Es ist still geworden um Florian Fromlowitz. Der Keeper, der 2009 bei Hannover 96 auf dem Weg nach ganz oben war, spielt nach einem missglückten Engagement in Duisburg heute in Dresden ebenfalls keine Rolle mehr. Im torwart.de-Gespräch äußert sich der Torwart erstmals öffentlich zu den Gründen seiner Aussortierung in Duisburg und erzählt, wieso es keine Perspektive in Dresden für ihn gibt.
torwart.de: Florian, vor kurzem wurdest du vom „kicker“ als Transferflop der Saison bezeichnet. Schmerzt so eine „Auszeichnung“ dich?
Florian Fromlowitz: Ich muss sagen, dass ich nicht mehr viel Zeitung und Presse lese. Ich denke aber, dass das Jahr insgesamt für mich schlecht lief. Ich habe immer wieder versucht mich im Training heranzukämpfen, aber es kam nicht zu einer Chance für mich. Dennoch habe ich immer Gas und das Beste für die Mannschaft gegeben.
torwart.de: Was ist damals denn genau passiert?
Fromlowitz: Dass ich damals im Hotel weggegangen bin, hatte private Gründe. Das wollte ich eigentlich auch nie in die Öffentlichkeit tragen, da ich normalerweise nicht der Typ dafür bin. Aber jetzt denke ich, dass es nach den Berichten bzw. Vorurteilen, die gegen mich herrschen an der Zeit ist, die Sache öffentlich zu machen.
Zu dieser Zeit hatte meine Frau unser Baby verloren. Die Nachricht war für uns ein Schock, dennoch hatten wir gemeinsam entschieden, dass ich am Wochenende trotzdem spiele. Mein damaliger Trainer Oliver Reck teilte mir am Morgen des Spiels mit, dass ich nicht im Tor stehen werde! Die Art und Weise wie er dies formulierte, erinnerte mich stark an die Degradierung in Hannover. Ich sagte ihm, dass ich unter diesen Umständen nicht auf der Bank Platz nehmen kann.
So entschied ich mich vom Hotel aus direkt zu meiner Frau ins Krankenhaus zu fahren, da sie am selben morgen operiert wurde. Für mein Verhalten musste ich die Konsequenzen tragen, habe eine Abmahnung erhalten, sowie 10.000 Euro als Strafe gezahlt. Im Nachhinein gibt es keine Entschuldigung, dennoch würde ich immer wieder so handeln, da für mich persönlich die Familie über allem steht.
torwart.de: Warst du enttäuscht über den mangelnden Rückhalt in Duisburg?
Fromlowitz: Es ist nicht alles so gelaufen, wie es hätte sein sollen. Aber ich habe meinen Mund gehalten und mich trotzdem wieder versucht anzubieten. Jedoch war es ähnlich wie in Hannover, dass kurz nach meiner Degradierung ein junger Keeper überzeugte und ich somit keine Perspektive mehr hatte und dem Verein dann auch zu teuer war.
torwart.de: Wie sehr hatte dich diese erneute Drucksituation mitgenommen, vor allem nach deiner Zeit in Hannover?
Fromlowitz: Es war nicht einfach teilweise zum Training zu fahren und sich überhaupt motivieren zu können. Man hat sich schon die Sinnfrage gestellt und gefragt, ob man das eigentlich alles noch machen will.
torwart.de: Wer stand dir zu dieser Zeit bei?
Fromlowitz: Vor allem meine Frau. Aber ich hatte auch noch Kontakt zu einem guten Freund und Psychologen, Andreas Marlovits . Wir haben öfters telefoniert und er hat mich unterstützt. Am Ende musste ich aber selbst auf dem Platz stehen und die Situation alleine meistern..
torwart.de: Aber nach außen hin warst du als der „Querulant“ gebrandmarkt, der sich nicht auf die Bank setzen wollte.
Fromlowitz: Natürlich haben sich Presse und Fans auf gut Deutsch "Das Maul zerrissen" und auf das "gefundene Fressen" eingedroschen. Es wird leider meistens geglaubt was in den Zeitungen steht. Aber wie ich schon sagte, ich habe zu dem Zeitpunkt kaum mehr etwas in den Zeitungen gelesen. Aber natürlich ist es nicht angenehm, wenn ein solches Bild über einen in der Öffentlichkeit herrscht, vor allem von Leuten, die mich persönlich nicht kennen und den Grund nicht wussten.
torwart.de: Generell warst du auch eine Person, die viel polarisiert hat.
Fromlowitz: Ich bin manchmal wohl auch durch mein Äußerliches Erscheinen von den Leuten immer etwas arrogant wahr genommen worden. Daher dann auch der Schritt von mir und meiner Frau mich einmal ausführlicher an die Öffentlichkeit zu werden. Ich denke, dass die Personen die mir nahe stehen, wissen wie ich wirklich bin und das bedeutet mir viel.
Erneuter Neuanfang in Dresden
torwart.de: In Dresden dann der erneute „Neuanfang“.
Fromlowitz: Duisburg plante ja nicht mehr mit mir, was ich zu spüren bekam und ich hatte mich schnell für Dresden entschieden und nicht lange überlegt. Im Nachhinein hätte ich mir mehr Zeit nehmen sollen für eine solche Entscheidung, da hier viele Faktoren eine Rolle spielen, die mir so nicht bewusst waren.
torwart.de: Sportlich lief es nicht so gut, familiär aber dann umso besser!
