Bernd Leno/ Deutschland:
Der Trainer der Nationalmannschaft Joachim Löw vertraute erstmals auf den Leverkusener Bernd Leno zwischen den Pfosten im Nationaltor. Kimmich spielte in der Dreierkette neben Boateng und Rüdiger - es waren die Debütanten Nummer 79 und 80 in der Löw-Ära als Nationaltrainer. Deutschland machte das Spiel und Leno musste in der ersten halben Stunde nicht eingreifen, denn die Slowaken waren offensiv zu harmlos. Leno konnte bei schwierigen Platzverhältnissen beim Spielaufbau durchaus überzeugen und zeigte im mutigen Aufbauspiel der Nationalmannschaft keine Schwächen. Doch ohne überhaupt eine torwartspezifische Aktion gehabt zu haben, musste Leno vor der Pause noch zweimal den Ball aus seinem eigenen Tor holen. Die Gegentreffer zum 1:1 und kurz darauf zum 1:2 waren für Leno äußerst unglücklich. Hamsik nahm über 20 Meter vor dem Tor die Kugel an - und haute sie in der 40. Spielminute in den rechten Winkel. Boateng ließ Hamsik frei zum Abschluss kommen, er hätte in dieser Aktion offensiver verteidigen und die Abwehrformation verlassen müssen.
Beim ersten Blick auf das Gegentor wirkt Leno chancenlos, doch beim genaueren Hinschauen sieht man, dass die Ausgangsposition des noch jungen Torhüters nicht optimal war. Er steht einen Schritt zu weit rechts in seinem Tor und schaffte es mit zwei kleinen, schnellen Side-Steps nicht mehr den Ball zu erreichen. Wäre Leno mittiger gestanden und hätte den selben Bewegungsablauf gewählt, hätte dies die Chance erhöht, den Ball mit der übergreifenden Hand zu parieren und sich spektakulär auszuzeichnen. Der Abdruck und die Körper-Streckung waren beim jungen Nationalkeeper durchaus vorhanden, doch die Ausgangsposition verhinderte eine starke Aktion. In diesem Fall fehlten nur Zentimeter.
Und der Ausgleich aus dem Nichts hatte offensichtlich seine Wirkung nicht verfehlt, denn nur drei Minuten später entwischte Duris nach einer Ecke am ersten Pfosten seinem Bewacher - 2:1 stand es in der 44. Spielminute. Ohne einen Ball in der gesamten ersten Halbzeit pariert zu haben, sah Leno auch bei diesem Tor unglücklich aus. Sein Problem ging erneut von der Beinarbeit aus. Bernd Leno kam extrem spät zum Stand (Ausgangsposition) und erst dann riss er die Arme hoch. Ideal wäre es gewesen, wenn er frühzeitig zum Stand gekommen wäre und dabei möglichst parallel seine Arme zum Ball gebracht hätte. Kritik auf hohem Niveau, doch in entscheidenden Situationen und als Backup hinter Manuel Neuer bei der Europameisterschaft, muss man sich mit den Besten messen lassen können. Mit dem doppelten Nackenschlag für Leno und seiner Vorderleute ging's dann auch in die Pause. Ein unglücklicher Abend für Leno bei seinem Nationalmannschaft-Debüt, der trotz den Gegentoren dennoch einen besseren Abend als sein Torhüter-Kollege Marc-André ter Stegen erwischte, der zur Halbzeit für Leno eingewechselt wurde.
Marc-André ter Stegen/ Deutschland:
Mit dem Halbzeitpfiff gab es etwas fürs Kuriositätenkabinett: Ein Unwetter wütete über Augsburg, das die 15-minütige Pause auf 40 Minuten ausweitete. Das Spiel stand sogar kurz davor, komplett abgebrochen zu werden. Lenos Premiere war nach der ersten Halbzeit beendet - ter Stegen übernahm und führte sich denkbar schlecht ein. Nach einer Ecke trudelte Kuckas Volley aufs Tor zu, der Keeper vom FC Barcelona ließ das Spielgerät durch die Hosenträger rutschen - 1:3. Ein Fehler, der auf diesem Nievau unentschuldbar ist, bei dem allerdings viele negative Komponenten möglicherweise eine Rolle spielten. Der Pokal und Champions-League-Keeper des spanischen Traditionsvereins FC Barcelona, musste sich bei widrigen Bedingungen in der Pause warm machen. Er musste zuerst, wegen der langen Halbzeitpause versuchen, seine Konzentration oben zu halten, was in einer solchen Situation äußerst schwierig ist. Nach der mental schwierigen Situation musste sich ter Stegen nun auch den äußeren Bedingungen anpassen.
