Ganz Deutschland diskutiert nach dem Elfmeterschießen nur über die Kritik von Mehmet Scholl am Trainerteam des DFB. Vor allem die Taktik steht dabei im Fokus. Dabei könnte man sich auch mit den Stärken der Deutschen befassen, allen voran Manuel Neuer im Tor.
Bundestrainer Joachim Löw wollte sich zur Kritik nur kurz äußern: "Die Italiener waren nicht nur gegen uns gut, das sind sie generell. Man muss die Italiener mit den eigenen Mitteln schlagen, und manchmal auch mit Intelligenz." Im Detail meinte er: "Die Italiener spielen immer von außen in die Mitte. Das ist berechenbar. Gut, aber berechenbar. Deshalb mussten wir reagieren und die Mitte dicht machen." Und damit war die Sache auch schon erledigt für ihn.
Manuel Neuer wollte zu diesen ganzen Diskussionen wenig sagen. Für ihn war es nur wichtig, dass er im Elfmeterschießen als Sieger vom Platz ging. „Ich hatte noch nie so ein langes und emotionales Elfmeterschießen gehabt“, sagte er später. Neuer auf DFB.de: „Ich habe schon ein paar Elfmeterschießen mitgemacht, aber dass so viele Schützen antreten müssen – das war etwas Besonderes. Wir haben es nach 90 Minuten nicht geschafft, Italien zu bezwingen, nach 120 nicht. Und dann hat einfach dieses Elfmeterschießen, so wie es auch abgelaufen ist, zu dem Duell Italien gegen Deutschland gepasst.“
Am Ende eine Kopfsache
Wie emotional und wichtig das war, konnte man an den Tränen von seinem Gegenüber Gianluigi Buffon erkennen. Für Buffon, der trotzdem weiterspielen will, war es wohl eines der letzten großen Turniere. Was beim Elfmeterschießen auffiel, waren zum einen schlechten Nerven der Schützen, aber auch die Starken der Torhüter. Neuer ärgerte sich aber nur, dass die Italiener so „oft in die Mitte“ geschossen haben. Das hatte er nicht unbedingt auf seinem Plan, den er vorher mit Andy Köpke einstudierte. Dennoch war Neuer relativ häufig auch in der richtigen Ecke. Neuer: „So leicht war das gar nicht. Es war ein Nervenkrieg. Ich habe versucht, mich auf meine Aufgaben als Torwart zu konzentrieren. Natürlich habe ich jedes Mal gehofft, dass der Ball reingeht, wenn ein Schütze von uns an der Reihe war. Manchmal vergeblich. Es war dann so, dass ich mich davon nicht beeinflussen lassen durfte und versuchen mussten, mich zu konzentrieren. Wie gesagt: Das war nicht einfach. Ich habe immer wieder versucht, den Schützen zu lesen.“ Am Ende war es für ihn eine Kopfsache: „Wobei dieses Elfmeterschießen ein Beispiel dafür ist, dass immer die Intuition entscheidet. Es war nicht so, dass ich einen Ball aufgrund meiner Vorbereitung gehalten habe. Jeder Schütze entscheidet immer selbst und vor jedem Schuss aufs Neue, wohin er schießt. Diesmal war es so, dass die Schützen nicht dorthin geschossen haben, wohin sie in der Vergangenheit bevorzugt geschossen hatten. Wahrscheinlich hatten sich die Italiener auch gut vorbereitet – und damit wussten sie, dass ich meine Hausaufgaben gemacht hatte.“
Sollte es also gegen Frankreich zum erneuten Elfmeterschießen kommen, dürfte dem Team mit Neuer im Tor zumindest nicht Bange sein.