Thorsten Stuckmann spielt nach vielen Jahren immer noch im England. Im Interview erzählt er davon, wie es ihm dort in den letzten Jahren ergangen ist, was er in England gelernt hat und warum er wieder nach Deutschland zurück will.
torwart.de: Thorsten, du bist immer noch in England. Willst du gar nicht zurück nach Deutschland?
Thorsten Stuckmann: Uns gefällt es sehr gut in England, aber unser Plan ist es, wieder nach Deutschland zurückzukehren. Wir beschäftigen uns aktuell sogar sehr intensiv mit einer Rückkehr. Unser ältester Sohn könnte im Sommer in Deutschland eingeschult werden und das war für uns immer ein Datum für eine mögliche Rückkehr. Deshalb bin im Moment auf der Suche nach einem Verein in Deutschland, um noch 2-3 Jahre zu spielen.
torwart.de: Lange bist du bei den Klubs nicht gewesen. Wieso war es für dich so schwierig nach Preston wieder einen langfristigen Verein zu finden?
Stuckmann: Ich hatte vor 2 Jahren die Möglichkeit in Preston für 2 weitere Jahre für die Championship zu unterschreiben, allerdings als Nummer 2. Da ich unbedingt wieder spielen wollte, habe ich mich dazu entschlossen nach Doncaster zu wechseln. Auch dort habe ich einen 2 Jahresvertrag unterschrieben. Unser erklärtes Ziel war der Aufstieg in die Championship, aber wie es manchmal im Fußball unerwartet kommt, sind wir leider abgestiegen und hatten zwei Trainerwechsel während der Saison. Nach dem Abstieg wurde mir mitgeteilt, dass man nicht mehr mit mir plane. Ein paar andere Angebote haben sich dann leider nicht realisieren lassen, so dass ich nach der Auflösung meines Vertrages mich zunächst in Barnsley fitgehalten habe. Der Stammtorwart von Partick Thistle hat sich dann verletzt und dadurch kam das Angebot für mich mit einem Vertrag in der schottischen Premier Leaugue bis zum 1.Januar zustande. Nachdem das ausgelaufen war, hatte ich wieder ein paar fortgeschrittene Gespräche mit ein zwei Vereinen und habe mich letztlich für Chesterfield entschieden, da ich dort die Möglichkeit hatte zu spielen und es nicht weit von Doncaster entfernt ist, wo wir als Familie noch wohnen.
torwart.de: Was vermisst du am meisten an Deutschland?
Stuckmann:Was vermisst du am meisten an Deutschland?...
torwart.de: Wie war deine Zeit in Schottland?
Stuckmann: Sportlich gesehen war es sehr interessant mit den Spielen gegen Celtic, Rangers und Aberdeen. Privat war das alles ein bisschen schwieriger, da meine Familie in Doncaster geblieben ist und ich wann immer es möglich war nach Hause gefahren bin. Allerdings hat der Verein mich dabei unterstützt und mir nach jedem Spiel 2 Tage frei gegeben, um Zeit mit der Familie zu verbringen. Sie wussten allerdings auch, dass sie sich auf mich verlassen konnten und ich mein Fitnesstraining in der Zeit dann in Eigenregie absolviert habe. Zudem konnten wir eine andere Kultur kennenlernen und Glasgow und andere schöne Ecken von Schottland erkunden. Es war trotz der Schwierigkeiten eine sehr schöne Erfahrung, die ich nicht missen möchte.
torwart.de: Trotz der Qualität gibt es nicht unbedingt viele Torhüter aus Dt. in England. Woran liegt das?
Stuckmann: Das liegt daran, dass auch in England sehr gute Torhüter spielen. In den letzten Jahren sind einige sehr hoffnungsvolle Talente aus den Akademien gekommen. Ich selbst hatte das Vergnügen während meiner Zeit in Preston mit Alan Kelly als Torwarttrainer zu arbeiten. Er hat mich sehr geprägt und wir haben die selbe Auffassung vom Torwartspiel. Desweiteren habe ich mit hoffnungsvollen Talenten wie Sam Johnestone und Declan Rudd spielen dürfen. Declan hat letzte Saison ein paar Spiele für Norwich in der Premier League gemacht und Sam ist dritter Torwart bei Manchester United. Beide werden meiner Meinung nach über kurz oder lang regelmäßig in der Premier League spielen. Ein anderes gutes Beispiel für die aufkommende Torwartgeneration in England ist Jordan Pickford, der sich in dieser Saison in Sunderland etabliert hat und auch schon zum erweiterten Kader der Nationalmannschaft gehört.
torwart.de: Wieso hat es Ron Robert Zieler so schwer sich durchzusetzen?
Stuckmann: Kasper Schmeichel ist ein sehr guter Torwart und er genießt einen sehr hohen Stellenwert bei Leicester. Und das auch zurecht! Ich denke das Ron-Robert, bevor er dort unterschreiben hat, genau wusste, was ihn dort erwartet. Er wird seine Chance bekommen und dann hoffentlich auch nutzen.
torwart.de: Denkst du schon an eine Karriere nach der Karriere?
Stuckmann: Ich möchte noch 2-3 Jahre auf dem höchstmöglichen Niveau spielen. Ich habe in den letzten zwei Jahren über 60 Spiele gemacht und bin in einer sehr guten körperlichen Verfassung. Solange ich Spaß habe, mich jeden Tag im Training und Spiel zu verausgaben, werde ich weiterspielen. Nichtsdestotrotz beschäftige ich selbstverständlich auch mit der Karriere danach. Ich absolviere ein Fernstudium im Bereich betriebliches Gesundheitsmanagement und habe auch hier in England schon ein paar Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt. Abgesehen davon möchte ich natürlich auch mein Wissen als Torwart weitergeben. Fußball liegt mir selbstverständlich sehr am Herzen und daher ist es auch ein Ziel von mir, in diesem Bereich später zu arbeiten. Auf der anderen Seite ist es auch ein sehr schnelllebiges Geschäft und deswegen möchte ich mir auch etwas aufbauen, das mich unabhängig vom Fußball macht.
torwart.de: Verfolgst du noch deinen Ex-Verein Aachen?
Stuckmann: Selbstverständlich verfolge ich die Alemannia noch (wie auch meinen anderen Ex-Vereine) und es ist sehr traurig anzusehen, was dort in den letzten Jahren passiert ist. Aus der Ferne ist es natürlich schwer zu beurteilen, was dort schief gelaufen ist und ich hoffe, dass der Verein bald wieder auf einen grünen Zweig kommt. Die Fans und die Region verdienen hochklassigen Fußball, dafür muss aber eine vernünftige wirtschaftliche Basis da sein und dann ist es ein langer Weg.
Ich verbinde mit dem Verein sehr viel (beruflich und privat), so dass ich dem Verein auch gerne helfen würde.
torwart.de: Danke für das Gespräch.
Stuckmann: Gerne doch.
Kommentare (0)
Keine Kommentare vorhanden!