„Adler war unglaublich“
„Freundschaftsspiele“ sind unter Fußball-Profis nicht wirklich beliebt. Jedenfalls bei denen, die ihren Platz auf dem Feld (oder der Bank) sicher haben. Für die Torhüter René Adler und Rowen Fernandez war der Samstagabend in Leverkusen ein willkommenes Kräftemessen um auf die eigenen Leistungen aufmerksam zu machen. Aus Torhüter-Sicht besonders erfreulich: das gelang beiden Torhütern ausgezeichnet.
Rowen Fernandez war von Trainer Santana erstmals nach langer Wartezeit auf der Ersatzbank für Südafrikas nominelle Nummer Eins Khune aufgestellt worden. Der Schlussmann, der auch in Bielefeld nur mehr die zweite Position im Tor einnehmen muss, zeichnete sich mit einigen guten Paraden aus, die leichte Unsicherheiten deutlich übertünchten. In den südafrikanischen Zeitungen war der Bielefelder nach seiner Bewährungschance gegen Deutschland der gefeierte Held. „Deutschland hätte höher gewinnen müssen, aber Rowen Fernandez hat ausgezeichnet gehalten“, schrieb das Boulevardblatt The Star und unterstrich damit Fernandez Auftritt in der BayArena. Der Bielefelder bewies seine Stärken: gutes und sicheres Fangverhalten, ein Höchstmaß an Konzentration und Routine. Vor allem in punkto Erfahrung hat der 31-Jährige einen natürlichen Vorteil gegenüber dem neun Jahre jüngeren Khune. „Ich hoffe, ich habe meine Chancen verbessert´, meinte Fernandez nach dem Spiel mit Blick auf weitere Einsatzchancen in Nationalmannschaft und Verein: „Mein Trainer und viele Kollegen aus Bielefeld haben auf der Tribüne gesessen. Alles ist möglich.“
Trotz guter Leistungen stand der Südafrikaner allerdings klar im Schatten von René Adler. Der Leverkusener, der von Nationaltrainer Joachim Löw in seinem „Heimspiel“ in die Stammelf berufen wurde, machte eine phasenweise fantastische Partie. Das höchste Lob erhielt er vom Torwartkollegen auf der anderen Seite: „Der größte Unterschied war, dass Deutschland den besseren Torhüter hatte´, sagte Fernandez und meinte damit Adlers Paraden und vor allem Reflexe. Auch sein Trainer war begeistert: „René Reflexe waren heute unglaublich“, schwärmte Löw und befeuerte damit den Konkurrenzkampf um den Platz im deutschen Tor, der nach den guten Leistungen von Robert Enke und den Aussagen von Torwarttrainer Andreas Köpke eigentlich schon beendet gewesen war. „Ich glaube, ich war ganz okay“, beurteilte sich Fernandez nach dem Spiel selber, um dann aber zu betonen: „Aber Rene Adler war besser. Geradezu unglaublich.“ Auf die Frage, unter welchen Umständen sein Team eine Chance gegen den Vize-Europameister gehabt hätte, antwortete Fernandez: `Vielleicht hätte man Adler aus dem Tor nehmen müssen.“
Man darf nun gespannt sein, wie die Diskussion um die Torwartsituation weiter geht. TV-Experte Oliver Kahn äußerte sich jedenfalls kritisch: „Tja, im Tor haben wir jetzt ein Luxusproblem. Und diese Diskussion zwischen den Torhütern ist entstanden, weil man sich nicht auf einen Keeper festgelegt hat. Es wird schwer für den Bundestrainer, einen der Keeper zu enttäuschen.“