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„Nicht riechen, nicht schmecken“ - Teil 2

Andreas Reinke über den Zusammenprall, der seine Karriere beendete

von Alex Raack 


torwart.de: Wie schwer fiel es Ihnen, die aktive Karriere einfach so zu beenden?

Reinke: Gar nicht. Ich habe unter der Sache einen Schlussstrich gezogen und Aus.

torwart.de: Kein Fernweh?

Reinke: (energisch) Ne! Sicherlich fiel es mir deswegen leichter, weil ich ohnehin auf das Ende meiner Karriere zusteuerte. Selbst wenn ich mich nicht verletzt hätte – so konnte ich selbst entscheiden.

torwart.de: Welche Auswirkungen hatte Ihr Fall auf die Bundesliga?

Reinke: 2006 passierte ja auch das Ding mit Petr Cech und die Diskussion kam auf, ob man Torhüter mehr schützen müsse.

torwart.de: Sollte man das?

Reinke: Auf jeden Fall! Nur hat sich seitdem überhaupt nichts getan. Stürmer gehen im Luftduell mit den Ellenbogen gegen den Torhüter oder grätschen frontal rein. Bei mir war es ein Unfall, aber die Verletzungsgefahr besteht für Torhüter jeden Tag. Es geht mir ja nicht um harte Zweikämpfe. Körper an Körper, das gehört dazu. Aber diese ganzen unfairen Aktionen, sei es Nachtreten, auf die Füße steigen, mit den Ellenbogen arbeiten. Da müssen erst wieder Knochen brechen, bis vielleicht mal wieder eine Diskussion über die Sicherheit von Torhütern aufkommt.

torwart.de: Sie haben Petr Cech erwähnt. Der trägt seit seiner Schädelverletzung einen Rubgy-Helm. Hätten Sie den auch getragen?

Reinke: Ich glaube nicht. Ich habe ja nach meiner Rückkehr zunächst eine Gesichtsmaske getragen, die aber nach zwei Wochen wieder abgelegt, weil es mich gestört hat. Der Helm von Cech ist wohl eher eine Maßnahme für Psyche, damit fühlt er sich sicherer. Ich brauche das nicht. Wenn alle ein bisschen aufpassen, dass so schwere Verletzungen nicht mehr passieren, reicht das vollkommen.

torwart.de: Ihr alter Verein, Werder Bremen, dümpelt momentan im Mittelfeld der Tabelle. 2004 sind Sie mit Werder Meister geworden, nach einem 3:1-Auswärtssieg gegen Bayern München…

Reinke: Wahrscheinlich unser bestes Spiel. Wie die Bayern so sind gab es vor dem Spiel das große Laberlaber, was weiß ich, was die alles mit uns machen wollten. Wir hatten damals ein super Team, da musste keiner groß was sagen, die Antwort haben wir auf dem Platz gegeben. 3:0 stand es zur Halbzeit, das waren womöglich die besten 45 Minuten, die es in den vergangenen zehn Jahren Bundesliga gegeben hat.

torwart.de: Ihr Gegenüber damals: Oliver Kahn. Der ist nun Vergangenheit, in der Gegenwart steht Michael Rensing zwischen den Pfosten und muss sich einige Kritik gefallen lassen. Was halten Sie von Rensing?

Reinke: Grundsätzlich vermeide ich es irgendwelche Kollegen zu bewerten, obwohl ich sie nur aus der Ferne beurteilen kann. Es gibt schon genügend Dummschwätzer. Michael habe ich vor einiger Zeit mal kennen gelernt, der hat was drauf und muss sich jetzt einfach durchbeißen.

torwart.de: Sie hatten ebenfalls Hürden zu überwinden, vor allem während Ihrer Zeit in der ehemaligen DDR.

Reinke: Damals wurde man ja delegiert, nicht transferiert. Meinen Wechsel in die Oberliga haben die Verantwortlichen verhindert. Die sagten zu meinem Vater: „Wenn dein Junge nicht in die Partei eintritt, spielt er auch nicht in der Oberliga. Das kam für mich und meinen Vater aber nicht in Frage. Ihn hatte die Stasi ohnehin auf dem Kieker, er war LKW-Fahrer. Hinzu kam sicherlich auch, dass wir über meine Mutter Westverwandtschaft in Rotenburg hatten.

torwart.de: Später sind Sie zum HSV gewechselt – und mussten nebenbei als Pizzafahrer arbeiten. Stimmt das?

Reinke: Ja, sicher. Ich wohnte damals noch in einer WG, unter anderem zusammen mit Stefan Schnoor, und habe Pizza ausgefahren. Als Vertragsamateur hast du damals nicht so gut verdient. Später habe noch Eis ausgefahren, für Langnese. Hat Spaß gemacht.

torwart.de: Bis 1990 haben Sie für Ihren Heimatverein Dynamo Schwerin gespielt, besteht der Kontakt heute noch?

Reinke: Sicher, ich habe einen guten Draht zum Verein. Ich habe oft mit Spielern oder Verantwortlichen zu tun.

torwart.de: Steht Ihr Angebot noch für den Klub als Stürmer aufzulaufen?

Reinke: Ach, inzwischen bin vielleicht zu alt dafür. Da würde man nicht groß was mit mir anfangen können. Aber ich spiele ja noch.

torwart.de: Für wen?

Reinke: In unserer Freizeitfußball-Mannschaft. K&K Suckow heißen wir. Im November 2007 gegründet. Jetzt machen wir Firmencups unsicher.

torwart.de: Und Sie stehen im Tor?

Reinke: Nein, ich höre so auf, wie ich meine Fußball-Karriere begonnen habe. Als Stürmer.

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