Vor der Saison hatte Mainz 05 den dänischen Nationaltorhüter Jonas Lössl verpflichtet. Der 27-Jährige wechselte vom französischen Erstligisten EA Guingamp an den Rhein. Beim FSV hat der 1,95 Meter große Keeper einen Dreijahresvertrag bis Sommer 2019 unterschrieben. torwart.de sprach exklusiv mit ihm.
torwart.de: Jonas, wie bist du eigentlich in das Tor gekommen?
Jonas Lössl: „Das war irgendwann, als ich zehn Jahre alt war. Ich war vorher immer Stürmer und irgendwann hat mein damaliger Trainer vor der Saison gesagt, dass er mich mal als Torhüter ausprobieren will, im Wechsel mit einem Teamkollegen. Zwischen den Pfosten hat es mir dann so gut gefallen, dass ich am Ende meinen Kollegen verdrängt und mich auf der Position breit gemacht habe (lacht).“
torwart.de: Du hast vorher in Frankreich gespielt. Welche Unterschiede sind dir besonders im Alltag aufgefallen?
Jonas Lössl: „Im Cluballtag geht es in Deutschland viel professioneller zu, hier gibt es viel mehr Termine und Verpflichtungen im Bereich Medien oder Marketing. Das liegt sicher hauptsächlich an der höheren Ligazugehörigkeit. Aber zum Alltagsleben außerhalb des Fußballs kann ich leider noch nicht viel sagen, ich bin ja noch nicht so lange hier. Es ist in jedem Fall etwas leichter für mich, weil Mainz internationaler ist als Guingamp, der Ort, an dem ich vorher in Frankreich gespielt habe. Dort hat man zwar das authentische Frankreich erlebt, aber hier kann ich mich besser verständigen, es gibt mehr Nationalitäten im Kader und ich spreche etwas Deutsch.“
torwart.de: Welche Besonderheiten hatten die französischen Torhüter für dich und wie war das Torwarttraining dort?
Jonas Lössl: „Das Torwartspiel in Frankreich und Deutschland unterscheidet sich in der Tat. Hugo Lloris zum Beispiel ist ein perfektes Beispiel für den französischen Stil, während Manuel Neuer den deutschen Stil repräsentiert. Ich denke für mich ist es ein großer Vorteil, dass ich in drei Ländern spielen und aus allen Stilen etwas mitnehmen und lernen konnte und kann.“
torwart.de: Inwiefern hat dich Peter Schmeichel in jungen Jahren inspiriert?
Jonas Lössl: „Er war natürlich mein Vorbild, ganz klar. Aber das war ja normal unter jungen Torhütern in Dänemark.”
torwart.de: Gibt es eine spezielle "dänische Torwartschule"?
Jonas Lössl: „Puh, das ist schwer. Ich denke wenn Sie einen dänischen Torwarttrainer fragen, wird er die Besonderheiten genauer herausstellen können. Ich denke, sie hat viel mit der deutschen Torwartschule gemein, Deutschland ist insgesamt ein großer Einfluss auf den Fußball in Dänemark, was sicher auch an der räumlichen Nähe liegt und daran, dass seit vielen Jahren Toptorhüter und Spieler in Deutschland ausgebildet werden.“
Infos zu Jonas Lössl:
- Nationalität: Dänisch
- Geburtstag: 1. Februar 1989
- Geburtsort:in Kolding (Dänemark)
- Verein:Mainz 05
- Position: Torwart
- Liga: BL
- Größe (cm): 195
- Bisherige Vereine als Spieler: EA Guingamp, FC Midtjylland
- Besonderes: Für das EM-Qualifikationsspiel gegen Island im September 2010 berief Nationaltrainer Morten Olsen ihn erstmals in das dänische A-Aufgebot, wechselte ihn aber nicht ins Spiel ein. Sein erstes Spiel in der A-Nationalmannschaft machte Lössl schließlich am 29. März 2016 im Spiel gegen Schottland; er wurde zur Halbzeit für Kasper Schmeichel eingewechselt.
torwart.de: Wie wichtig waren deine Einsätze auf internationaler Ebene in der EURO League?
Jonas Lössl: „Es ist schon etwas Besonderes, gegen Vereine aus anderen Ländern zu in der Europa League zu spielen. Das hat ein besonderes Flair, es gibt eine besondere Stimmung. Und die Anspannung ist noch etwas größer, denn man hat nicht so viele Chancen Punkte zu sammeln wie in der regulären Liga. In Europa kann es schon nach zwei Spielen für dich vorbei sein.“
torwart.de: Kannst du etwas zum Torwarttraining in Mainz sagen? Auf was legt dein Torwarttrainer besonderen wert?
Jonas Lössl: „Der Fokus lag besonders in der ersten Phase der Vorbereitung stark auf Dynamik und Kraft. Wir haben viele Sprünge absolviert, viel im athletischen Bereich gearbeitet in den ersten Monaten. Mein Torwarttrainer Stephan Kuhnert gibt mir ein gutes Gefühl. Wir reden sehr viel miteinander und justieren an jedem kleinen Detail.“
torwart.de: Was würdest du als deine Stärken bezeichnen?
Jonas Lössl: „Ich denke zu meinen Stärken gehören Eins-gegen-Eins-Situationen. Und ich komme gerne aus dem Tor raus bei Flanken und hohen Bällen. Jetzt hoffe ich, dass ich das gewinnbringend für unsere Mannschaft auf dem Platz einsetzen kann.“
torwart.de: Loris Karius hat Mainz geprägt. Inwiefern kannst du in seine Fußstapfen treten?
Jonas Lössl: „Zunächst einmal empfinde ich es als großes Kompliment, dass mir der Verein das Vertrauen schenkt, ein geeigneter Nachfolger für Loris zu sein, der hier wirklich tolle Saisons gespielt hat. Aber grundsätzlich will ich gar nicht in seine Fußstapfen treten. Ich möchte ich selbst sein, mein eigenes Spiel spielen und Mainz 05 auf meine Art weiterhelfen.“
torwart.de: Aktuell ist der Zweikampf im Tor noch offen. Wie siehst du deine Chance und wie viel mehr pusht dich eine offene Konkurrenzsituation anstatt eine sichere Nummer eins zu sein?
Jonas Lössl: „Bislang wurde noch keine Entscheidung getroffen. Ich mache mir darüber aber nicht so viele Gedanken, sondern fokussiere mich auf meine Leistung im Training, auf das Spiel am Sonntag im Pokal und darauf, den Trainern zu zeigen, dass ich bereit bin, die Verantwortung als Schlussmann zu übernehmen.“
torwart.de: Du hast bisher ein Länderspiel absolviert. Wie wichtig war dieses Erlebnis für dich persönlich und ging damit ein Traum war?
Jonas Lössl: „Es war immer mein größter Traum, einmal die Nummer eins in der dänischen Nationalmannschaft zu sein. Und durch diesen Einsatz bin ich noch mehr auf den Geschmack gekommen. Es war nämlich fantastisch, und zumindest ein wunderbares Zwischenziel, das ich erreichen konnte. Dieser Einsatz motiviert mich nur noch mehr, das Beste aus mir herauszuholen, um irgendwann noch mehr Einsätze sammeln und irgendwann vielleicht als Nummer eins zwischen den Pfosten stehen zu können.“
torwart.de: Danke sehr.
Jonas Lössl: Gerne doch.
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