Waren das Zeiten, als das Aufnehmen eines Rückpasses noch erlaubt war! Was damals kaum vorstellbar war, ist heute gängige Praxis: Mit dem Fuß muss ein Torwart genauso sicher sein wie mit der Hand. Wie man ihn gezielt trainiert, verrät einer der besten deutschen Torwarttrainer: Thomas Schlieck.
Im modernen Fußball hat ein „mitspielender Torwart“ häufig mehr Ballkontakte mit dem Fuß als mit der Hand. Daher ist es notwendig, Rückpasssituationen regelmäßig, häufig und vielseitig zu trainieren. Genauso wichtig ist es, die Beidfüßigkeit frühzeitig zu schulen. Schusskraft und Schussdistanz sind dagegen zunächst zweitrangig zu betrachten. Wir haben beobachtet, wie Torwarttrainer Thomas Schlieck seine ehemaligen Arminia-Schützlinge Dennis Eilhoff, Patrick Platins und Niklas Hartmann diese Techniken trainieren ließ. Zwar ist Schlieck mittlerweile für Borussia Dortmund tätig, doch selbstverständlich gehören auch dort die Fuß-Übungen zum Trainingsalltag.
Besonders auf einer Linie agierende Abwehrreihen können von einem Torwart als verlässliche Anspielstation profitieren. Entscheidend hierfür ist die Ballannahme. Gelingt diese sicher und der Situation angemessen, wird auch die Anschlussaktion gelingen. Oberstes Gebot dabei: Dem Ball entgegengehen, um so eine schnelle Spielfortsetzung einleiten zu können. Zielsetzung der folgenden Übungen sollte also sein, schnellstmöglich auf Zuspiele zu reagieren, diese zu erlaufen, beidfüßig an- und mitzunehmen und schließlich präzise weiterzuspielen.
Übung 1
Der Torhüter positioniert sich ohne Ball etwa 10 Meter zentral gegenüber dem Trainer. Wahlweise können in einem Abstand von zwei Metern zusätzlich Hütchen aufgestellt werden. Der Trainer spielt den Ball abwechselnd flach nach rechts bzw. links neben die Hütchen. Der Torwart erläuft den Ball und passt ihn direkt mit dem rechten oder linken Fuß zurück.
Korrekturhinweise:
Dem Ball stets entgegengehen und ihn so früh wie möglich spielen. Durch schnelle Beinarbeit in die optimale Position kommen, um den Ball sicher mit der Innenseite zu passen.
Übung 2:
Der Torwart steht seinem Trainer sowie einem weiteren Spieler B gegenüber, der sich in etwa auf gleicher Höhe mit dem Trainer befindet. Aufgabe für den Keeper ist es, den Pass des Trainers anzunehmen und den Ball anschließend diagonal zu Spieler B weiterzuleiten. Dabei kann sowohl der starke als auch der schwächere Fuß angespielt werden. Eine beidfüßige Annahme und Weitergabe ist hier Grundlage für einen schnellen Handlungsablauf.
Korrekturhinweise:
Der erste Kontakt sollte immer schräg nach vorne gehen, also in der Spielsituation vom Tor weg. Die Übung soll das Bewusstsein hierfür wecken und Selbstvertrauen fördern, denn ist der erste Kontakt sicher, gelingt meist auch der folgende Pass.
Übung 3:
Zur guten Spieleröffnung gehört natürlich auch der Torabstoß. Besonders der Spannstoß ist technisch anspruchsvoll: Er muss präzise und kraftvoll zugleich sein. Diese Übung trainiert die Treffsicherheit und das richtige Timing mit dem Spann. Aus wenigen Metern wird der Ball in kurzen, schnellen Abständen dem Torhüter zugerollt, der diesen direkt mit dem Spann zurück in die Arme des Trainers spielt.
Korrekturhinweise:
Ein leicht angewinkeltes Standbein stabilisiert das Gleichgewicht. Um den Ball exakt zurückzuspielen, sollte der Körper gerade hinter dem Ball stehen und die Fußspitze des Standbeins in Passrichtung zeigen. Im Moment des Abspiels ist das Sprunggelenk fixiert, die Fußspitze zeigt nach unten und der Ball wird kurz unter dem Schnürsenkelbereich getroffen.
Thomas Schlieck ist seit der Saison 2015/16 als Torwartkoordinator für das Torwartspiel bei Borussia Dortmund verantwortlich. Zuvor war er in gleicher Funktion für RB Leipzig und Schalke 04 tätig. Als Torwarttrainer arbeitete er mehrere Jahre sehr erfolgreich für Arminia Bielefeld in der 1. und 2. Bundesliga. Er ist Ausbilder beim DFB und gibt sein Expertenwissen im Rahmen der Torwarttrainerlizenzierung an angehende Torwarttrainer weiter. Daneben trainiert Thomas Schlieck die U18-Torhüter des DFB und ist Fachexperte bei torwart.de/TORWART.
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