torwart.de: Motiviert es dich besonders, dass mit René Adler und Robert Enke zwei Torhüter im Nationalteam sind, die aus der ehemaligen DDR kommen?
Mickel:: Ich verfolge zwar den Weg der beiden, aber motivieren tut mich das nicht. Jeder muss seinen eigenen Weg finden, um erfolgreich zu sein.
torwart.de: Legt man in der ehemaligen DDR mehr Wert auf das Torwartspiel?
Mickel:: Das kann ich nicht beurteilen. Ich habe nur bis zu einem halben Jahr nach meiner Geburt dort gelebt. Erfahrungen mit anderen Kollegen zu diesem Thema habe ich bisher auch nicht ausgetauscht.
torwart.de: Ist es nicht Ironie, dass in Cottbus mit Gerhard Tremmel ein waschechter Münchner die Nummer eins ist, wenn es im Osten so viele gute Keeper gibt?
Mickel:: Die guten Torhüter verteilen sich eben überall hin. Erkennbar ist, dass viele gute Torleute aus dem Osten zu Vereinen im Westen gehen. Deshalb ist bei Vereinen im Osten eben des öfteren ein Platz zwischen den Pfosten frei. Dass in Cottbus kein Torwart spielt, der aus der eigenen Jugend kommt, hängt wohl damit zusammen, dass Energie immer gegen den Abstieg spielt. Da tut man sich als Trainer schwer, einem jungen Torhüter zu vertrauen.
torwart.de: Welchen Stellenwert nimmt bei dir mentales Training ein?
Mickel:: Im Verein gibt es das nicht, bei der Nationalmannschaft kann man aber zum Psychologen gehen. Mit ihm bespreche ich zum Beispiel Situationen aus dem voran gegangenen Spiel.
torwart.de: Wie läuft ein solches Gespräch ab?
Mickel:: Ich schildere dem Psychologen Situationen, bei denen ich nicht so gut ausgesehen habe. Er gibt mir im Gespräch dann vor allem das Gefühl, dass Fehler passieren können. Danach legt er den Schwerpunkt darauf, mich für kommende Situationen stark zu machen. Die nächste Aktion ist schließlich wichtiger als die letzte.
torwart.de: Ist bei den Gesprächen auch ein Trainer dabei?
Mickel:: Nein, die Gespräche laufen unter vier Augen ab.
torwart.de: Hast du spezielle Rituale, mit denen du dich vor einem Spiel besonders motivierst?
Mickel:: Ich höre laute House-Musik. Das pusht mich und hilft mir, hochkonzentriert ins Spiel zu gehen.
torwart.de: Ziehst du dich vor dem Spiel eher in dich zurück oder suchst du den Kontakt zur Mannschaft?
Mickel:: Beim Umziehen schalte ich ab und gehe danach auch allein auf den Platz.
torwart.de: Und wie beruhigst du dich nach dem Spiel?
Mickel:: Mit ruhiger Musik. Dabei kann ich am besten über das Match nachdenken.
torwart.de: Als Torwart ist man ja eher Einzelkämpfer. Was macht dich zum Teamplayer?
Mickel:: Ich rede im Spiel viel mit den Kollegen. Da sie mehr Ballkontakte haben, machen sie auch mehr Fehler als ich. Als Torwart kann ich da jeden Einzelnen wieder aufbauen. Ich habe als Keeper keine Sonderstellung und fühle mich beim Rest der Mannschaft auch nicht „außen vor“.
torwart.de: Charakterisierst du dich eher als extrovertierten oder introvertierten Torwart?
Mickel:: Ich bin eher einer, der sich äußert. Im Spiel und in der Halbzeitpause bringe ich mich verbal allerdings nur positiv ein. Erst nach der Partie diskutiere ich mit den anderen bestimmte Spielsituationen durch, wenn es Gesprächsbedarf gibt.
torwart.de: Dein Sternzeichen Widder steht für geballte Impulsivität. Ist diese für einen Torwart eher Nach- oder Vorteil?
Mickel:: Impulsiv zu sein, macht die Sache manchmal etwas schwieriger. Ich kann mich aber trotzdem gut konzentrieren und mich mit der Impulsivität noch ein paar Prozent extra pushen.
torwart.de: Was sind deine kurz- und mittelfristigen Ziele?
Mickel:: Kurzfristiges Ziel ist es, den Verein zu wechseln. Vielleicht klappt es im Winter doch noch mit dem Transfer zum HSV, das Thema habe ich noch lange nicht abgehakt. Mittelfristig möchte ich mich als Stammtorhüter etablieren. Dabei ist es mir lieber, ein oder zwei Ligen tiefer zu spielen als in der Bundesliga auf der Bank zu sitzen. Das würde ich aber schon mal gerne mitnehmen. Auch deshalb wäre ein Wechsel zum HSV sehr attraktiv für mich.
torwart.de: In welcher Weise arbeitest du mit deinem Handschuhlieferanten zusammen?
Mickel:: Ich habe keinen eigenen Vertrag mit einem Ausrüster, sondern bekomme von Uhlsport die Handschuhe zur Verfügung gestellt. In Werbeaktivitäten des Ausrüsters bin ich bisher nicht eingebunden.
torwart.de: Vielen Dank, Tom Mickel. torwart.de wünscht für die Zukunft alles Gute und viel Erfolg!
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