Referent des DFB zum Thema Torwart-Training/Ausbildung
TW-Trainer Ausbilder in versch. Landesverbänden des DFB
Inhaber MEINETORWARTSCHULE (Verlag & Medien)
Aktive Laufbahn:
Torwart bei Fortuna Düsseldorf 1988-1999
Für viele Torwarttrainer sind Bücher zum Torwarttraining unverzichtbarer Bestandteil in der täglichen Trainingspraxis. Mit der Veröffentlichung von den "vier Coaching-Handbüchern zum Zonentraining" von Christian Lasch wird die Literatur zum Torwarttraining um ein sehr bemerkenswertes Werk ergänzt. Die vier Coaching-Handbücher greifen dabei inhaltich das Zonenmodell im
Torwarttraining auf. In der Torwarttrainerausbildung des DFB ist das Zonenmodell elementarer Bestandteil der Ausbildung und dient dem DFB und den Landesverbänden als zentrales Vermittlungsmodell. Bei der Entwicklung des Zonenmodell war Christian Lasch dabei maßgeblich beteiligt.
Das Zonentraining ist ein Gesamtansatz, der zum einen die bereits existierenden Ansätze zur Torverteidigung zusammenfasst und zudem noch weitere wenig bekannte Erkenntnisse und Trainingsansäte ergänzt. Typisch für das Zonenmodell ist, dass es sich an den Anforderungen des Spiels orientiert und das Technik- und Taktiktraining des Torwarts vereint. In den vier Handbüchern werden zum einen die Grundbegriffe, Ansätze und Konsquenzen für das Torwarttraining erläutert. Darüberhinaus stellt Lasch 17 Zonentechniken vor. Sehr hilfreich für den Leser ist, dass die Techniken nach Schwierigkeitsgrad und jeweiliger Zonenzuordnung systematisiert dargestellt werden. Anschauliche methodische Lernschritte als auch die Erläuterung der typischen Fehlerbilder werden ausführlich beschrieben. Zudem findet der Leser in den Handbüchern leicht umsetzbare Best-Practice Übungen zum Erlernen der Zonentechnicken.
Zur Veröffentlichung der Coachinghandbücher hat sich torwart.de mit Autor Christian Lasch zur Entstehungsgeschichte und den Einsatz der Coaching-Handbücher in einem Interview ausführlich unterhalten. Lasch ist im Nachwuchsleistungszentrum bei Fortuna Düsseldorf für die Ausbildung der Nachwuchstorhüter verantwortlich und ist DFB-Referent zum Thema Torwarttraining.
torwart.de: Wie hast du die Idee zum Coaching-Handbuch Zonentraining entwickelt?
Christian Lasch: Im Rahmen meiner Tätigkeit als Referent und Ausbilder von TW-Trainern an der Basis begegnete mir über 10 Jahre lang stets der Wunsch und die Nachfrage nach methodisch sinnvoll aufgebauten, anschaulich aufbereiteten und nachhaltigen Lern-Medien zum Thema TW-Training, insbesondere in Bezug auf die Ausbildung von Nachwuchs-Torhütern.
Insofern gab es die Idee nicht schon, sondern sie hat sich im Laufe der Jahre aus der Diskussion und produktiven Lehrgangstätigkeit im Austausch mit unzähligen Trainern und TW-Trainern an der Basis entwickelt. Die Coaching-Handbücher können demnach auch als Ergebnis dieses intensiven und lehrreichen Austausches angesehen werden. Das Zonentraining ist kein theoretisches Produkt, sondern kann als Antwort auf die in den Seminaren und Lehrgängen am häufigsten geäußerten und diskutierten Probleme und Herausforderungen des Torwartspiels verstanden werden.
In Deutschland gibt es nach Angaben des DFB aktuell ca. 25.000 Fußballvereine mit Nachwuchsmannschaften. Genau 55 Vereine davon unterhalten ein Nachwuchs-Leistungszentrum, die per Zertifizierungsvorgabe des DFB ein Konzept zur Ausbildung der Torhüter sowie entsprechende personelle Ressourcen im Bereich TW-Trainer vorweisen müssen. Das sind nur knapp 0,002 % aller Vereine, die entscheidende Frage lautet: Was passiert bei den verbleibenden 99,998 % der Vereine? Die Erfahrung zeigt, dass es hier immer noch zu oft vom Zufall abhängt, ob Torhüterinnen und Torhüter eine halbwegs moderne und altersgemäße Ausbildung geboten bekommen. Die Coaching-Handbücher möchten einen Beitrag zur Verbesserung dieser Situation an der Basis leisten.
torwart.de: Welche Aufgabe hast du bei Fortuna Düsseldorf und wie hast du dich für diese Tätigkeit qualifiziert?
