torwart.de hatte die Möglichkeit ein ausführliches Gespräch mit Hans-Jörg Butt von Bayer Leverkusen zu führen. Butt gabs Auskunft über seine Tricks beim Elfmeter, seinen Einstieg in den Profibereich sowie aktuelle Ausblicke auf die Bundesliga sowie die WM.
Teil II: Unterstützung der Jugendförderung
torwart.de: Wie wichtig ist es für Dich Vorbildfunktion einzunehmen?
Butt: Aus eigener Erfahrung weiß man, wie wichtig es ist, Vorbilder zu haben. In meiner Kindheit und Jugend gab es solche, denen man nacheiferte. Ich denke, dass wir Profifußballer eine sehr große Vorbildfunktion – gerade eben im Kinder- und Jugendbereich - haben. Dementsprechend sollte man sich auch verhalten.
torwart.de: Welche wichtigen Tipps kannst Du jungen Torhütern geben?
Butt: Das wichtigste ist sicherlich, mit Spaß bei der Sache zu sein. Auch durch Rückschläge sollte man sich den Spaß am Fußball nicht verderben lassen. Wenn sich andeutet, dass man durch erste Erfolge, wie z.B. die Berufung in eine Landesauswahl, die Chance bekommt, leistungsmäßig zu spielen, sollte mach sich auf alle Fälle nicht verrückt machen lassen und weiterhin die Dinge realistisch sehen. Wenn man in einer Jugendauswahl spielt, ist es noch ein weiter Weg in den Profibereich. Auch junge Spieler, die den Weg nicht in die Jugendauswahlmannschaften gefunden haben, können weit kommen. Ich oder auch einige andere Bundesligatorhüter haben nie in einer Landesauswahl gespielt. Wir haben vielleicht anfänglich weniger Talent als andere gehabt oder wurden einfach nicht gesichtet, da wir in kleinen Vereinen spielten. Letztlich setzt sich bei ähnlichem Talent meines Erachtens derjenige durch, der den stärkeren Willen besitzt. Man darf sich auf dem Weg in den Profibereich nicht ausruhen, man muss ständig an sich arbeiten.
Es schadet bestimmt nicht, wenn man lange Zeit insbesondere als Torhüter in einem kleinen Verein spielt, bei dem man nicht jedes Spiel hoch gewinnt und nicht sofort durch Profimannschaften gesichtet wird. Bei mir war es so, dass ich in der Jugend lange Zeit in der untersten Liga spielte. Später in meiner Jugendzeit spielte ich in Oldenburg, so dass ich nach wie vor Kontakte zu meinem gewohnten Umfeld und damit vor allem zu meiner Familie und zu meinen Freunden halten konnte. Oftmals ist es so, dass man bei kleineren Vereinen ein ganz anderes Verantwortungsgefühl entwickelt. Unsere Mannschaft spielte damals eher durchschnittlich und war somit von meinen Leistungen abhängig. Ich musste daher immer meine Leistung bringen, damit man Erfolg haben konnte. Wenn man im Gegensatz dazu bei einem Bundesligisten in der Jugend spielt, hat man oftmals die Situation, dass man als Torwart wenig gefordert ist und sich auch mal verstecken kann. Es ist offenkundig, dass dies für die Entwicklung nicht so gut sein kann. Wenn man relativ lange unten spielt und sich nach oben orientieren kann, entwickelt man einen ganz anderen Willen, der sehr leistungsfördernd wirken kann.
Weiter ist es sehr wichtig, bereits in jungen Jahren möglichst mit einem Torwarttrainer die Grundtechniken des Torwartspiels zu erlernen. In späteren Jahren ist es sehr schwierig, in diesem Bereich noch aufzuholen. Ich habe mich zwar erst mit 16 Jahren für das Tor entschieden, hatte aber mit 13 bereits regelmäßiges Torwarttraining. Das macht sich heute bezahlt. Wir hatten damals das Glück, dass wir einen sehr engagierten Torwarttrainer in unserem kleinen Verein hatten. Eckard Paradies führte regelmäßiges Torwarttraining für die Torleute ein. Es gab einige Torhüter, die es aus unserem kleinen Verein zu höherklassigen Mannschaften geschafft haben. Heute ist mein damaliger Torwarttrainer sogar Torwarttrainer bei den Werder Bremen Amateuren und in Wilhelmshaven. Interessant ist, dass wir beide voneinander profitiert haben. Er hatte mit mir die erste Torwartausbildung durchgeführt und er konnte sich einen sehr guten Ruf als Torwarttrainer erarbeiten.
torwart.de: Die Firma Uhlsport organisiert jedes Jahr Torwartcamps und Torwartevents, bei denen Nachwuchstorhüter trainieren können und mit Profis zusammenkommen. Wie findest Du derartige Veranstaltungen?
Butt: Ich finde solche Veranstaltungen richtig klasse. Die Kinder und Jugendlichen haben die Möglichkeit, sich mit Gleichaltrigen aus anderen Vereinen zu messen, sich einzuordnen und Gleichgesinnte kennen zu lernen. Die Teilnehmer sind sehr motiviert und lernen viele nützliche Trainingstipps kennen. Sie bekommen von den professionellen Trainern sehr gute Anleitungen, um sich weiter zu verbessern.
Es ist sicherlich auch sinnvoll, dass Trainer zu einem solchen Torwarttag kommen und sich Anregungen holen. Sehr interessant für Teilnehmer ist es natürlich, wenn von Profitorhütern eine Demonstration gemacht wird. Man sieht dann aus nächster Nähe, wie die Profis Ihren Job ausführen. Als Profitorhüter war ich auch schon einige Male bei den Torwarttagen von Uhlsport dabei. Ich mache das sehr gerne. Es bedeutet einfach auch mal eine Abwechslung vom Profialltag und es macht einfach Spaß, die Begeisterung bei den Kindern und Jugendlichen zu sehen. In meinem Heimatverein habe ich auch schon Torwartcamps gemeinsam mit Uhlsport organisiert. Für die Jungs aus meiner Heimat, war es natürlich sehr interessant, dass ich mal wieder auf meinem alten Sportplatz in der Heimat trainiert habe. Dadurch konnte ich vielleicht einiges an die Leute zurückgeben, die mir zu Beginn meiner Karriere oder auch in der Jugend geholfen haben.
torwart.de: Was würdest Du jungen Torleuten raten, die in jungen Jahren schon von Beratern kontaktiert werden?
Butt: Ich bin bisher immer sehr gut ohne Spielerberater zu Recht gekommen. Ich glaube, wenn der sportliche Erfolg da ist, dann werden die Vereine automatisch auf einen aufmerksam. Als ich im Amateurbereich spielte, sind die Vereine direkt auf mich zugekommen. Wenn man es sich nicht zutraut, mit den Vereinen über finanzielle Dinge zu sprechen, dann kann man sich einen Anwalt nehmen, der in solchen Fragen unterstützt. Ich denke, auch für die persönliche Entwicklung ist es besser, wenn man möglichst viele Dinge selbst regelt und sich unabhängig von Beratern bewegen kann.
Junge Spieler, die bereits in der Oberliga spielen, sollten nicht meinen, dass sie durch einen Berater in den Profibereich reinrutschen können. Der Berater kann zwar den Kontakt zu Profivereinen herstellen, der eigentliche Schritt in den Profibereich kann aber nur aufgrund von überdurchschnittlichen Leistungen gemacht werden.
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