Jens Lehmann / Stuttgart: Keine Frage, Jens Lehmann ist immer noch ein Torwart von internationalem Format. In Fußballer-Sprache zwar fast schon Rentner, aber fit und in Form und deshalb voll einsatzfähig. Am Samstagnachmittag nun musste sich Lehmann von einem anderen Fußball-Rentner die Grenzen aufzeigen lassen. Ruud van Nistelrooy, die neue Bundesligaattraktion im Trikot des Hamburger SV, erzielte kurz nach seiner Einwechslung zwei seiner typischen Tore, die kein Torwart der Welt zu halten vermag. Hart, präzise, flach ins lange Eck aus einer Position, die Lehmann nicht die Chance ließ den Winkel irgendwie zu verkürzen. Zwei Rentner in Höchstform können so viel tun für die Attraktivität der deutschen Eliteliga.

Frank Rost / Hamburg: Auch Frank Rost ist längst mein junger Hüpfer mehr, eher einer der routiniertesten Spieler der Liga. Gegen den VfB Stuttgart offenbarte Rost wieder seine ganze Klasse und durfte dafür das Glück des Tüchtigen ernten, als er einen Schuss vor die Füße von Marica abprallen ließ, der aber nicht fähig war ein Tor zu erzielen (59.). Die letzten 25 Minuten konnte Rost es sich schließlich in seinem Tor gemütlich machen und der beeindruckenden Show seines neuen Mitspielers aus Holland folgen.

Thema: Die neue Gefahr made in Holland

Halbwegs unparteiische Fans der Fußball-Bundesliga haben am Ende der abgelaufenen Transferfrist einen Grund zum Feiern gehabt: Die Verpflichtung von Ruud van Nistelrooy ist auch deshalb so spektakulär, weil der Niederländer als einer der besten Stürmer der vergangenen zehn Jahre gilt. Weltweit. Für die Torhüter der ersten Liga (ausgenommen Frank Rost vom HSV), dürfte der neue Mann allerdings als ernsthafte Gefahr gelten. Nicht nur, dass van Nistelrooy jahrelange Erfahrung als Tormaschine vom Dienst mitbringt und in all seinen Anlagen (Antritt, Ballbehandlung, Effizienz) trotz langer Pause immer noch als Stürmer von internationaler Klasse angesehen werden darf – die Abschlußstärke des Neu-Hamburgers ist einfach unerreicht. Jens Lehmann durfte am Wochenende als Erster ein Lied davon singen. Zwei Ballkontakte reichten »Van the Man«, wie er seit seiner äußerst erfolgreichen Zeit bei Manchester United genannt wird, um zwei Treffer zu erzielen. Der Holländer ist dabei ein Meister, wenn es darum geht, sich in eine für den Torhüter extrem undankbare Position vor dem Tor zu bringen: Die meisten Tore erzielte van Nistelrooy leicht schräg vor dem gegnerischen Tor stehend aus relativ kurzer Distanz. Das macht es seinem Gegenüber sehr schwer sich im richtigen Winkel zu positionieren und so den Raum für den Abschluß zu verkürzen. Zusätzlich verfügt van Nistelrooy über eine formidable Schusstechnik. Hart und präzise, ohne sämtliche Schnörkel – für Torhüter immer noch die schwierigste Variante, trotz aller neuartigen Bälle und wunderlicher Techniken a lá Cristiano Ronaldo und Konsorten. Natürlich hat der Niederländer gegen Stuttgart von Glück und den unaufmerksamen Verteidigern profitiert, dass es nicht seine letzten Tore für den Hamburger Sport-Verein gewesen sind, davon ist allerdings auszugehen. Die Torhüter in Deutschland, die werden gewarnt sein.