Mark Flekken: „Edwin van der Sar hat mich geprägt!“
von T.Schlitzke
Endlich dauerhaft die Nummer eins im Tor und auch noch die Nummer eins in der Tabelle. Für den Holländer, Mark Flekken, hätte die Saison mit dem MSV Duisburg in der 3.Liga nicht besser laufen können. Torwart.de sprach mit dem Keeper über seinen Hintergrund!
torwart.de: Mark, wie bist du eigentlich ins Tor gekommen?
Mark Flekken: Ich habe eigentlich schon immer im Tor gespielt, nur am Anfang noch im Feld. Das war eine Art „Doppelrolle“. Ich habe das immer genossen, sowohl draußen Tore zu schießen als auch manchmal zu verhindern. Aber irgendwann musste ich mich entscheiden und dann habe ich gemerkt, dass ich als Torhüter größere Chancen und auch mehr Leidenschaft habe.
torwart.de: Wie sehr half dir diese Jugenderfahrung für dein heutiges Spiel mit dem Fuß?
Flekken: Das half mir durchaus. In Holland wird ja generell sehr viel Wert auf mitspielende Keeper gelegt, von daher war das für mich sehr praktisch, dass ich eine gute fußballerische Grundausbildung genossen habe.
Infos zu Mark Flekken:
Nationalität: niederländisch
Geburtstag: 13. Juni 1993 in Kerkrade
Größe (cm): 189
Vereine: WDZ Bocholtz, Roda JC Kerkrade, Aachen, Greuther Fürth
Verein: MSV Duisburg
Besonderes: Am 7. August 2016 erzielte Mark Flekken in der 94. Spielminute per Hacke den Treffer zum 1:1-Ausgleich im Spiel der 3. Liga beim VfL Osnabrück. Es war das erste Feldtor eines Torwarts in der Vereinsgeschichte des MSV Duisburg überhaupt.
torwart.de: Einer der ersten modernen Keeper war dein Landsmann Edwin van der Sar…
Flekken: Ja, ein grandioser Torwart, der auch immer mein Vorbild war und es bis heute ist. Ich habe an ihm bewundert, welche fußballerische Ruhe er mitbrachte und wie er das Spiel von hinten heraus lenken konnte, egal ob mit schnellen Abwürfen oder klugen Pässen.
torwart.de: War er der erste „moderne Torwart“? Noch vor Jens Lehmann?
Flekken: Darüber habe ich mich erst neulich mit einem Freund unterhalten. Ich denke, dass Jens Lehmann das moderne Torwartspiel absolut geprägt hat, vor allem in Deutschland, Edwin war eben noch einen Tick früher dran.
torwart.de: Gab es für dich in deiner Jugendzeit auch mal einen Moment, wo du die Handschuhe an den Nagel hängen wolltest?
Flekken: Sicherlich waren es nicht immer nur positive Momente. Aber aufhören wollte ich nie. Schwieriger war für mich vor allem die Zeit bei Greuther Fürth, dort habe ich in den drei Jahren kaum gespielt und hatte ja meine schlimme Verletzung mit einem Kreuzbandriss.
torwart.de: Wie gehst du mit solchen Rückschlägen um?
Flekken: Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass das alles spurlos an mir vorbei gegangen ist. Aber ich bin generell sehr positiv, schaue nach vorne und habe mich immer wieder zurückgekämpft. Ein Torwart, aber auch ein Spieler braucht in seiner Karriere Geduld, auch wenn man das als junger Spieler nicht immer wahrhaben will.
torwart.de: Hattest du alles auf eine Karte gesetzt mit deiner Profikarriere?
Flekken: Meine Eltern haben mir immer vermittelt, dass Schule wichtig ist. Und ich habe diese auch erfolgreich beendet. Danach habe ich es noch zwei Jahre mit einer Ausbildung versucht, doch am Ende habe ich gemerkt, dass ich mich als Profi voll fokussieren möchte.
torwart.de: War Deutschland immer dein Traum oder hatte sich das so ergeben?