Lasch: Seit einigen Jahren hat sich in den Nachwuchs-Leistungszentren die Stelle eines „Torwart-Koordinators“ bzw. „Leiter der Torhüter-Ausbildung“ etabliert. Dieses Profil habe ich bei Fortuna Düsseldorf inne. Daneben bin ich auch verantwortlich für die pädagogische Unterstützung der Nachwuchs-Spieler sowie die Koordination der Eliteschule des Fußballs.
Fortuna ist meine sportliche Heimat. Nach meiner eigenen Laufbahn dort habe ich vor gut 18 Jahren als erster und zum damaligen Zeitpunkt einziger TW-Trainer im Nachwuchsbereich des Vereins mit 10 Bällen und ganz viel Idealismus meine Tätigkeit als TW-Trainer begonnen. Damals hatte ich selbst erst in der B-Jugend Torwart-Training und das nur einmal in der Woche. An diesem Zustand wollte ich immer etwas verändern. Mein Credo war und ist immer noch, jungen Torhütern eine nachhaltige Ausbildung zu ermöglichen, dieses Feuer brennt immer noch in mir...
Seitdem hat sich einiges zum Positiven verändert. Zu meinen Aufgaben zählen u. a. die Personalentwicklung der TW-Trainer, die konzeptionelle Weiterentwicklung der Torwart-Ausbildung sowie natürlich die Förderung der Top-Talente bis in den Profibereich.
Neben einem Pädagogik-Studium habe ich die DFB A-Lizenz sowie im Bereich Torwart-Trainer Ausbildung den Leistungskurs und die neue UEFA TW-Trainer A-Lizenz erworben.
torwart.de: Inwiefern kommt das Zonentraining auch im NLZ von Düsseldorf zum Einsatz?
Lasch: Da unsere TW-Trainer alle auch die offizielle TW-Trainer Ausbildung des DFB durchlaufen haben, spielt das Zonentraining natürlich eine überaus wichtige Rolle innerhalb unseres Ausbildungskonzeptes für Torhüter. Im Grundlagenbereich dient es als Wegweiser zum Erlernen der Basisfähigkeiten zur Tor- und Raumverteidigung im Strafraum.
torwart.de: Für wen sind die Handbücher zum Zonentraining geeignet?
Lasch: Für jeden, der Spaß am Torwart-Training hat und ein bisschen mehr geboten bekommen möchte als nur eine Sammlung von Übungen…Torhüterinnen und Torhüter, TW-Trainer, Trainer, Betreuer und Eltern.
torwart.de: Inwieweit fließen die Gedanken des Zonenmodells bereits in die Trainerausbildung beim DFB oder den Länderverbänden ein?
Lasch: Das Zonenmodell dient dem DFB und den Landesverbänden als zentrales Vermittlungsmodell innerhalb der Basislehrgänge zur Ausbildung von TW-Trainern.
Zudem bildet es den konzeptionellen Rahmen für den neuen DFB Torhüter Ausbildungsleitfaden, nach dem das Torwart-Training in den U-Nationalmannschaften ausgerichtet wird.
torwart.de: Wo liegen die Grenzen und Schwächen des Zonenmodells?
Lasch: Wie jedes Modell ist auch das Zonenmodell letztlich „nur“ ein Abbild der Realität und wird nie in aller Gesamtheit und Komplexität das gesamte Torwartspiel abbilden können, dennoch erzielt es gerade für den Bereich der Tor- und Raumverteidigung im Strafraum eine erstaunliche Annäherung an die Anforderungen des Spiels. Hierzu wurden in den vergangenen Jahren weit mehr als 1000 Spiele analysiert und bezogen auf die Art der Torerzielung sowie die Verhaltensweisen der Torhüter ausgewertet.
Das Zonenmodell bzw. das Zonentraining als Ausbildungssystem zur Tor- und Raumverteidigung tendiert aufgrund seines analytischen Aufbaus leider von Natur aus dazu, oft nur verkürzt bzw. auf einzelne Teilaspekte reduziert dargestellt zu werden. So gibt es beispielsweise den Vorwurf, es berücksichtige kaum Aspekte der Raumverteidigung oder sei zu statisch in Bezug auf die Empfehlungen zum Stellungsspiel oder die Auswahl von bestimmten Techniken in einzelnen Zonen. Das Gegenteil ist jedoch der Fall.
