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Stefan Ortega mit dem Fazit nach einem Jahr Manchester City

Der Ex-Bielefelder holte in seiner englischen Debütsaison das Triple

Autor: T. Rübe - 22.07.2023

Es war eine große Überraschung, als Stefan Ortega im letzten Sommer ablösefrei zu Manchester City wechselte. Zwar hatte sich Ortega in den zwei Spielzeiten zuvor bei der Arminia aus Bielefeld als starke Bundesliga-Torhüter etabliert, doch gibt es große Unterschiede zwischen der Arminia und den Skyblues aus Manchester. Auch als Nummer 2 hätte es für den Klub, der von Pep Guardiola geführt wird, sicher naheliegendere Optionen gegeben, als den Torhüter, der nach seiner Jugendzeit bei Hessen Kassel bisher seine Karriere ausschließlich bei Arminia Bielefeld und dem TSV 1860 München verbrachte. Das soll die Klasse des 30-Jährigen nicht schmälern, doch so wirklich vorstellen konnte man sich den Torwart trotz seiner fußballerischen Fähigkeiten nicht im Kader von Manchester City, dem nunmehr amtierenden Premier League und Champions League-Sieger.

Gegenüber der Welt gab der Torhüter Einblicke in das erste Jahr in Manchester. Vor allem der Beginn bei den Citizens kam einem Kulturschock gleich: „Das war sehr aufregend. Ich war neugierig und war anfangs gespannt, wie wohl das Niveau ist. Und ich war, das muss ich ehrlich sagen, geschockt, wie unfassbar gut das war bzw. ist. Absolutes Top-Level. Mir war klar, dass ich bei dem Schritt, den ich gegangen bin, eine gewisse Portion mitbringen muss, um da zu bestehen. Um hier mitzuhalten, musst du mit dir im Reinen sein und eine gewisse innere Ruhe haben. Ich glaube, dass ich mit der Art und Weise, sehr gut angekommen bin. Das heißt mit meiner offenen Art, aber auch mit der deutschen Mentalität, also im Bezug auf das harte Arbeiten, den Einsatz, den Willen, die Disziplin und die Professionalität. Ich glaube, hier gibt es keinen, der schlecht über mich reden wird.“ Für den Torwart war dabei sehr hilfreich, dass mit Kapitän Ilkay Gündogan ein Landsmann im Kader war, der dem Torwart das Einleben deutlich erleichtert hat. Gleichsam sagte Gündogan, der nun Manchester in Richtung Barcelona verlassen hat, öffentlich über den Torwart: „Wenn er nicht hier wäre, hätte ich wohl nicht dieselbe Saison erlebt. Im Fußball braucht man Anker und Stefan war dieser Anker für mich.“ Ortega wiederum entgegnete: „Es hat mir geschmeichelt, aber es war natürlich nicht notwendig, dass er das öffentlich macht. Ich würde behaupten, wer Ilkay kennenlernt, denkt sicher, dass er jemand ist, der in sich gekehrt und kein Lautsprecher ist. Obwohl wir viele Gemeinsamkeiten haben, bin ich, glaube ich, ein Mensch, der etwas offener ist, auf die Dinge zugeht. Ich habe ihm, glaube ich, ein wenig geholfen, sich etwas mehr zu öffnen oder dass er etwas mehr Vertrauen bekommen hat, sich zu öffnen. Wenn wir diskutiert und miteinander gesprochen haben, habe ich durch meine Karriere einen etwas anderen Blickwinkel hineingebracht. Denn unsere Karrieren sind nun mal unterschiedlich verlaufen. Trotzdem haben wir zwischenmenschlich zueinander gefunden. Manchmal trifft man Menschen und merkt beim ersten Mal, dass es passt. Das hat sich über das Jahr hinweg vertieft. Wir haben uns wirklich schätzen gelernt.“

