gewissermaßen an die legendären Zeiten des FC Hollywood - ließ sich Manuel Neuer in einem Interview mit der „SZ“ zu brisanten Aussagen hinreißen.

Dabei kritisierte der 36-Jährige vor allem und ausführlich die Entlassung von Toni Tapalovic. Es war kein Geheimnis, dass Torwart Neuer ein besonderes Verhältnis zu seinem Torwarttrainer Toni Tapalovic hat. Beide kennen sich aus gemeinsamen Schalker Tagen und Neuer forderte bei seinem Wechsel auch von Tapalovic als Torwarttrainer bei den Bayern. Darüber hinaus sind beide enge Freunde und verbrachten auch mehrere Urlaube er. Dass dann bei Neuer Unmut und Enttäuschung ob der plötzlichen Entlassung entstehen, war sicherlich abzusehen. Dennoch ist es überraschend, wie sich Neuer explizit in der „SZ“ dazu geäußert hat. So sagte Neuer: „Er hat ja nicht elfeinhalb Jahre nur für mich gearbeitet, sondern für alle. Für mich war das ein Schlag ins Gesicht, als ich bereits am Boden lag. Ich hatte das Gefühl, mir wird mein Herz rausgerissen, das war das Krasseste, was ich in meiner Karriere erlebt habe. Und ich habe schon viel gelebt.“

Für Neuer soll die Entlassung dabei sogar noch schlimmer gewesen sein als die Ablehnung der Münchner Ultras 2011, als sie sich mit einigen Aktionen vehement gegen die Verpflichtung Neuers ausgesprochen hatten. Neuer weiter: „Aber was jetzt passiert ist, ist eine ganz andere Ebene. Jeder in unserer Torwartgruppe wurde in Stücke gerissen. Die Leute brachen in Tränen aus.“ Dass er dabei auch die Argumentation des Vereins, die zum Rauswurf führte, nicht nachvollziehen konnte, machte er sehr deutlich: „Es gab keinen Grund, den ich nachvollziehen konnte. Es wurden Dinge gesagt, mit denen ich nicht einverstanden bin. Nichts, was ich gehört habe, hätte die Möglichkeit ausgeschlossen, dass man miteinander spricht und die Dinge klärt.“

Fest stand aber, dass Nagelsmann und Tapalovic nicht wirklich ein gutes Verhältnis zueinander hatten. Die Aussagen zum Tapalovic-Aus legen diesen Schluss nahe. Dabei soll der Münchner Cheftrainer schon bei seinem Amtsantritt dafür geworben haben, dass er den Torwarttrainer von RB Leipzig, Frederik Gößling, mit nach München bringen möchte. Allerdings war zum damaligen Zeitpunkt das Wort Neuers mehr Beachtung geschenkt, sodass Tapalovic zwar nicht weiter Co-Trainer, aber zumindest noch Torwarttrainer blieb.

Doch scheinen sich die Bayern nun auch zunehmend mit einer Zeit nach Manuel Neuer zu beschäftigen. Der Vertrag des bald 37-Jährigen läuft im kommenden Jahr aus. Der Torwart wäre zu diesem Zeitpunkt 38 Jahre alt. Dass Neuer also noch einige Jahre spielen wird, wird langsam immer unwahrscheinlicher. Ohnehin scheint sich der fünfmalige Welttorhüter tatsächlich auch mit der Möglichkeit eines Vereinswechsels befasst zu haben. So sagte er, dass aufgrund der Entlassung auch über seine Zukunft im Verein nachgedacht habe. Doch derzeit fühle sich die langjährige Nummer 1 der Bayern noch verstanden vom Bayern-Vorstand, wie er betonte.

Aber das letzte Wort ist noch nicht gesprochen, denn auch Bayerns Vorstands-Vorsitzende meldete sich auf das Interview angesprochen zu Wort und sagte: „Ich stand 2004 als Nationalspieler vor einer ähnlichen Situation. Unser Torwarttrainer Sepp Maier fühlte sich vom DFB schlecht behandelt und es kam zur Trennung. Ich hatte jahrelang mit Sepp zusammengearbeitet, und wir hatten ein freundschaftliches und vertrauensvolles Verhältnis. Ich war damals auch enttäuscht, und ich war wütend auf den DFB. Aber die gemeinsamen Ziele standen im Vordergrund. Sie waren mir wichtiger als meine persönlichen Gefühle. Und aus diesem Grund habe ich damals entschieden, mich nicht öffentlich zu äußern. Manuel hat jetzt das Gegenteil getan. Was Manuel in Teilen dieses Interviews im Zusammenhang mit der Freistellung von Toni Tapalovic gesagt hat, wird weder ihm als Kapitän noch den Werten des FC Bayern gerecht. Zudem kommen seine Aussagen zur Unzeit, weil wir vor ganz wichtigen Spielen stehen. Wir werden mit ihm darüber sehr deutlich sprechen.“

Auch die ersten Fan-Vertreter äußerten sich bereits kritisch zu den Aussagen Ihrer Nummer 1. So sagte beispielsweise der Vorsitzende des Fanclubs München 2.0, Nick Rempfer: „Der Manu hat damit einen riesigen Bock geschossen. Ich verstehe nicht, wieso er sich jetzt so geäußert hat. Solche Aussagen sind nicht eines Kapitäns würdig. Das ist eine Frechheit.“

