Nach dem Abstieg, der beinahe schon die logische Konsequenz der Entwicklung der letzten Jahre war, musste die Hertha, die mittlerweile finanziell höchst angeschlagen ist, große Einsparungen vornehmen. Aufgrund dessen wurde wenige Stunden, bevor Schwolows Wechsel zu Union bekannt gegeben wurde, der Vertrag mit dem Torwart im beiderseitigen Einverständnis aufgelöst. In erster Linie erfolgte die Vertragsauflösung aufgrund des hohen Gehaltes Schwolows und darüber hinaus durch den Umstand, dass man bei der Hertha schon vor der letzten Saison nicht mehr mit dem 31-Jährigen plante. So wechselte Schwolow zu Schalke, das eine Hinrunde zum vergessen absolvierte und sich erst in der Rückrunde fangen konnte, dennoch den Abstieg knapp nicht mehr abwenden konnte. Schwolow wurde zu Beginn der Rückrunde von Fährmann abgelöst, spielte dann aber wieder stark, als sich dieser in den letzten Wochen der Saison verletzte. Damit konnte Schwolow zumindest nachweisen, dass er in der Bundesliga nach wie vor mithalten kann.
Bei der Hertha stand aber schon unmittelbar nach dem Abstieg fest, dass Schwolow endgültig den Verein verlassen sollte, um das üppige Gehalt einzusparen. Doch war Schwolow nicht der einzige Keeper, der den Klub im Sommer verlassen sollte. Auch Oliver Christensen, in der abgelaufenen Spielzeit Herthas Nummer 1, sollte bei einem entsprechenden Angebot Berlin verlassen. Schnell gab es Gerüchte, um Interesse aus der Premier League. Demnach sollte der dänische Nationaltorhüter, der sich im Laufe der Saison als guter Torhüter der Hertha entwickeln konnte, zu Brighton Hove & Albion wechseln. Doch dieser vermeintliche Wechsel wurde bisher nicht vollzogen, obwohl er einige Millionen einbringen soll. Mittlerweile aber erweist sich der bisherige Verbleib von Christensen als die richtige Entscheidung, denn aufgrund der Entwicklung der letzten Tage wird es immer wahrscheinlicher, dass Christensen auch in der kommenden Spielzeit in der zweiten Liga die Nummer 1 sein könnte und damit helfen soll, den sofortigen Wiederaufstieg zu realisieren.
Ursprünglich sollte Rückkehrer Marius Gersbeck, der sich in den vergangene 4 Jahren beim KSC zu einem starken oder zu einem der stärksten Zweitliga-Torhüter entwickelt hatte, in der neuen Saison die Nummer 1 bei der Hertha werden. Die Hertha machte von einer Rückkaufklausel in Höhe von einer Viertel-Million Euro Gebrauch. In Kombination mit einem Verkauf von Christensen wäre es wirtschaftlich ein sehr guter Schritt gewesen, denn sportlich kann Gersbeck den angedachten Wechsel Christensens zumindest in er zweiten Liga kompensieren. Ob dies auch in der ersten Bundesliga der Fall wäre, müsste Gersbeck bei einem Aufstieg unter der Maßgabe beweisen, dass er dort dann auch spielen dürfte.
Derzeit aber scheint fraglich zu sein, ob Marius Gersbeck in absehbarer Zeit überhaupt für seinen Heimatklub auflaufen wird, denn aufgrund einer körperlichen Auseinandersetzung im Trainingslager in Österreich ist der Torwart nach wie vor bis auf weiteres suspendiert worden. Eine Rückkehr ist offiziell bislang nicht angedacht. Vielmehr liegen nunmehr drei Zeugenaussagen vor, die nach einem Bericht der „Sport BILD“ den Keeper schwer belasten. So soll der letzte vernommene Zeuge, ein aus Berliner Ultra-Kreisen, mit dem Torwart sehr guter Bekannter Gersbecks, ausgesagt haben, dass der Keeper das bereits am Boden liegende Opfer mit Schlägen und Tritten weiterhin attackiert haben soll. Aufgrund der anhaltenden Ermittlungen, ein zukünftiger Strafprozess ist überdies anhand der bisherigen Beweise sehr wahrscheinlich - wurde der Keeper vom Trainings- und Spielbetrieb freigestellt. Wie die finale Entscheidung aussehen wird, ist derzeit offen. Zum Saisonauftakt am Samstag wird Oliver Christensen als Nummer 1 im Tor stehen. Auf Nachfragen der „BILD“ bei einer Pressekonferenz äußerte sich Herthas Trainer Pal Dardai ausführlich zu Marius Gersbeck: „Es war ein Riesen-Spaß, mit Marius Gersbeck zu arbeiten- bis zu diesem Punkt. Ab jetzt müssen wir schauen, was passiert. Als Trainer habe ich für das Trainingslager eine konsequente Entscheidung getroffen. Er soll das Trainingslager verlassen und nach Hause gehen. Das muss jeder verstehen. Es gibt jetzt viele Sachsen, die man prüfen muss. Und dann wird bestimmt ein Punkt kommen, an dem auch Konsequenzen kommen. Positiv oder negativ.“ Allerdings sagte Dardai weiter, dass er grundsätzlich gern mit dem Torhüter weiter arbeiten möchte: „Wenn es möglich ist, wollen wir ihm schon helfen. Einen Gersbeck brauche ich eigentlich. Das ist die Wahrheit. Aber der Verein ist wichtig, die >Vorbildfunktion ist wichtig. Wir müssen alles prüfen. Das muss auch jeder verstehen.“ Eine etwaige negative Auswirkung auf die Mannschaft konnte der Trainer aber nicht ausmachen: „Ich habe nicht mitgekriegt, dass das die Mannschaft negativ belastet hat. Wir haben alle hart gearbeitet, dafür haben die Jungs auch ein kleines Lob verdient nach so einem Trainingslager. Das muss man auch sehen.“
Zumindest nach derzeitigem Stand ist der Plan, den die Hertha auf der Torwart-Position im Sommer verfolgt nicht vollständig aufgegangen- zu viel hängt von der weiteren noch ausstehenden Verfahrensweise mit Gersbeck ab. Die nächsten Wochen werden nun zeigen, wie sich die Hertha entscheidet, nunmehr nicht nur aus sportlicher und wirtschaftlicher, sondern unter Umständen auch aus moralischer und juristischer Sicht.
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