Doch so wirklich greifbar ist trotz des engen Verhältnisses zu Gündogan für den Torwart vieles noch neu. Ebenso war es für ihn schwierig, seine erste Saison in Manchester mit dem Sieg in der Champions League und dem Meistertitel zu verarbeiten und zu realisieren: „Es ist immer noch nicht greifbar. Ich schwelge gelegentlich immer noch in Erinnerungen und überlege mir, was ich da alles erlebt habe. Ich denke, so richtig realisieren werde ich es, wenn ich mal aufgehört habe und mir alle Medaillen anschaue. Aber was ich jetzt schon weiß, ist, dass es sehr außergewöhnlich ist, was ich da gleich im ersten Jahr erreicht habe - und auch zu diesem historischen Erfolg beigetragen habe. Ich war ja nicht nur einfach dabei.“ Für ihn war es in diesem Zusammenhang vor allem auch wichtig, dass er sich die Einsatzzeiten selbst erarbeitet hat: „Was das betrifft, weiß ich das aus Erfahrung einzuschätzen. Es ist ja nicht so, dass ich die Einsatzzeiten in meinem Vertrag zugesichert hatte. Ich musste Emir die Spiele erarbeiten. Dadurch, dass er (Pep Guardiola) mir die Spiele gegeben hat, hat er mir signalisiert, dass er an mich glaubt und etwas in mir sieht. Für mich waren diese Spiele (wettbewerbsübergreifend insgesamt 14 Spiele) also auch eine Art Bestätigung.“ Gespräche mit Guardiola wären dabei nicht so wichtig: „Jeder Spieler kann hier jederzeit bei ihm am Zimmer klopfen, kein Problem. Doch dadurch, dass wir ohnehin viel Zeit miteinander verbringen, finden derlei Gespräche völlig ungezwungen mal am Kaffeeautomaten oder zwischen Tür und Angel statt. Aber ganz ehrlich, ich brauche es auch nicht, dass ein Trainer alle vier, fünf Wochen mit mir redet. Mir sind die Einsatzzeitenbestätigung genug. Das passt. Denn ich denke, mir hat das, was ich hier spielen und leisten durfte, kaum einer zugetraut.“

Besondere Ereignisse für den Keeper dabei waren vor allem das Spiel in der Champions League gegen Dortmund und den FA Cup: "Das Spiel gegen Dortmund, da waren 35 Leute von mir im Stadion. Dass ich das in Deutschland machen durfte, war total schön. Und dann am Ende der Saison das FA-Cup-Finale, dass ich das spielen durfte, war auch toll. Einen Tag später hatten wir unsere kirchliche Trauung. Das war ein Wochenende, das ewig hängenbleiben wird."

Für die kommende Saison erwartet der Torwart grundsätzlich eine schwierige Situation, da alle Mannschaften City durchaus nach der sehr erfolgreichen Saison ein Bein stellen wollen, doch schätzt er die Qualität in der Mannschaft und den Erfolgshunger sehr groß ein, weshalb auch die kommende Saison sehr erfolgreich werden könnte. Für Ortega ist wiederum im Hinblick auf die deutschen Torhüter nach den derzeitigen Nationaltorhütern tatsächlich eine Lücke zu erkennen: „Da ist schon ein kleiner Bruch festzustellen. Bei Manu weiß man nicht, wie und wann er zurückkommt. Marc-André ist danach für mich schon ein absoluter Top-Torhüter, Kevin spielt stark und Bernd hat sich in Fulham auch wiedergutgemacht. Danach gibt es viele junge Torhüter. Doch das Wichtigste ist, dass du als junger Torhüter erst einmal schaust, dass du spielst und dich nach oben arbeitest. Aber es gibt für mich zu viele junge Torhüter, die nicht verstehen, dass man Geduld haben und sich erst einmal langsam nach oben arbeiten muss, also vielleicht den etwas längeren, unbequemen Weg gehen muss. Da gibt es zu viele, die zu ungeduldig sind und den Konkurrenzkampf scheuen. Sie geben zu schnell auf und wollen zu früh zu viel. Im jungen Alter ist die Spielpraxis wichtig - und wenn du die erst einmal in der 2. oder 3. Liga bekommst, würde ich das jedem raten. Nur durch Spiele kannst du dich zeigen und entwickeln, selbst wenn es finanziell vielleicht erst einmal nicht so lukrativ ist.“

Stefan Ortega selbst ist auch das beste Beispiel dafür, dass auch der lange Weg nach oben führen kann. Erst mit 27 Jahren spielte er erstmals in der Bundesliga, konnte sich dort über zwei Jahre zeigen und noch einmal weiter entwickeln. Jetzt ist er als geschätzte und durchaus beachtete Nummer 2 bei einem der derzeit besten Vereinsmannschaften der Welt und wird nicht nur von den Verantwortlichen, sondern auch von den Fans geschätzt. Im Herbst des letzten Jahres gab es einige Anhänger, die mehr Spielzeit für ihn forderten und dafür Ederson, der zweifelsohne ein Weltklasse-Keeper ist, auf die Bank setzen wollten. Zwar ist es so weit nicht gekommen und dennoch hat Ortega bei Manchester City bereits nach einer Saison als Nummer 2 gewisse Spuren hinterlassen.


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