Das letzte Wort ist in dieser Causa demnach noch nicht gesprochen und erstmals taucht am Horizont zumindest zwischen den Zeilen das Wort Trennung auf. Natürlich ist noch nichts passiert, aber allein die Aussagen von Neuer und auch die Reaktion von Kahn sind sehr deutlich, dass nun das bisherige Verhältnis massiv belastet wurde. Beide Seiten geben hierbei auch nicht unbedingt die versöhnlichste Position ab. Vielmehr gehen sowohl Spieler als auch Verein einen sehr konfrontativen Weg. Dies wiederum bedeutet aber auch eine gewisse Abkehr des viel zitierten „Mia san Mia“- Gefühls, was auch Neuer explizit kritisierte, aber selbst mit seiner Äußerung das alles etwas infrage stellt: „Bei Bayern München wollen wir anders sein - eine Familie. Und dann passiert etwas, was ich noch nie erlebt habe. Es ist eine traurige Sache für alle: für den Verein, für Tapa, die Mitarbeiter und alle Torhüter, mich eingeschlossen.“

Dabei sah sich Manuel Neuer noch durch seine Verletzung in einer Situation, die in ihm Unbehagen ausgelöst hatte, da sich regelrecht für seine Verletzung schämte: „Ich hatte einen Kloß im Hals und mir kamen die Tränen. Ich murmelte nur: „Ruf den Mannschaftsarzt. Es bringt mich um, wenn ich die Menschen um mich herum verletzte. Damit kann ich nicht umgehen. Ich habe die Verantwortlichen angerufen, mich bei ihnen entschuldigt und gesagt, dass es mir leidtut. Ich bin kein Feigling, der sich versteckt.“ Das hat Neuer mit diesem Interview definitiv bewiesen. Dabei sieht Neuer das Skitourengehen nicht als gefährlich an: „Das ist für mich keine Urlaubsaktivität, das ist wie ein Gang zum Bäcker. (…) Da war etwas unter dem Schnee, das mich aufgehalten hat. Ich fuhr vielleicht 10 oder 12 km/h. Ich bin diese Piste schon unzählige Male hinuntergefahren, auch allein. Normalerweise ist das ein Kinderspiel.“

Spätestens im Sommer wird es dann aber für alle Beteiligten spannend. Wenn Neuer zurück im Training ist, wird es zwangsläufig auf eine Bewertung im Konkurrenzkampf zwischen ihm und Sommer ankommen. Bisher galt es als wahrscheinlich, dass Sommer wohl eher die Nummer 2 sein könnte. Doch ruft das jetzt erfolgte Interview beinahe zwangsläufig eine Neubewertung der Gesamtsituation hervor. Dabei scheut der Routinier definitiv nicht den Konkurrenzkampf, wie gegenüber der „SZ“ im Hinblick auf die Nationalmannschaft verriet: „Ich bin noch da. Auch wenn manche Menschen vielleicht das Gefühl haben, sie hätten die alten Spieler satt. Der Bundestrainer geht ganz klar davon aus, dass ich zurückkehre. Ich bin sicher, dass ich das schaffen werde. (…) Ja, soweit ich eingeladen werde und meine Leistung, kann ich das (einen Rücktritt) ausschließen. Wenn es so weit ist, dann schaue ich in den Spiegel und sage mir die Wahrheit, wo wie immer. Wenn ich nicht performe, werde ich den Posten räumen. Aber rechnen Sie nicht damit.“

Auch diese Worte klingen scharf und sind schon fast als Kampfansage zu verstehen. Dabei hatte Manuel Neuer, so wie auch der Rest der Nationalmannschaft keine gute Weltmeisterschaft gespielt und auch im letzten Jahr war der Torhüter nicht mehr auf seinem absoluten Top-Niveau. Die Verletzung kam dann erschwerend hinzu. Darüber hinaus muss Neuer auch nach seiner Rückkehr zu den Bayern auch beweisen, dass er ähnlich gut mit einem anderen Torwarttrainer zusammenarbeiten kann, wie er es mit Tapalovic getan hat. Gleichsam scheint aber auch das Verhältnis zwischen Neuer und Nagelsmann ein wenig gelitten zu haben, denn er kündigte an, mit dem Trainer sich austauschen und professionell zusammenarbeiten zu wollen. Von einem engen Verhältnis, wie es zu Tapalovic auch stets öffentlich betont hatte, war allerdings nicht die Rede.

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Kommentare (1)

  • christian Herrmann
    am
    Was in der Zukunftsplanung des FC Bayern sicher auch noch eine Rolle spielt und was man nicht vergessen sollte, da gibt es auch noch einen Herrn Nübel auf der Gehaltsliste.
    Wenn der jetzt weiterhin auch noch eine gute Rückrunde in seiner Leihe spielt, was macht Bayern denn dann wohl?
    Die Option auf die Zukunft ziehen lassen? Oder lieber in die Saison starten mit dem Duo Sommer/ Nübel?
    Aber wo ist dann bitte der Platz für Neuer??

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