von Andreas Wilken
Es war die 10. Minute im Spiel England gegen Brasilien bei der Weltmeisterschaft 1970 in Mexiko. Auf rechts außen hatte sich Jairzinho den Ball auf den rechten Fuß gelegt und flankte in den englischen Strafraum. Pele stürmte vom linken Strafraumeck in Richtung Tor, seinen Bewacher Allan Mullery an seiner Seite.
"Greatest Save Ever"
Die Flanke fliegt in den Sechzehner, Pele steigt hoch und trifft den Ball voll mit der Stirn, drückt ihn, so dass er kurz vor der Torlinie, neben dem linken Pfosten, aufsetzt. Das Tor scheint unvermeidlich, einige Spieler Brasiliens reißen bereits die Arme hoch, da taucht Gordon Banks, der zuvor noch das andere, kurze Eck abgedeckt hatte, blitzschnell nach dem Ball Peles, und mit einem unfassbaren Reflex erreicht er die Kugel mit seiner rechten Hand, und schaufelt den Ball allen Ernstes über die Querlatte. Es steht weiter 0:0. Eine Parade an der man sich nicht sattsehen kann, und die zurecht als „Greatest Save ever“, als die größte Parade aller Zeiten gilt.
England und Banks half es dennoch nichts. Der Titelverteidiger unterlag dem späteren Weltmeister mit 0:1, verpasste den Gruppensieg und schied in einem denkwürdigen Viertelfinale gegen Deutschland mit 2:3 aus. Auch Gordon Banks konnte nicht verhindern, dass es in der Verlängerung „müllerte“.
Bester Torwart der Sechziger Jahre
Banks galt Mitte der Sechziger Jahre nicht nur für Pele als bester Torwart der Welt, und hatte entscheidenden Anteil am bislang einzigen WM-Titel der Briten. Bis zum Halbfinale (2:1 gegen Eusebios Portugal) blieb er ohne Gegentor. In seinen 73 Länderspielen für England spielte er unglaubliche 35mal zu Null und kassierte lediglich 57 Gegentore. Dabei war Banks ein echter Spätstarter. Bevor er mit 22 Jahren einen Profivertrag bei Leicester City erhielt, hatte er in einem Kohlebergwerk malocht und eine Maurerlehre absolviert. Die Fußballschuhe schnürte er mit 18 Jahren für Chesterfield, dass in der dritten Liga rumdümpelte. Aber Gordon Banks biss sich durch. 1964 gewann er mit Leicester City den Ligapokal, seinen ersten großen Titel. Dort blieb er bis 1967, anschließend wechselte er zu Stoke City. Der Grund: Die Vereinsverantwortlichen hatten sich für einen neuen blutjungen Torwart entschieden und diesen dem eigentlich unumstrittenen Weltmeistertorwart vor die Nase gesetzt. Der Name des gerade mal 17-jährigen: Peter Shilton.
Weltmeister 1966 als Krönung seiner Karriere
Banks hatte Shilton wenige Jahre zuvor bei einem Schülerturnier entdeckt und in Leicester empfohlen. 1972 wurde ein einschneidendes Jahr für Gordon Banks. Er gewann mit Stoke erneut den Ligapokal und wurde zu Englands Fußballer des Jahres gewählt. Dann schlug das Schiksal zu. Englands Torhüterdenkmal hatte einen schweren Autounfall, bei dem er sein rechtes Auge verlor. Lange Zeit war Banks außer Gefecht, versuchte aber, wieder zurückzukommen. Trotz harter Arbeit musste er schließlich einsehen, dass er nicht mehr auf höchstem Niveau mithalten konnte. Banks zog die Konsequenzen und übernahm das Traineramt für den Nachwuchs bei Stoke City. Anschließend wechselte er im Sommer 1977 in die damals eher bespöttelte Operettenliga der USA und folgte dem Vorbild der Stars Stars wie Pele, Beckenbauer oder Müller. Obwohl Banks gehandicapt war, gelang es ihm, den Erfolg von 1972 zu wiederholen, und in seiner ersten und einzigen Spielzeit zum besten Spieler der Saison gewählt zu werden. Danach beendete Gordon Banks seine Karriere. Er kann auf drei Weltmeisterschaften (1962, 1966 und 1970) zurückblicken, die durch den WM-Titel 1966 gekrönt wurden.
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