Flekken: Es war am Ende eher naheliegend, ich habe ja bei Roda Kerkrade gespielt und bekam dann eine Anfrage aus Aachen, die mich schon länger beobachtet hatten. Da habe ich nicht lange gezögert.
torwart.de: Welche Hauptunterschiede sind dir denn am Anfang zwischen Holland und Deutschland bezogen auf dein Training aufgefallen?
Flekken: In Holland wird sehr viel Wert auf Technik und das Torwartspiel mit dem Fuß gelegt. In Deutschland geht es viel mehr in den Bereich Kraft, Ausdauer und Übungen mit Springen. Am Ende bin ich aber froh, dass ich beide Ausbildungen genossen habe.
torwart.de: Welcher TWT hat dich in einer Karriere am Meisten geprägt?
Flekken: Da gab es sicherlich einige, aber Freddy Gössling, der heute bei RB Leipzig ist, konnte mir sehr viel mitgeben. Er ist menschlich und auch fachlich absolut top. Aber auch jetzt bei Sven Beuckert habe ich mich noch mal ordentlich gesteigert.
torwart.de: Wie ist Sven Beuckert sonst für dich drauf?
Flekken: Er ist ein echter Profi und arbeitet intensiv mit mir. Er hat eine gute Mischung aus den holländischen und auch deutschen Torwarttrainingselementen. Das kommt mir entgegen. Er fordert immer wieder Wiederholungen und analysiert mit mir die Fehler.
torwart.de: Wie gehst du selbst mit Fehlern um?
Flekken: Sicherlich ärgere ich mich darüber. Aber ich nehme mir die Zeit, sie mit meinem TWT nach dem Spiel auf Video zu analysieren und hake sie danach ab.
torwart.de: Du bist in Duisburg endlich die Nummer eins. Wie viel bedeutet dir das?
Flekken: Ich habe auf dieses Ziel hingearbeitet, gebe in jedem Training 100% und bin froh, dass ich das Vertrauen dem Verein mit guten Leistungen zurückgeben kann.
torwart.de: Du hast schon einmal in der 2.Liga gespielt, konntest dich aber nicht durchsetzen. Wie sehr möchtest du es jetzt noch mal dort beweisen?
Flekken: Sicherlich ist das ein Ziel für mich und ich hoffe, dass ich mit dem MSV auch aufsteigen werde. Darauf arbeiten wir hin.
torwart.de: Im letzten Sommer hast du alle mit deinem spektakulären Hacke Tor überrascht. Wie kam es dazu?
Flekken: Ah, das war alles spontan. Wir waren eins zu null hinten, ich blickte zum Trainer und er gab mir das Zeichen nach vorne zu gehen. Dann ging alles ganz schnell, mit der Verlängerung des Balles, der zu mir kam, es war beinahe nur ein Reflex. Aber ein schönes Erlebnis.
torwart.de: Hat dich der Rummel danach überrascht?
Flekken: Ich habe tatsächlich viele Mails von Familie und Freunden erhalten mit dem Video dabei. Das war schön, aber ich spiele lieber zu Null und gewinne, als ein eins zu eins zu erzielen.
torwart.de: Planst du weitere Ausflüge?
Flekken: Nein, nicht unbedingt. Ich hoffe doch, dass das die Ausnahme bleibt.
torwart.de: In den letzten Wochen gab es einige Platzverweise für Keeper, die außerhalb des Tores den Gegenspieler trafen oder Hand spielten….
Flekken: Ich kann meine Kollegen gut verstehen, wenn sie sagen, dass sie es wieder so tun würden. Mir ist es vor vier Jahren auch passiert, dass ich eine Rote Karte bekommen habe. Manchmal muss man eben volles Risiko gehen, das gehört zum Torwartsein dazu!
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