Als Keeper ist es schwierig, bei strömenden Regen und überflutetem Untergrund, die Spannung hoch zu halten. Man kühlt aus, da der Bewegungsradius eines Torhüters nicht dem eines Feldspielers entspricht und die Torhüter-Kleidung ist nach kurzer Zeit völlig durchnässt und somit ein zusätzlicher Störfaktor. Gut wäre es für den jungen Deutschen gewesen, früh eine Aktion zu haben, die ihm Sicherheit bringt und das Gefühl gibt, am Spiel beteiligt zu sein. Doch dieser Gefallen wurde ter Stegen nicht getan. Das Gegentor war ein sehr schwieriger und tükischer Ball für jeden Torhüter. Auf dem durchnässten Rasenplatz wird der Ball extrem schnell und unberechenbar. Dennoch kam der Ball flach und zentral auf den Torhüter. Ter Stegen verpasste es, frühzeitig das mögliche Durchrutschen des Balls abzusichern, indem er ein Knie hinter seine Hände bringt um den Ball zu blockieren. Er versuchte es, war aber in dieser Situation zu langsam und nicht an die enorme Geschwindigkeit des aufsetzenden Balls eingestellt. Da die nassen Handschuhe den Ball nicht blockieren konnten und die Spannung in den Händen nicht erkennbar war, rutschte der Ball durch die nicht vorhandene Absicherung durch seine Füße ins Tor.
Hätte ter Stegen beide Hände mit Spannung und Entschlossenheit hinter den Ball gebracht, hätte er den Ball immer noch nach vorne abklatschen lassen können, um ihn dann im Nachfassen zu sichern. Möglicherweise war ter Stegen mit dem Kopf schon bei der optimalen Spielfortsetzung und somit im entscheidenden Moment nicht mehr auf den Ball fokusiert. Im Endeffekt ein grober Torwartfehler, der auf diesem Niveau, trotz aller negativen Einflüsse auf diesem Spitzenniveau nie und nimmer passieren darf. In der 60. Spielminute beinahe die endgültige Entscheidung, doch ter Stegen rettete aus kurzer Distanz gegen Hamsik - der durchweichte Boden half ausnahmsweise mit. Eine dennoch gute Aktion des frustrierten deutschen Schlussmanns. In der Folgezeit passierte nicht mehr viel, ter Stegen musste ab und an beim deutschen Aufbauspiel sein fußballerisches Können unter Beweis stellen und tat dies auch größtenteils. Dennoch ein bitterer Abend für ter Stegen, der mit seinem Torwarttrainer beim Nationalteam Andreas Köpke, nun wohl einiges zu besprechen hat.
Matus Kozacik/ Slowakei:
Im Tor der Slowakei stand ein ganz spannender junger Torhüter. Matus Kozacik zeigte über die gesamten 90 Minuten eine konstante Leistung und konnte sich bei mehreren Aktionen auszeichnen. Die deutsche Mannschaft startete ohne Nervosität und Angst in den vorletzten Test vor der Europameisterschaft. Hinten stand die Löw-Elf stabil, nach vorne versuchte sie immer wieder etwas. Nach drei Minuten beinahe mit erstem Erfolg: Eine Ecke von Götze erreichte Boateng, der mit einem Volley Keeper Kozacik zur ersten Parade zwang. Es war ein dankbarer Ball für den slowakischen Schlussmann, der den Ball mit seinen Fingerspitzen ohne Probleme über die Latte lenkte und dabei von seiner Körpergröße und seinem guten Stellungsspiel profitierte. Die Hausherren machten in Augsburg weiter und Gomez scheiterte in der 8. Spielminute nach feiner Einzelleistung erneut an Kozacik. Kozacik war früh im Spiel und konnte schon in dieser frühen Spielphase auf seine Qualitäten aufmerksam machen.
Fünf Minuten später war es dann passiert und Matus Kozacik konnte den Gegentreffer nicht verhindern. Götze wurde im Strafraum von Kucka plump gefoult, Besiktas-Angreifer Gomez ließ sich vom Punkt nicht zweimal bitten und schob den Ball gekonnt oben rechts ein. Auch in der Phase nach dem Führungstreffer kombinierte die DFB-Elf teilweise sehenswert, erspielte sich aber nur noch Halbchancen. Bis zur 30. Minute, in der sich Youngster Leroy Sané die Riesenchance auf sein erstes Länderspieltor bot. Dem Schalker aber versagten die Nerven, Kozacik vereitelte bärenstark. In der eins gegen eins Situation war der Slowake zur Stelle, verhielt sich geschickt indem er lange stehen blieb und reagierte auf den Schuss on Sané. Mit einem starken Reflex konnte der den Ball mit einer Fußabwehr parieren. Da die Slowakei im Laufe der Begegnung immer besser ins Spiel fand, musste Kozacik in der ersten Halbzeit nicht mehr eingreifen. Fußballspielen war in der zweiten Halbzeit allgemein nur noch schwer möglich, die Begegnung glich teilweise einer Wasserschlacht. Draxler prüfte Kozacik in der 55. Spielminute zumindest mal aus der Distanz, Kozacik aber ohne Probleme. Kozacik musste nicht mehr eingreifen und rettete mit seinen Slowenen den 3:1 Sieg über die Weltmeister von 2014 über die Zeit.