torwart.de: Das heißt, die Saison 2006/07 war richtungweisend für dich.
Kessler: Ja. Wenn dieses Jahr nicht so gut gelaufen wäre, wäre ich jetzt wohl nicht mehr beim 1.FC Köln.
torwart.de: Du hättest ja aber Alternativen gehabt… Wäre das Angebot, das Dir der VfL Bochum gemacht hat, für den Lizenzbereich gewesen?
Kessler: Nein, das wäre auch für die U23 gewesen, allerdings mit der Möglichkeit, dauerhaft mit den Lizenzspielern zu trainieren, die ich in Köln zu diesem Zeitpunkt nicht hatte. Außerdem kenne ich den Torwarttrainer des VfL Peter Greiber aus der Jugend sehr gut.
torwart.de: Um nochmals auf die Saison 2006/07 zurückzukommen: Was nimmst Du aus dieser "Achterbahnfahrt" für Dich selbst und für den Verlauf Deiner Karriere mit?
Kessler: Ich glaube, die Erfahrung, dass im Fußball nicht immer alles positiv läuft, ist gerade für junge Spieler sehr wichtig. Die Saison hat mich vor allem gelehrt, dass ich mich nicht auf meiner derzeitigen Situation ausruhen darf, sondern, dass ich jeden Tag hart an mir arbeiten muss und das Maximale abrufen muss, um zu sehen, wie weit ich noch kommen kann.
Die Konkurrenz schläft eben nicht. Und genauso schnell, wie es in diesem Jahr aufwärts ging, kann es auch wieder abwärts gehen. Da darf man nicht locker lassen!
torwart.de: Wenn Du als Profi Dir ein Länderspiel ansiehst, fieberst Du dann mit, oder betrachtest Du Mannschaft und vor allem Torhüter eher kühl und analytisch?
Kessler: Gerade weil es wahrscheinlich für jeden Fußballprofi, natürlich auch für mich, ein Traum ist, einmal für seine Nationalmannschaft aufzulaufen, fiebert man mit. Auch bei der WM war ich euphorisch, ob zuhause mit Freunden, oder in Köln beim Public Viewing…
torwart.de: Was sind denn nun die nächsten Schritte und Ziele in Deiner Karriere?
Kessler: Zunächst auf jeden Fall weiter Einsätze und damit Erfahrung zu sammeln und natürlich am Ende der Saison mit dem Verein aufzusteigen. Außerdem möchte ich dem Verein auf jeden Fall beweisen, dass ich Mondragon mittelfristig beerben könnte.
torwart.de: Noch eine Frage zu Christoph Daum: geht er speziell auf Euch Torhüter ein, oder überlässt er Euch dem Torwarttrainer?
Kessler: Größtenteils ist der Torwarttrainer, Holger Gehrke, für unsere Entwicklung verantwortlich. Ich habe ein gutes Verhältnis zu ihm. Man lernt bei ihm gerade das moderne Fußballspiel. Es geht ja nicht nur darum, Bälle zu halten, sondern auch darum, dass man etwa eine schnelle Spielfortsetzung hat, oder schnell von Abwehr auf Angriff umschalten kann. In dem Fall kann ja der Torwart auch der erste Angriffsspieler sein. Bei Mondragon kann man diese Dinge sehr gut beobachten; er versucht immer sehr schnell umzustellen, das Spiel mit langen, weiten Abstößen schnell zu machen, oder auch Konter einzuleiten. Das alles gehört zum modernen Torwartspiel.
torwart.de: Was machst Du denn eigentlich, wenn Du nicht gerade Fußball spielst?
Kessler: Wenn das Wetter entsprechend gut ist, spiele ich sehr gerne Beachvolleyball. Ich habe in der Jugend fast jede freie Minute mit Freunden auf einem Beachvolleyballfeld bei einem Jugendzentrum in meinem Heimatort verbracht. Das schöne daran ist, dass man ähnlich wie im Tor auch beim Beachvolleyball Gefühl in den Fingern haben muss. Beachvolleyball ist eine schöne Abwechslung zum Fußball, für die ich leider im Moment immer weniger Zeit habe.
torwart.de: Du hast außerdem geplant, eine Web-Seite zu aktivieren?
Kessler: Genau; es wird eine neue Homepage geben. Sie ist gerade in Planung.
torwart.de: Mit welchen Zielen wirst Du Dich als Profisportler im Internet präsentieren?
Kessler: Das soll natürlich hauptsächlich für die Fans sein. Meine Fans finden hier Möglichkeiten, sich über mich zu informieren und auch über das Gästebuch mit mir in Kontakt zu treten. So kann ich meinen Fans etwas von der positiven Resonanz, die ich von ihnen erfahre, zurückgeben. Diese Art der Kommunikation gehört für mich unbedingt zum modernen Profifußball dazu.
torwart.de: Du bist ausgerüstet mit Uhlsport Material. Uhlsport ist
bekannt für sehr guten Service gegenüber den Vertragspartnern?
Kessler: Genau. Das hat mich überzeugt und das nutze ich auch. Ich habe schon in der Jugend sehr gute Erfahrungen mit Uhlsport gemacht. Man wird dort einfach nicht wie eine Nummer behandelt und die Produkte sind einfach gut. Wenn es nach mir ginge könnte ich mir eine ganze Karriere mit Uhlsportausrüstung vorstellen. Ich habe noch nie bessere Handschuhe getragen.
torwart.de: Schaut ihr Euch als Torhüter eigentlich auch speziell aufbereitete Spielszenen an? Wie ist das Multimediatechnisch bei euch in Köln gelöst?
Kessler: Jeder Spieler hat einen Video-Player, den er vor jedem Spiel
neu bespielt bekommt. Das ist quasi der fast schon legendäre "Jens-Lehmann-Zettel"
in multimedialer Form. Ich kann darauf etwa sehen, in welche Ecke meine Gegenspieler
gewöhnlich schießen. Auf den Playern sind sowohl Clips, die für die ganze Mannschaft
relevant sind, also auch positionsspezifische, die dann nur auf denen der betreffenden
Spieler zu finden sind. Bei uns zum Beispiel Elfmeterclips. Im Spiel handelt
man aber doch instinktiv und verlässt sich auf die Intuition. Oft ist dann gar
keine Zeit, um an solche analytischen Dinge zu denken. Und wenn man sich ständig
mit diesem Beruf auseinandersetzt, dann weiß man gewisse wichtige Dinge auch
ohne sie vor dem Spiel noch einmal zu sehen.
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