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FC Schalke 04: Weiterhin keine Ruhe auf der Torwart-Position

Nach 7 Spieltagen wechselt Trainer Grammozis die Nummer 1

Autor: Tobias Rübe - 1.10.2021

 

Es ist das nächste Kapitel in der schier unendlichen Torwart-Geschichte auf Schalke. Ralf Fährmann wurde nun zum wiederholten Male aus dem Tor ausgenommen, ihm folgt nun Martin Fraisl als neue Nummer 1. Für Fährmann ist die Degradierung damit aber noch nicht abgeschlossen. Wie der Kicker berichtet, soll Fährmann im Spiel gegen Hansa Rostock, welches Schalke 04 mit 2:0 gewann, nur auf der Bank Platz genommen haben, da Michael Langer, ursprünglich die Nummer 3 im Schalker Tor, derzeit verletzt ist. Daher ist das Schalker Urgestein im Grunde genommen nur noch die Nummer 3.

Was Grammozis dazu bewogen hat, den Keeper nach 7 Spielen zu wechseln, erklärte der Trainer folgendermaßen: „Das war keine Entscheidung gegen Ralf Fährmann, sondern für Martin Fraisl. Er hat uns im Training gezeigt, dass er unbedingt in die Mannschaft will." Gegenüber Sky präzisierte Grammozis seine Aussage noch: „Wir sind im Leistungsfußball. Ich stelle nicht nach Vertragsdauer oder nach Typen auf, sondern muss Entscheidungen treffen. Alle drei Torhüter haben sich im Training gegenseitig hochgeschaukelt, das war so etwas wie positiver Hass."

Bei genauerer Betrachtung werfen diese Aussagen aber durchaus Fragen auf, denn in der vergangenen Saison begründete der Trainer seine Wahl von Fährmann gegenüber Rönnow damit, dass Fährmann auch in der zweiten Liga noch zur Verfügung stünde und er über eine langjährige Schalker Vergangenheit verfügt. Ein Leistungsgedanke kam dabei seinerzeit nicht zur Sprache. Ebenso erscheint es fragwürdig, dass es keine Entscheidung gegen Fährmann gewesen sein soll, wenn dieser nun in der Hierarchie tatsächlich auch noch hinter Michael Langer fallen sollte, denn eine Erklärung nach dem Leistungsprinzip bliebe auch hierbei aus. Zumal er damit auch Fährmann endgültig ausbooten würde und dem Großverdiener unter den Torhütern das Signal geben würde, dass er den Verein verlassen soll. Besonders pikant ist dabei, dass Fährmann erst im August seinen Vertrag bis 2025 verlängert hatte und dabei - zum Wohle des Vereins - einer deutlichen Kürzung seiner Bezüge zugestimmt hatte. Damals betonte vor allem Sportdirektor Schröder die Wichtigkeit Fährmanns im Verein und auch die freiwillige Gehaltsreduzierung, da der Verein nach wie vor finanziell schwer angeschlagen ist und immer noch latent die Insolvenz drohen könnte.

Im Sommer musste mit Markus Schubert bereits ein sehr gut bezahlter Torhüter den Verein verlassen. Ihm wurde seinerzeit ein Wechsel klar ans Herz gelegt, indem man den jungen Torhüter mit Stammplatz-Ambitionen zuerst zur Nummer 3 degradierte und wenig später ablösefrei noch in die Niederlande abgab. Dies wirkte bereits im Sommer unglücklich und sorgte bei den Fans nicht unbedingt für positives Feedback. Doch nun fallen die Fan-Reaktionen noch viel deutlicher aus. Es herrscht blankes Unverständnis, den Torhüter derart zu degradieren. Fährmann hat sich trotz Leistungsschwankungen über die Jahre hinweg verdient gemacht und stand grundsätzlich bis auf ein einjähriges Intermezzo in Frankfurt immer bei Schalke unter Vertrag, wenngleich er in den letzten 3 Jahren auch dreimal verliehen wurde.

Auch ein ehemaliger Schalker Torhüter meldete sich nun zu Wort. Timo Hildebrand, einst Teamkollege und Unterstützer von Fährmann, sagte gegenüber Sport 1: „Da fällt mir eigentlich nur ein: Schon wieder? Verrückt - ich weiß nicht, wie oft Ralf das noch mitmachen muss." Darüber hinaus merkte Hildebrand noch an, dass es keinen weiteren Spieler gäbe, der sich so sehr mit dem Verein identifiziert wie Fährmann.

Fährmann selbst war nach dem 1:2 gegen Karlsruhe in die Kritik geraten, als er die Karlsruher Führung verschuldete. In den folgenden Tagen deutete sich der Torwartwechsel bereits an. Fährmann gab sich kämpferisch und war gleichwohl noch optimistisch, seinen Stammplatz weiterzubehalten, doch intern war die Entscheidung bereits gefallen. So monierte Grammozis nicht nur die Fehler von Fährmann, sondern eben auch die fußballerisch eher mäßigen Fähigkeiten sowie mangelnde Selbstkritik. Darüber hinaus senkte auch Torwarttrainer Will Coort den Daumen, wobei Coort bereits im Sommer als Kritiker von Fährmann galt.

Fraisl wiederum konnte das Spiel gegen Rostock nutzen, um Werbung für sich zu machen und seinen neuen Status zu sichern. Auch Grammozis lobte die Leistung des 28-jährigen Österreichers, der er kurz vor dem Ende der Transferfrist zu Schalke stieß, da Fährmann damals an Covid-19 erkrankte. Nun wird der Zweitliga-erfahrene Keeper das Projekt Wiederaufstieg bereichern. Schalke ist derzeit 8. nach 7 Spielen, hat aber derzeit nur 2 Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz.

Gleichzeitig zieht sich das Torwarttheater schon seit Jahren bei den Knappen. Nach der Ära Neuer präsentierte Schalke immer wieder neue Hoffnungsträger im Tor und oft dachte man, dass man nun den legitimen Nachfolger für den nunmehr fünfmaligen Welttorhüter gefunden hatte. Wirklich durchsetzen konnte sich keiner der Torhüter. Am ehesten traute man die Nachfolge Alexander Nübel zu, doch dieser wechselte 2020 selbst nach München und ist derzeit aufgrund mangelnder Spielpraxis zu AS Monaco verliehen. Allerdings sorgte dieses ständige Wechseln der Nummer 1 zu zusätzlicher Unruhe, die eine Mitschuld am Untergang beziehungsweise am Abstieg von Schalke 04 trägt. Es wäre daher dem Verein und den Fans zu wünschen, wenn sich auf Schalke ein Torhüter für einen langen Zeitraum festspielen könnte, um auch Königsblau wieder in der Bundesliga zu einer festen Größe zu etablieren.


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