Marius Gersbeck (Hertha BSC): "So fit wie noch nie!"
von T. Schlitzke/ M. Schäfer
Erstmals seit April 2018 durfte Marius Gersbeck im März wieder in einem Spiel für im Tor stehen! Der Keeper von Hertha BSC hat seinen Kreuzbandriss voll auskuriert und wirkt motivierter denn je! Mit torwart.de sprach der Torwart über seinen Leidensweg, sein Comeback und seine Wünsche für die nächsten Jahren!
torwart.de: Seit kurzem bist du wieder fit auf dem Platz! Wie hast du die letzten Monate verbracht?
Marius Gersbeck: Für mich hörte die letzte Saison schlimm auf, als ich mir mein Kreuzband gerissen hatte. Danach ging es für mich primär darum, dass ich wieder fit auf dem Platz stehen wollte. Es war keine einfache Zeit, da es nicht meine erste Operation am Knie war. Von meinen Ärzten wurde mir daher geraten, dass ich eher langsam anfangen sollte. Trotzdem ging alles besser als gedacht. Ich fühle mich fitter als je zuvor. Ich spüre keine Schmerzen mehr und bin voll belastbar!
torwart.de: Wie war es als du vor zwei Wochen gegen Erfurt in der RL und davor im Testspiel mit den Profis wieder spielen konntest?
Gersbeck: Vielleicht ganz am Anfang mal, weil man im ersten Moment ja geschockt ist, wenn es gerade passiert ist. Aber im zweiten Moment habe ich sofort wieder nach vorne geblickt. Man muss natürlich die richtige Mischung finden, zwischen Geduld und beim Aufbautraining zu schnell zu viel zu wollen. Da braucht man eine gute Mitte. Ich hatte über die elf Monate nicht einen Rückschlag. Ich habe aber trotzdem nichts überstürzt. Das war am Ende auch entscheidend für die gute Heilung.
torwart.de: Wer hat dir in dieser Zeit am meisten geholfen?
Gersbeck: Man hat am Meisten mit seinen Therapeuten zu tun. Meine Therapeutin wurde auch in der Zeit eine Art Freundin von mir und hat mich sehr gut unterstützt, weil man sich ja sehr häufig sieht. Aber genauso auch meine Partnerin, die in der ersten Zeit sehr viel mitmachen musste und mich sehr gut unterstützt hat. Wenn man alleine ist, wäre es noch schwieriger – ich musste ja beispielsweise auch einen Umzug von Osnabrück nach Berlin managen usw. und das wäre auf Krücken ohne sie unmöglich gewesen!
torwart.de: Wie bist du mit den Selbstzweifeln umgegangen?
Gersbeck: Wenn man mal verletzt ist, ist es das schlimmste für einen Fußballer. Aber man kann auch mal andere Dinge genießen, wie etwa ein freies Wochenende– da man einfach den Kopf freikriegen muss. Verletzungen gehören dazu, aber man muss das Beste daraus machen.
torwart.de: Bist du trotzdem dankbar, dass du Fußballprofi sein darfst?
Gersbeck: Ich habe das unabhängig davon sehr früh so schätzen können: Für das was man liebt macht, bezahlt zu werden! Man kann es natürlich nur genießen, wenn man auch am Ende auch spielt. So viel Fußballer sollte man sein.
torwart.de Kommt für dich dann auch eine Nummer zwei Rolle in Frage?
Gersbeck: In meinem Alter beschäftigt sich man damit gar nicht. Ich komme in der Phase nur weiter, wenn ich spiele. Wenn man Glück hat bekommt man vielleicht einmal als Nummer zwei einen guten Vertrag für zwei bis drei Jahre und kommt aber dann nicht mehr weiter. Als Spieler willst du immer spielen – auch wenn du Nummer zwei bist, gibst du Gas um am Ende auf dem Platz zu stehen.
torwart.de Du hattest bisher ein Bundesliga-Spiel absolviert. Wie häufig denkst du da noch dran?
Gersbeck: Man wird ab und zu darauf angesprochen. Und klar, man schaut sich das auch in der Reha an, weil es einen Unterschied macht ob man in Liga 3 oder vor 80.000 Zuschauern spielt. Das gibt dir dann noch mal einen Push.
torwart.de Denkst du, dass deine Karriere bisher optimal verlaufen ist?
Gersbeck: Höhen und Tiefen gehören immer dazu. Die Leihe nach Chemnitz ist nicht so verlaufen wie gedacht, weil ich dort nur 4-5 Spiele gemacht habe, aber das hat mich auch geprägt.
torwart.de Welcher Torwarttrainer hat dich am meisten in deiner Karriere geprägt?
Gersbeck: Am Meisten geprägt hat mich Ilja Hofstädt aus meiner Jugend bei Hertha. Er hat mich von 2004 bis zu den Profis begleitet. Wenn ein Trainer dich in so einer langen Zeit trainiert, dann bleibt das hängen. Der Grundstein bleibt im Gedächtnis. Man hat aber am Ende von jedem Torwarttrainer gelernt. Aber auch Rolf Maier von Osnabrück hatte eine unfassbare Erfahrung und Zsolt Petry hat seinen Stempel bei mir hinterlassen.
torwart.de Was ist bei dir wichtig in Bezug auf die Arbeit mit deinem TWT?
Gersbeck: Für mich war immer das Menschliche im Vordergrund im Training. Jeder hat eine Meinung zu mir als Torwart – egal ob ich gut oder schlecht bin. Das ist aber für mich nicht entscheidend, denn der Torwarttrainer ist meine engste Bezugsperson und Kriterium.
torwart.de Wie sehr hilft dir die Arbeit mit den Profis bei Hertha?
Gersbeck: Ich trainiere mit Rune Jarstein und Thomas Kraft. Man lernt sehr viel, vor allem weil beide ja sehr erfahren sind. Auch ein Thomas Kraft kann mir wahnsinnig viel noch vermitteln. Sie sagen mir beide, was ich noch verbessern kann. Wenn ich einen Ball nicht halte, geben sie mir Tipps. Rune strahlt eine große Ruhe aus im Tor und auf der Linie ist er überragend. Vor allem aus der Nahdistanz ist er top. Da schaue ich mir schon einiges ab.
torwart.de Wie geht es nun für dich weiter? Du hast nur noch ein Jahr Vertrag!
Gersbeck: Für mich geht es darum so viele Einsätze wie möglich zu sammeln und dann in der nächsten Saison voll anzugreifen. Mir müssten ein paar Spiele in der Regionalliga reichen, um wieder auf das Niveau zu kommen, welches ich vor der Verletzung hatte. Schon bei meinem Spiel in Erfurt fühlte es sich sehr gut an. Ich bin noch nicht ganz bei 100%, aber ich bin auf einem sehr guten Weg. Wir müssen uns natürlich mit dem Verein zusammensetzen und die Optionen diskutieren. Mir ist bewusst, dass es bei Hertha schwierig wird, da es viel Konkurrenz auf der Position gibt. Ich habe den Anspruch zu spielen – wenn das bei Hertha nicht geht, dann muss ich mir Gedanken machen.
torwart.de Welche Ziele setzt du dir noch für die Zukunft?
Gersbeck: Ich bin eher der Typ, der das Beste gibt, und am Ende sieht, was raus kommt – vor allem mit meiner Historie an Verletzungen. Ich bin fitter als ich das jemals war, aber ich muss einen Verein finden, der mir vertraut und mir Spiele gibt. Davon hängt es ab, wie hoch ich spielen kann. Das ist wichtig für mich!
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