Allgemein: Oliver Kahn äußerst sich zu Torhütern der WM
von T. Schlitzke
Ex-Nationaltorwart Oliver Kahn beklagt nach der Fußball-WM in Russland eine Stagnation im Torhüter-Spiel. Der vor vier Jahren von seinem Nachfolger Manuel Neuer gesetzte Trend zu mitspielenden Schlussmännern hätte sich nicht fortgesetzt, sagte Kahn dem Nachrichtenportal "Focus Online".
"Ich habe bei der Weltmeisterschaft einige starke Keeper gesehen, die viele Grundprinzipien des Torspieler-Spiels nahezu perfekt beherrschen", sagt Kahn: "Hugo Lloris gehört zum Beispiel zu den besten Keepern der Welt auf der Linie und überzeugt durch eine hervorragende Präsenz und ein mutiges, offensives Stellungsspiel. Thibaut Courtois ist unheimlich stark im Eins-gegen-Eins und in der Strafraumbeherrschung. Danijel Subasic konnte sein Selbstbewusstsein durch die vielen gehaltenen Elfmeter aufbauen, seine Erfahrung ausspielen und dadurch enorme Sicherheit ausstrahlen."
Ein Torhüter hat es Kahn während des Turniers in Russland ganz besonders angetan: "Einem Torspieler, wie ich ihn nach dem Finale definiert habe, kommt aber der junge Engländer Jordan Pickford am ehesten nahe. Neben seinen starken Reflexen ist mir vor allem seine ausgezeichnete Spieleröffnung aufgefallen. Im Halbfinale gegen Kroatien spielte er zwar insgesamt weniger Pässe als Subasic, wurde aber doppelt so oft von seinen Mitspielern als Back-up-Libero genutzt."
"Aber auch für Pickford gilt, was für fast alle Torspieler gilt: Er wird nicht optimal eingesetzt", moniert der dreimalige Welttorhüter allerdings und führt aus: "Die Verbesserung der Fußtechniken der Torhüter in den letzten gefühlt 25 Jahren hat nahezu keinen Einfluss auf das Spiel, wenn sie nicht auch entsprechend als Torspieler eingesetzt und noch mehr ins Ballbesitz-Spiel der eigenen Mannschaft eingebunden werden. In meinen Augen ist das Miteinbeziehen des Spielers, der aktuell am wenigsten im Spielaufbau integriert ist, es aber könnte, die naheliegendste und logischste Maßnahme, um in unterschiedlichsten Spielsituationen Überzahl und damit einen klaren Vorteil zu schaffen. Hier sehe ich das größte Potential."<
Kommentare (0)
Keine Kommentare vorhanden!