Im Kontext der sogenannten Zonenwechsel geht es beispielsweise durchweg auch immer um das Thema Raumverteidigung, siehe u. a. beim Zonenwechsel von Zone 1 ins Zentrum durch den Torraum, bei dem es natürlich gilt, das ursprüngliche Stellungsspiel zu verändern, um das sogenannte „second goal“ verteidigen zu können.
Auch sind die 17 Zonen-Techniken nicht bloß auf einzelne Zonen festgelegt, sondern müssen als eine Art „Zonen-Rucksack“ flexibel je nach Spielsituation zur Verfügung stehen. Entscheidender Aspekt für die Wahl einer Zonen-Technik ist neben der Größe des virtuellen Tores insbesondere die Position des Torhüters, die Position des Schützen, der Rhythmus des Balles sowie die Anordnung von Mit- und Gegenspielern. Dennoch gibt es anhand der o. a. Spielanalysen klar abgrenzbare und immer wiederkehrende Muster von typischen Spielsituationen, die Torhüter generell kennen und beherrschen sollten. Das sogenannte lineare Zonentraining soll genau diese Flexibilität beim Torhüter entwickeln – Technik-Lernen in den Zonen wird dann zu Technik-Anwendung Zonen übergreifend.
torwart.de: Welche Spitzentorhüter kommen der Spielweise im Zonenmodell am nächsten? Wie sieht es bei Manuel Neuer aus?
Lasch: Dem Zonenmodell liegt das Bild eines Torhüters zu Grunde, der über herausragende Torwart-Techniken verfügt, eher sachlich und unspektakulär agiert und insbesondere äußerst effektive Entscheidungen trifft. Alle deutschen Top-Torhüter, insbesondere im Bereich der Nationalmannschaft, kommen diesem Zielformat aufgrund ihrer guten Ausbildung schon sehr nahe. Oliver Baumann als schon etwas erfahrenerer Torhüter von der TSG Hoffenheim wäre ein weiteres gutes Beispiel, insbesondere für den Bereich der 1-1 Situationen bzw. bei Schüssen aus Nahdistanzen.
Manuel Neuer ist ein absoluter Ausnahme-Torhüter, die Frage müsste also eher lauten: Wie nah kommt das Zonenmodell seiner Spielweise? Gerade was die Torverteidigung anbetrifft haben wir da Zonen übergreifend aber eine hohe Übereinstimmung. Spontan denke ich dabei z. B. an zahlreiche Situationen in Zone 1 während der WM 2014 oder aber an seine seit Jahren als Maßstab anzusehende Fähigkeit, 1-1 Situationen sehr effektiv zu lösen und manchmal eher abwartend bzw. cool zu agieren.
torwart.de: Wie unterscheidet sich die Coaching-Handbuch-Reihe zum Zonentraining von anderen Hand- und Lehrbüchern zum Torwarttraining?
Lasch: Das Hauptmerkmal ist hierbei einerseits sicherlich der analytische Ansatz im Hintergrund sowie andererseits der methodisch-didaktische Aufbau aus Best-Practice-Beispielen, Schlüsselbildern mit detaillierten Coachingpunkten, typischen Fehlerbildern sowie ganz entscheidend den Muster-Trainingseinheiten aus Torwart-Spiel, methodischer Lernreihe und einem Torwart-Wettkampf. Ziel war es, die zahlreichen Übungen in einen Gesamtkontext zu stellen, der nah an der Praxis nicht nur die Torhüter, sondern auch deren Trainer schrittweise vom Leichten zum Schweren führt.
torwart.de: Aus welcher Zone fallen die meisten Tore und welche Konsequenzen hat dies für das Torwarttraining im Amateurbereich?
Lasch: Zahlreiche Statistiken und Untersuchungen kommen zu dem gleichen Ergebnis: Die meisten Torschüsse bzw. die meisten Tore fallen im Fußball innerhalb des Strafraums, genauer gesagt in Zone 3. Bei der WM 2014 beispielsweise fielen 88,8 % der Tore im Strafraum. Alters- und Leistungsklassen übergreifend fallen im Schnitt gut 90% der Tore aus Torabschlüssen im Strafraum, d. h. nicht nur das TW-Training, sondern auch das Torschuss-Training mit den Feldspielern muss einen deutlichen Schwerpunkt auf diese Aktionen legen.
