Einst galt Julian Pollersbeck als eines der größten Torwarttalente Deutschlands. Manche sahen in ihm einen zukünftigen Kandidat für die Nationalmannschaft. So wechselte der damals 22-jährige Torhüter 2017 zum Hamburger Sportverein. Dort sollte er sich als Nummer 1 in der Bundesliga etablieren, um dann anschließend den nächsten Schritt zu gehen. Aber in Hamburg pendelte das Talent zwischen Stammplatz und Tribüne. Freilich sorgte auch die allgemeine Entwicklung des HSV dafür, dass auch der 1,95 m große Torhüter keine große Entwicklung nehmen konnte.
Im Sommer 2020 wechselte Pollersbeck nach Frankreich zu Olympique Lyon. Zwar war er von Anfang an als Nummer 2 hinter dem Lyoner Urgestein und Eigengewächs Anthony Lopes eingeplant, doch sorgte allein die Verpflichtung Pollersbecks für einiges Aufsehen. In Hamburg wurde er von dem damaligen Trainer Thioune auf die Tribüne verbannt, um einen Wechsel zu erzwingen. So wechselte er als Nummer 3 eines deutschen Zweitligisten zu einem französischen Europacup-Teilnehmer, um den Posten der Nummer 2 zu übernehmen. Es war zumindest vom Status her ein Fortschritt und ein Aufstieg des Torwarts.
Dennoch war Pollersbeck auch in Lyon zumeist zum Zusehen verdammt. Seit Sommer 2020 standen bisher für ihn lediglich 3 Pokaleinsätze zu Buche- bis zum 3. Oktober. Dort musste Lopes im Spiel gegen Saint-Etienne mit Rot vom Platz, als er außerhalb seines Strafraums ein absichtliches Handspiel beging und damit eine Torchance vereitelte. Pollersbeck wurde eingewechselt und erlebte somit sein Ligue 1 Debüt. Durch die folgende Länderspielpause musste Pollersbeck aber bis zum vergangenen Wochenende warten, bis er auch sein Startelf-Debüt feiern durfte. Dies erlebte er gegen die AS Monaco, wo der zweite deutsche Torhüter spielt, Alexander Nübel. Monaco war in den drei Spielen zuvor immer siegreich und musste gegen Lyon mit 0:1 sich geschlagen geben. Pollersbeck sicherte mit einem guten Spiel den Sieg seiner Mannschaft. So parierte der U21-Europameister von 2017 zweimal stark gegen Gelson Martins und überzeugte auch fußballerisch.
Es muss aber vorerst davon ausgegangen, dass es der zeitweise letzte Pflichtspiel-Einsatz von Pollersbeck gewesen ist. Lopes hat seine Sperre abgesessen und hat auch trotz des starken Spiels seines Konkurrenten seinen Status als Nummer 1 natürlich nicht eingebüßt. In anstehenden Partie von Lyon gegen Nizza am heutigen Sonntag wird Lopes wieder das Tor der Südfranzosen hüten. Aber der deutsche Torwart konnte so zumindest ein Signal an seinen Trainer senden. Er ist zur Stelle, wenn er gebraucht wird.
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