Englands Nummer Eins Joe Hart war bislang noch nicht für seine Fähigkeiten als Wahrsager bekannt, aber das ist seit dieser EM anders. Zwei Tage vor dem ersten Spiel der Engländer gegen Russland forderte der Torwart: »Wir müssen skrupelloser an beiden Enden des Feldes auftreten.« Natürlich meinte der Keeper seine Mannschaft. Aber weil sich zeitgleich Russen und Engländer in Marseille die Köpfe einschlugen, bekam Harts Zitat einen komischen Beigeschmack. Sei es drum, England beendete die Partie mit 1:1. Wesentlich skrupelloser agierte England dann im zweiten Spiel gegen Wales, als Daniel Sturrigde in der Nachspielzeit das 2:1 gelang. Ausgerechnet Hart, der seine Mitspieler Tage zuvor mit seiner Aussage hatte zu besseren Leistungen anstacheln wollen, hatte allerdings davor gepatzt. Den Freistoß von Gareth Bale aus 30 Metern streifte Hart lediglich mit den Fingern. Und bekam danach selbst von Sonnenschein Kahn einen Einlauf verpasst. »Warum stellt er da eine Mauer?«, fragte der ZDF-Experte. »Macht er es nicht, hat er völlig freie Sicht, kann den Ball, die ganze Flugbahn einschätzen und den Ball halten. So sieht er ihn erst danach.« Für solche Analysen werden ehemalige Profis später als Experten bezahlt.