Im Idealfall fällt beides zusammen, d. h. das TW-Training findet gemeinsam mit den Feldspielern als Torabschluss-Training in den Zonen statt. Zum einen fehlt im Amateurbereich oftmals die Zeit für ein separates TW-Training, d. h. hier kann beides ideal miteinander verbunden werden, zum anderen muss darauf geachtet werden, dass das TW-Training nah am Spiel stattfindet. Im Anschluss an isolierte TW-Einheiten sollten daher immer auch äußerst Spiel nahe Torabschluss-Situationen durchgeführt werden. Die wichtigste Kernkompetenz eines Torhüters, die immer wieder trainiert werden muss, ist und bleibt die Fähigkeit, isoliert im TW-Training erarbeitete Handlungsmuster in Spiel nahen Wettkampf-Situationen richtig und angemessen anwenden zu können.
Leider findet TW-Training oft nur isoliert statt, d. h. es findet kaum ein Transfer in Spiel nahe Situationen statt. Zudem findet das klassische Torschuss-Training zu oft nicht im Strafraum statt, stattdessen werden die Bälle an der Grenze zum 16er aufgelegt und auf das Tor geschossen.
Die Mehrzahl der Tore fällt aus Zone 3, wobei auch die anderen beiden Zonen im Verhältnis nicht vernachlässigt werden dürfen. Zum einen bauen die Techniken und Verhaltensweisen in Zone 3 auf den Grundlagen aus Zone 1 und Zone 2 auf und zum anderen fallen immer noch teils äußerst entscheidende Tore aus Zone 1, sind daher umso unnötiger.
torwart.de: Inwiefern beeinflusst die Position (Stellungsspiel) des Torwarts die zu wählende Zonentechnik?
Lasch: Je nach eigenem Stellungsspiel und Position des Schützen variiert auch die Größe der sogenannten virtuellen Tore in den jeweiligen Zonen. Je nach Spielsituation bestimmt dann auch die Größe des jeweiligen virtuellen Tores die Bandbreite an möglichen Zonen-Techniken, um den Ball entschärfen zu können. Ein Torwart sollte stets wissen, wie groß sein aktuelles virtuelles Tor in der jeweiligen Spielsituation ist.
Als Sonderfall kann der frontale und seitliche Über-Kopf-Ball angesehen werden, nicht jede Flugbahn des Balles verläuft linear d. h. gerade auf das virtuelle Tor zu. Der „Robben-Ball“ aus Zone 2 diagonal über den Torwart hinweg kann hier als ein gutes Beispiel angesehen werden.
Es bietet sich daher eher an, das Erlernen der Zonen-Techniken nicht bloß auf einzelne Zonen zu begrenzen, sondern sie am Ende auch immer einer notwendigen Flexibilität in Form des sogenannten „Zonen-Rucksackes“ spätestens im Rahmen des linearen Zonentrainings bzw. der Zonenwechsel zu unterziehen.
torwart.de: Was versteht man unter dem Begriff „der sichere Abstand“?
Lasch: Der sichere Abstand ist zusammengefasst der Kompromiss aus dem Prinzip der Torverkleinerung auf der einen und einer Position auf der anderen Seite, aus der heraus ihm noch genügend Raum und Reaktionszeit bleibt um auf den Ball reagieren zu können sowie beispielsweise durch eine effektive Beinarbeit einen Über-Kopf-Ball nach hinten entschärfen zu können.
Aus dem sicheren Abstand heraus lässt sich stets eine geordnete Raum- und Torverteidigung beginnen. Die sogenannten „Ballanlauf-Linien“ erweitern den „sicheren Abstand“ insofern, als dass sie ihm einen Richtwert mit an die Hand geben, ab wann ein aktives Anlaufen des Balles, d. h. ein Verlassen des sicheren Abstand zum Zweck der Torverkleinerung, sinnvoll und notwendig erscheint. Eine Torverkleinerung um jeden Preis macht keinen Sinn, hier gilt es von Zone zu Zone und von Spielsituation zu Spielsituation zu unterscheiden.
Der sichere Abstand ist in jeder Zone festgelegt und beruht auf unzähligen Videoanalysen von Torhütern aus allen Alters- und Leistungsbereichen.
Man sieht hierbei immer wieder Torhüter, die viel zu früh oder zu stürmisch ihr Tor verlassen und dadurch ihre Reaktionszeit unnötig verkürzen sowie das Ursprungs-Tor selbst in spitzen, äußeren Winkeln weit öffnen. Auch ist es z. B. ein Trend, dass Torhüter bei Distanzschüssen relativ frühzeitig schon hoch auf die 5m Raum Linie vorschieben und dann kaum noch eine Chance haben, Bälle abzuwehren, die in ihren Rücken kommen.
Der „sichere Abstand“ möchte eine Balance schaffen zwischen Torverkleinerung und Ballangriff auf der einen Seite und abwartendem Verhalten im Tor auf der anderen Seite.
torwart.de: Warum führt die Handlungsneigung ("Bias for Action") des Torhüters oftmals zu Gegentoren?
