Spektakuläre Reflexe, sensationelle Paraden und gekonnte Flugeinlagen – all das sind Dinge, die die Zuschauer in einem Spiel vom Torhüter gerne sehen. Doch reichen sie aus, um das Anforderungsprofil eines guten Schlussmanns zu umschreiben? Mitnichten, denn um zu einem kompletten Keeper zu reifen, wollen erst einmal die grundlegenden Techniken gelernt sein.
Nur wer die Grundlagen von Anfang an trainiert, wird irgendwann die Routine erlangen, die einen herausragenden Torhüter auszeichnet. Um Fehlgriffe zu vermeiden, sollten gewisse Bewegungsabläufe und Techniken automatisiert werden. Denn wenn der Schlussmann patzt, wird dies meistens mit einem Gegentor bestraft. Über die guten Paraden und verhinderten Tore redet dann nach dem Spiel niemand mehr.
Viele Fehler lassen sich vor allem bei hohen Bällen und der Strafraumbeherrschung beobachten – und das auf jedem Niveau. Deshalb soll hier das A und O bei hohen Bällen erläutert werden. Dafür durften wir wieder Torwarttrainer Thomas Schlieck über die Schulter schauen. Mit seinen beiden Schützlingen Dennis Eilhoff und Daniel Riemer demonstriert er den, worauf es bei hohen Bällen ankommt.
Schon im Jugendbereich muss darauf geachtet werden, dass die Torhüter sowohl mit rechts als auch mit links zum hohen Ball abspringen können. Daher werden die folgenden Übungen stets mit Flanken aus beiden Richtung wechselseitig durchlaufen.
1. Übung: Lieber einen Schritt mehr
In der ersten Übung geht es darum, die Flugbahn richtig einzuschätzen und gleichzeitig den eigenen Laufweg situationsgerecht anzupassen. Grundsätzlich sollte der Keeper dabei wie folgt kalkulieren: der Laufweg muss kurz hinter der Position enden, an der der Torwart den Ball fangen will. Dies gilt auch für auf den zweiten Pfosten gespielte Bälle. Er soll also nicht dem Ball hinterherlaufen und ihn dann im Rückwärtsflug fangen, sondern sich eine bestmögliche Ausgangssituation (Abb. 1-3) verschaffen.
Aus dieser Position heraus ist es ihm möglich, dem Ball entgegenzuspringen. Dafür muss er einen Schritt zum Ball machen (Abb. 3) und mit einem so genannten Stemmschritt abspringen (Abb. 4-5). Entscheidend ist dabei das Timing des Absprungs. Schließlich gilt es, den Ball am höchsten Punkt mit gestreckten Armen zu fangen (Abb. 6) und ihn am Körper zu sichern.
2. Übung: Bewegung zu Bällen in den Rücken des Torwarts
Trotzdem kommt es in Spielsituation immer wieder dazu, dass der Torwart den Ball aus einer seitlichen Bewegung nach hinten fangen muss – sei es, weil er die Flugbahn falsch kalkuliert hat oder der Ball abgefälscht wurde. Doch wer die Techniken der zweiten Übung beherrscht, ist auch für diesen Fall bestens vorbereitet. Dabei darf er aber niemals rückwärts laufen, denn Torhüter laufen stets mit einem seitlichen Kreuzschritt nach hinten (Abb. 7-10). Dabei können sie sowohl den Ball als auch die Strafraumumgebung beobachten.
Thomas Schlieck ist seit der Saison 2015/16 als Torwartkoordinator für das Torwartspiel bei Borussia Dortmund verantwortlich. Zuvor war er in gleicher Funktion für RB Leipzig und Schalke 04 tätig. Als Torwarttrainer arbeitete er mehrere Jahre sehr erfolgreich für Arminia Bielefeld in der 1. und 2. Bundesliga. Er ist Ausbilder beim DFB und gibt sein Expertenwissen im Rahmen der Torwarttrainerlizenzierung an angehende Torwarttrainer weiter. Daneben trainiert Thomas Schlieck die U18-Torhüter des DFB und ist Fachexperte bei torwart.de/TORWART.
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