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Sven Ulreich: Nach Fehler in der Nachspielzeit ist seine Erfahrung nun gefragt

von T. Rübe/M.Schäfer

Wie bereits im Mai 2020 konnte der HSV auch am vergangenen 9. Spieltag nicht gegen Heidenheim gewinnen. Der HSV führte bereits in Halbzeit 2:0. Mit einem 2:2 ging es jedoch in die Kabine. In der Nachspielzeit erzielte Heidenheim noch den 3:2-Siegtreffer - die entscheidende Figur hierbei war Hamburgs Torwart Sven Ulreich.

Was war genau passiert? In der Nachspielzeit eröffnet Ulreich das Spiel mit einem Abstoß zu Leistner, der an der rechten Ecke des Fünfmeterraums stand. Die beiden Heidenheimer Spitzen positionieren sich an der 16-Meter-Linie. Heidenheims Kühlwetter läuft sofort nach der Spieleröffnung im Bogen und mit voller Geschwindigkeit den Ballempfänger Leistner an. Leistner spielt direkt zurück zu Ulreich. Kühlwetter geht dem Ball postwendend hinterher. Ulreich realisiert zu spät, dass der Heidenheimer direkt auf ihn zuläuft. Sein Blick ist hauptsächlich auf den Ball und in die Tiefe auf mögliche Anspieloptionen gerichtet. (Fehlerbild 1).

Fehler in der Wahrnehmung und Ballannahme

Ulreich stoppt den Ball mit dem linken Fuß und will ihn sich auf den rechten Fuß legen, um einen Flugball in die Tiefe vorzubereiten. Unter Berücksichtigung, dass durch den anlaufenden gegnerischen Spieler Sven Ulreich nur noch wenig Zeit bleibt, um den Flugball zu schlagen, misslingt Ulreichs Ballannahme völlig (Fehlerbild 2): Der Ball springt ihm nach dem Kontakt mit dem linken Fuß viel zu weit (ca. 2m von seiner Position) weg genau in die Richtung des anlaufenden Kühlwetter.

Dieser verwertet die unerwartete Vorlage direkt ins Hamburger Tor. Ulreich versucht noch, dem wegrollenden Ball hinterzugehen und den Schuss noch zu blocken. Der Heidenheimer ist jedoch den entscheidenden Schritt schneller und macht sein drittes Tor im Spiel und besiegelt die Niederlage der Hanseaten. Ein für Ulreich ärgerlicher Fehler, denn in den letzten Jahren hat sich Ulreich durch die Zusammenarbeit mit Manuel Neuer und den Spieleinsätzen in der Champions-League und Bundesliga in fußballerischer Hinsicht stark weiter entwickelt.

Heidenheims Pressingtaktik erfolgreich

Auffällig war hierbei, dass Heidenheims Pressingtaktik darauf ausgerichtet war, den Torhüter aggressiv unter Druck zu setzen, um Ulreich zu Fehlern im Aufbauspiel oder zu langen unkontrollierten langen Pässen zu zwingen. Ähnlich agierte auch schon der VfL Bochum, der so Ulreich immer wieder zu langen Bällen zwang, von denen einige direkt bei den Bochumern landeten.

Trainer Thioune stärkt Ulreich den Rücken

Hamburgs Trainer Daniel Thioune stärkte indes Ulreich den Rücken und ließ eine Torhüterdsikussion gar nicht erst aufkommen. So sagte Thioune gegenüber der BILD: „Gegen hochstehende Gegner brauchen wir keinen spielstarken Torhüter, sondern mehr Qualität am Ball.“ Der HSV sollte daher Lösungen finden, sodass Ulreich in den nächsten Partien nicht von den gegnerischen Mannschaften unter Druck gesetzt werden kann.

Für die Verpflichtung Ulreichs hatten die HSV-Bosse im Sommer viele Schulterklopfer bekommen. Der 32-Jährige, der ablösefrei vom Branchenprimus Bayern München nach Hamburg kam, sollte zum großen Rückhalt im Tor werden. In Heidenheim aber bröckelte die Säule. Nicht zum ersten Mal. Wie schon in der Vorwoche gegen den VfL Bochum (1:3), als er einen Strafstoß verursachte, machte Ulreich keine glückliche Figur.

Durchwachsene Bilanz für Ulreich in den ersten sieben Spielen

Bisher stand Ulreich in sieben Spielen der zweiten Bundesliga für den HSV im Tor. Dabei stehen 3 Siege, 2 Untenschieden und zuletzt die beiden Niederlagen (Bochum, Heidenheim) zu Buche. Nach 9 Spieltagen belegt der HSV den dritten Tabellenplatz. Am 7. Spieltag lag der HSV noch souverän an der Tabellenspitze. Ulreich spielte in seinen ersten beiden Spielen jeweils zu Null. Zwischenzeitlich musste er in den sieben Spielen 11 Tore hinnehmen.

Sven Ulreich hatte bei beiden Niederlagen einen gewissen Beitrag gehabt, die er sogar teilweise verursachte. Ulreichs Mannschaftskapitän Tim Leibold beschwichtigte jedoch jede aufkommende Diskussion: "Solche Fehler können passieren". Zugleich mahnt Leibold beim Kicker: "Wir kriegen zu viele Gegentore. Wir brauchen eine stabile Defensive, wenn wir oben bleiben wollen."

Ulreichs Erfahrung als Führungsspieler nun gefordert

Sven Ulreich ist jetzt als erfahrener Bundesligaprofi gefragt. Die Erwartungshaltung beim HSV in Sachen Aufstieg ist sehr groß. Mit den erfahrenen Spielern Leistner, Gjasula, Terodde soll Ulreich die routinierte Erfolgsachse der Hanseaten bilden. In den vergangenen Jahren gab der HSV allzu leichtfertig eine gute Ausgangsposition her. Die Mannschaft scheint nicht gut damit klar zu kommen, die Spitze gegen hartnäckige Verfolger oder die Führung gegen hochmotivierte Gegner verteidigen zu können. Genau hier soll auch Ulreich mit seiner langjährigen Bayern-Erfahrung neben der soliden Erfüllung der torwarthandwerklichen Aufgaben auch als Führungsspieler auf die Mannschaft des HSV einwirken. An kommenden 10. Spieltag hat er mit dem HSV die Gelegenheit, im Nordderby gegen Hannover 96 wieder den Weg in die Erfolgsspur zu finden.


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