Lasch: Das Bild eines eher abwartenden Torhüters entspricht nicht immer den Erwartungen des Umfeldes oder der Medien. Das klassische Bild eines Torhüters ist es eher immer noch, dass sich dieser in mutigen und spektakulären Aktionen dem nahenden Stürmer entgegen wirft und alles riskiert, um ein Gegentor zu verhindern. Zudem nicht abwartend agiert, sondern frühzeitig den Kontakt zu einer Situation bzw. zum Ball sucht. Doch was erfordert mehr Mut? Was erfordert mehr Risikobereitschaft? Abzuwarten oder drauf zu gehen? Um es auf den Punkt zu zuspitzen: Anhand welcher Kriterien wird mein Verhalten als Torhüter in der breiten Öffentlichkeit bewertet? Danach wie etwas kurzfristig wirkt oder danach wie effektiv etwas auf Dauer ist? Wie wirkt es etwa im Vergleich, wenn ein Torwart in einer 1-1 Situation lange oben eher abwartend bleibt, d. h. eher wenig initiativ einleitet, und dann den Gegentreffer fängt und demgegenüber sich ein anderer Torwart in einer ähnlichen Situation dem Stürmer viel zu früh entgegen wirft und ein Gegentor bekommt?
Bei der Bewertung zählt meistens nicht die Statistik, wie viele Bälle mit welcher Handlung oder Nicht-Handlung auf Dauer z. B. bei 10 Torabschlüssen gehalten werden, sondern lediglich die eine Aktion.
Der „bias for action“ besagt, dass Torhüter eher dazu neigen zu handeln als nicht zu handeln, weil die Selbst- und Fremdbewertung am Ende besser ausfällt. Dass das „Nicht-Handeln“ auch ein „Handeln“ sein kann, in vielen Situationen sogar ein wesentlich effektiveres Handeln für den Torhüter darstellt, bleibt oft unerwähnt.
Beispielhaft sei hier u. a. das Torwart-Verhalten in Zone 1 oder aber in den anderen Zonen im Kontext von Nahdistanz-Situationen genannt, in denen das virtuelle Tor äußerst klein ist und der Torwart im Stand bereits die gesamte Torfläche abdeckt. Ebenso bezieht sich die Thematik auf das Problem des rechtzeitigen Standes.
Wie wäre es mehr an einem „bias for inaction“ zu arbeiten: Die Situation entwickeln lassen, weg bleiben können, cool bleiben.
torwart.de: Inwiefern lassen sich durch das Zonentraining auch Spiel nahe Situationen des Torhüters gestalten und coachen?
Lasch: Das Konzept zum Zonentraining ist zum einen auf Spiel nahen Situationen aufgebaut bzw. daraus hergeleitet und zudem darauf angelegt, die isolierten, vereinfachten ersten Schritte immer mehr in Richtung der komplexen Spielsituation zu erweitern bzw. wieder zusammen zu führen.
Isoliertes Technik-Lernen in den einzelnen Zonen (Vereinfachen)
Lineares Zonentraining: Flexible Technik-Anwendung in jeder Zone
Zonenwechsel (Tor- und Raumverteidigung)
Komplexes Zonentraining mit Feldspielern
Es gilt der Leitsatz: Die beste Übung ist die Spielsituation. Ausgehend von der Spielsituation wird dann zunächst der Komplexitätsgrad für ein vereinfachtes und sicheres Lernen im Detail für junge Torhüter herunter gebrochen. Schrittweise wird dann entsprechend der Lernfortschritte wieder erweitert.
torwart.de: Wie wichtig ist für dich die Praxis als Torwart für den Torwarttrainer?
Lasch: Hilfreich, aber nicht entscheidend. Es gibt unzählige Beispiele von sehr guten Torwart-Trainern, die selbst nicht im Tor gestanden haben. Viel wichtiger als die eigene Praxis ist die Fähigkeit, die Praxis des Torhüters zu verstehen und individuell vermitteln zu können.
torwart.de: Gibt es ähnliche Modelle auch im Bereich der Raumverteidigung?
Lasch: Wie weiter oben schon angeführt, beinhaltet das Zonentraining naturgemäß auch Elemente zur Raumverteidigung bei Aktionen im Strafraum. Die dazu passenden Ansätze und methodischen Lernreihen wird es in einem weiteren Coaching-Handbuch zu den taktischen Grundsituationen geben, das als logische Fortsetzung der ersten vier Teile angesehen werden kann und Themen beinhaltet wie das lineare Zonentraining, die Zonenwechsel und das komplexe Zonentraining.
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