Es ist still geworden um José Luis Chilavert. Für die einen galt der exzentrische Torhüter als das Enfant Terrible unter den Torhütern; für die anderen war er schlicht einer der besten Torhüter aller Zeiten.
Chilavert gelang es - als nur einer von drei Torhütern - dreimal zum Welttorhüter gewählt zu werden. Das erste Mal bekam er die Auszeichnung 1995. Zudem bekam er sie in den Jahren 1997 sowie 1998. Das gelang bis heute nur noch zwei anderen Torhütern: Walter Zenga und Oliver Kahn.
Der 77-malige Nationalspieler wurde bereits mit 15 Jahren Stammtorwart bei seinem Heimatverein Sportivo Luqueño in Paraguay. Kurz nachdem er im Alter von 18 Jahren sein Debüt beim Guaraní Asunción in der ersten Liga Paraguays gab, bekam er schon mehrere Angebote aus Argentinien. Nach nur einem Jahr entschloss er sich nach Buenos Aires zum CA San Lorenzo de Almagro zu wechseln. Als seinen größten Traum bezeichnete er immer, dass er in Europa spielen wolle.
Erster Ausflug nach Europa
So war es nicht überraschend, dass er im Alter von 23 Jahren nach Spanien zu Real Saragossa wechselte. Doch kaum in Spanien angekommen, folgten die ersten Querelen. Er kam des Öfteren zu spät zum Training und legte sich mit seinem damaligen Trainer an, da ihm die Spielweise der Mannschaft nicht passte. Was folgte, war ein Platz auf der Ersatzbank. Zur Spielzeit 1992/1993 wechselte er aufgrund weiterer Streitigkeiten wieder nach Argentinien zum Erstligisten Vélez Sársfield. Dies war auch der erfolgsreichste Teil seiner Karriere. Er wurde nicht nur Meister und gewann lokale Turniere, sondern auch die Copa Libertadores, den Interkontinental-Pokal sowie den südamerikanischen Super-Cup. Nicht nur im Tor war er eine tragende Stütze. Chilavert, der nicht nur unzählige Elfmeter hielt, wurde auch mit zahlreichen Freistoß- und Elfmetertoren selbst aktiv. Auch während seiner Zeit in Argentinien fiel er durch weitere Eskapaden auf. Aufgrund einer Schlägerei in einer Bar bekam er 13 Monate Berufsverbot plus eine Gefängnisstrafe von drei Monaten. Doch von Rechtssprechung hielten die Argentinier anscheinend nicht viel: Drei Tage nach Urteilsverkündung spielte der mit einer Rechtsanwältin verheiratete Schlussmann wieder in der Nationalmannschaft für Paraguay. Chilavert selbst relativierte seine Tat damit, dass alle guten Torhüter aggressiv seien. Auch bei den Schiedsrichtern hatte Chilavert keinen leichten Stand. Sein loses Mundwerk brachte ihm nicht nur bei den Referees Antipathien ein, sondern auch bei den generischen Fans war er wegen seinem Hang zur Theatralik verhasst. In Sársfield ist er trotz seiner Skandale bis heute eine Legende. Vor kurzem betonte er stolz, "Wenn ich heute zum Verein komme, behandeln sie mich noch immer wie einen Star. Das ist das Schöne am Fußball. Jedes Mal wenn ich dort hingehe, läuft noch einmal meine Karriere vor meinem inneren Auge ab". Am 22. März 1998 gelang ihm etwas Einzigartiges: Als erster Keeper überhaupt, wurde sein Tor zum „Tor des Jahres“ in Argentinien gewählt. Im Stadt-Derby gegen River Plate gelang ihm ein Treffer aus über 60 Metern. Für viele Fans bis heute ein unvergessenes Tor.
Karrierehöhepunkte des Südamerikaners
Das Jahr 1998 mit der WM in Frankreich zählt sicherlich zu seinem Karrierehöhepunkt. Dank der grandiosen Leistungen Chilaverts, der die Nationalelf Paraguays als Kapitän anführte, überstand der krasse Außenseiter überraschend die Vorrunde. Beachtenswert war dabei, dass die Südamerikaner nur ein Gegentor in drei Spielen kassierte, woran er maßgeblichen Anteil hatte. Zudem wäre ihm im Gruppenspiel gegen Bulgarien beinahe das erste Tor eines Torhüters während einer Weltmeisterschaft gelungen – er scheiterte mit seinem Freistoß nur an der Latte. Im anschließenden Achtelfinalspiel wartete der spätere Weltmeister auf Paraguay. Chilavert hielt wieder einmal überragend und rettete seine Mannschaft in die Verlängerung. Doch Laurent Blanc überwand ihn in der Nachspielzeit mit dem ersten Golden Goal der WM-Geschichte. Sein einsamer Wutausbruch ging im Jubelgeschrei der Franzosen unter. Im selben Jahr wurde Chilavert zum dritten Mal als Welttorhüter des Jahres ausgezeichnet und landete auch bei der Wahl zum Weltfußballer des Jahres in den vorderen Plätzen.
Danach wurde es still um ihn. Kurze Verletzungspausen unterbrachen immer wieder seinen Rhythmus. Ende 2000 versuchte der damals 34-jährige ein zweites Mal sein Glück in Europa. Racing Straßburg verpflichtete ihn zur Rückrunde der Saison 2000/2001. Doch dort fiel er mehr durch seine immer häufigeren Patzer im Tor der Elsässer auf, als durch gute Leistungen. Ein Jahr später stieg er mit Straßburg in die zweite Liga ab. Dennoch wurde er weiterhin zur Nationalelf berufen.
Abschied von der internationalen Bühne
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