torwart.de: Das heißt, Du beschäftigst Dich im Vorfeld mit Deinen Gegnern und versuchst Informationen anzuhäufen?
Kessler: Das ist natürlich für Lizenzspieler, wenn man seine Gegner im Fernsehen beobachten kann, einfacher als noch in der U23. In dem Fall bekommt man viele Informationen vom Trainer. Jetzt beschäftige ich mich auch privat über die Medien viel mit der zweiten Bundesliga.
Allerdings finde ich auch, dass man den Gegner nicht überthematisieren, sondern sich zuerst auf sich selbst konzentrieren sollte. Man muss hauptsächlich die eigene Leistung kennen und im Griff haben.
torwart.de: Der perfekte Torhüter. Was macht ihn für dich aus?
Kessler: Zuerst einmal denke ich, dass es den einen perfekten Torhüter gar nicht gibt. Es gibt sehr viele Keeper mit sehr vielen sehr guten Eigenschaften. Neben gutem Torwartspiel oder auch guter Strafraumbeherrschung ist es auch wichtig, dass man einfach Fußball spielen kann. Der Trend der Zukunft geht meiner Meinung nach durchaus dahin, dass der Torwart auch der elfte Feldspieler sein kann.
Man sollte schon die Augen offen halten und sich gewisse Dinge von Vorbildern abschauen, aber dann muss man einfach seinen eigenen Stil entwickeln.
torwart.de: Inwiefern haben dich Idole wie Toni Schumacher oder Bodo Illgner beeinflusst?
Kessler: Toni Schumacher war, ich bin 1986 geboren, eher vor meiner Zeit. Als ich aber Bodo Illgner bei meinem allerersten Stadionbesuch im Tor gesehen habe, da war mir klar, dass auch ich dort einmal stehen wollte. Er hat eine Wahnsinns-Karriere hingelegt, die man sich heute kaum mehr vorstellen kann und war mir immer ein großes Vorbild. Zur Vorstellung seines Buches hatte ich die Möglichkeit, ihn kurz kennen zu lernen. Der Verlag hatte mich als "neuen Bodo Illgner", wie ich damals in der Presse betitelt wurde, eingeladen. Gerade weil ich mit ihm verglichen wurde, möchte ich, sollte ich irgendwann die Nummer eins werden, auf jeden Fall die gleiche gute Leistung bringen wie er damals.
torwart.de: Was ist denn das Besondere daran, gerade beim FC Köln zu spielen?
Kessler: Ich bin in Köln groß geworden; und es gibt für mich von klein auf diesen großen Traum, beim 1. FC Köln zu spielen. Auch das Stadion und die unglaublichen Fans faszinieren mich immer wieder aufs Neue. Wir spielen in der zweiten Bundesliga und haben bei jedem Heimspiel durchschnittlich 40 000 Zuschauer. Diese Euphorie, die mit dem Verein in Verbindung gebracht wird, ist einfach der Wahnsinn. Und es ist absolut wünschenswert, dass wir dieses Jahr wieder aufsteigen!
torwart.de: Liegt diese gute Stimmung in der rheinischen Mentalität?
Kessler: Ich denke schon, dass dies mit der speziellen, positiven rheinischen
Mentalität zu tun hat. Schauen sie: obwohl wir in der letzten Saison nicht so
gut abgeschnitten haben, haben wir viele Dauerkarten verkauft, die Mitgliederzahlen
im Verein steigen, und wir haben, wie gesagt, regelmäßig 40.000 Zuschauer. Ich
denke, das ist schon einmalig in Deutschland und etwas Besonderes für Köln.
torwart.de: Wie ist es, mit einer Größe wie Christoph Daum zusammenarbeiten? Hat man da am Anfang nicht übermäßigen Respekt?
Kessler: Wenn mir vor einem Jahr jemand gesagt hätte, dass ausgerechnet der Trainer Christoph Daum, der ja vor allem in Köln eine wahre Legende ist, mich zum Profifußballer macht, dem hätte ich wahrscheinlich erst einmal nicht geglaubt.
Gerade dadurch, dass ich immer ein großer Fan des 1. FC Köln war, ist es für mich ein faszinierendes Gefühl so hautnah mit dem Trainer von Spielern wie eben Bodo Illgner zusammenzuarbeiten. Das motiviert mich unheimlich.
torwart.de: Wie lautet das Ziel für die Saison?
Kessler: Wir wollen natürlich Punkte sammeln, um so lange wie möglich oben dabei zu sein, und am Schluss natürlich in den Endspurt gehen und schließlich aufsteigen!
torwart.de: Vielen Dank für dieses sehr interessante Gespräch.
Kessler: Ich bedanke mich.
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