Fromlowitz: Richtig, der familiäre Rückhalt stärkte mich in diesem schwierigen Jahr. Meine Frau brachte unseren gesunden Sohn im Dezember 2012 zur Welt und darüber sind wir sehr glücklich. Das war auch mein Fundament, um immer ins Training zu fahren, auch wenn es sehr zäh war. Aber wenn ich nach Hause gekommen bin, stand meine Familie immer an erster Stelle.
torwart.de: Du warst auch sehr ruhig und hast dich in Dresden nicht beschwert, auch wenn du am Ende sogar die Nummer drei geworden bist.
Fromlowitz: Ich war hier immer ruhig und habe meinen Mund gehalten, ich habe mich nie hängen gelassen und ich wünsche dem Verein auch wirklich, dass er die Klasse halten wird.
torwart.de: Was waren deine Hoffnungen für Dresden?
Fromlowitz: Hier wurde ein offener Konkurrenzkampf ausgegeben. Ein Spiel habe ich bekommen, dies war gegen Hertha BSC die stärkste Mannschaft der Liga. Ich konnte mich auszeichnen und für weitere Aufgaben empfehlen. Im Pokal gegen Hannover hatte ich dann sicher meinen Höhepunkt und hatte auch meinen Teil dazu beigetragen, dass wir überhaupt ins Elfmeterschießen gekommen sind. Dennoch bekam ich anschließend trotz der guten Leistung keine weitere Chance mehr und auch nach dem Trainerwechsel hat sich dies nicht geändert.
torwart.de: Inwiefern haben die letzten Jahre generell die Person Florian Fromlowitz verändert?
Fromlowitz: Ich denke, dass diese Situationen viel mit sich gebracht haben.Ich bin ruhiger geworden, vor allem als Familienvater bin ich sehr ausgeglichen. Natürlich will man spielen und zweifelt an den Nackenschlägen doch man steht immer wieder auf und lernt damit umzugehen.
torwart.de: Wie kann man aus dieser Spirale denn heraus kommen?
Fromlowitz: Man muss schauen, dass man diese Spirale ins Positive umwandelt. Für die Zukunft wünscht man sich einen Verein, aber vor allem einen Trainer, der hinter einem steht und sein vollstes Vertrauen vermittelt.
torwart.de: Das war früher nicht so bei dir.
Fromlowitz: In Hannover hatten wir in einer schwierigen Situation den Klassenerhalt geschafft, haben anschließend in der darauffolgenden Saison 2010/11 für Furore gesorgt und sind in die Europaleague eingezogen. Obwohl wir in der Hinserie auf Platz 3 standen ( beste Hinserie der Vereinsgeschichte) nahm der damalige Trainer Mirko Slomka mich aus dem Tor.
torwart.de: Wie enttäuscht warst du, dass du am Ende in Dresden nicht einmal mehr Platz auf der Bank nehmen durftest?
Fromlowitz: Diese Entscheidung kann ich mir nicht erklären. Es bleiben vielen Fragen offen, auf die man keine Antworten bekommt. Ich bin Profi genug mit dieser Maßnahme umzugehen.
torwart.de: Wo könnte nun deine Zukunft sein?
Fromlowitz: Ich habe kein Problem einen Schritt zurück zu gehen und einen Neuanfang zu starten.
torwart.de: Du bist im besten Fußballalter, warst Jugendnationalspieler und würdest nun in die 3.Liga gehen?
Fromlowitz: 70 Bundesligaspiele zählen nicht mehr. Ich werde nun 27, jetzt kann ich noch mal was bewegen. Ich bin für alles offen, da es mir wichtig ist, dass meine Familie sich wohl fühlt und ich wieder glücklich auf dem Platz stehe.
torwart.de: Generell lies das öffentliche Interesse an dir nach. Sowohl in den Medien als auch von Fans. Wie gehst du damit um?
Fromlowitz: Ich genieße die Zeit, dass ich nicht mehr im direkten Fokus stehe. Ich habe mich oft selbst hinterfragt, als ich in Hannover und Duisburg bei fast jedem Spiel mein Gesicht in die Kamera gehalten habe. Heute sehe ich das bei meinen Kollegen mit einem ganz anderen Auge. Manchmal ist schweigen gar nicht mal schlecht. Ich habe Respekt vor Spielern, die ohne viele Worte Taten sprechen lassen und jeglichen Interviews aus dem Weg gehen.
torwart.de: Hast du in dieser Zeit auch gemerkt, wer deine wahren Freunde sind?
Fromlowitz: Die klassischen Freunde und vor allem die Familie sind über die Jahre immer geblieben und dafür bin ich sehr dankbar. Als Familienvater und Ehemann gelten andere Prioritäten. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Freundschaften im Fußball selten halten und der Kontakt abnimmt, was schade ist.
torwart.de: Du bist nun wieder bei deinem früheren Berater. Welche Rolle spielt er?
Fromlowitz:
Er weiß über meine Situation bescheid und wir versuchen gemeinsam das Beste für die Zukunft herauszuholen.
torwart.de: Wir wünschen dir für die Zukunft alles Gute!