München – Nach der überraschenden Absage an Marko Marin haben die Medien scheinbar ein neues Lieblingsthema gefunden: Stammkeeper Jens Lehmann steht in der Kritik. Die Tageszeitung "Die Welt" schreibt heute sogar über den Schlussmann: "Torhüter Lehmann wird zum EM-Risikofaktor."
Doch ein reines Medienthema, wie es scheinbar bei Youngster Marin der Fall war, ist Lehmann getrost nicht. Der Keeper aus Arsenal wusste, dass er, nach nur sieben Ligaeinsätzen in der englischen Premiere League, einen Leistungsbeweis schuldig ist. Trainer Joachim Löw versuchte im Vorfeld jede Kritik an Lehmann von sich zu weisen und verwies mehrmals auf die jahrelange Erfahrung Lehmanns. Diese Erfahrung gibt es zweifelsohne, doch die Leistung gegen, den zweitklassigen Gegner, Weißrussland lassen doch einige Zweifel aufkommen. So bleibt die Frage, ob der Faktor Erfahrung den Faktor Spielpraxis wettmachen kann.
Das Gegentor zum 2-1 war zwar ein schwierig zu haltender Ball, aber ein in Topform stehender Lehmann hätte den Ball aber unter Umständen gehalten. Dass das zweite Tor ganz klar auf Lehmanns Verschulden ging, steht außer Frage. Doch die Selbstanalyse des Torwarts, nach dem Spiel in der Mixed-Zone, fiel nicht überraschend unkritisch aus. „Ich war an beiden Bällen dran, aber ich hatte nicht das Glück, dass sie wieder raus gesprungen sind“, sagte Lehmann, der in der 61. und 88. Minute von Stürmer Vitali Bulyga bezwungen wurde. „Es ist das Schicksal eines Torwarts, dass er an den meisten Toren mitschuldig ist“, fuhr Lehmann fort, ehe er dann den neuen Spielball kritisierte. „Der Ball ist sehr gewöhnungsbedürftig“, sagte Lehmann, „er flattert noch mehr als der WM-Ball von 2006.“
Doch auch unabhängig vom neuen Ball strahlte die deutsche Nummer eins keine Sicherheit aus. Bundestrainer Joachim Löw versuchte seinen Keeper in Schutz zu nehmen „Jens hätte das eine oder andere besser machen können. Aber er hat zwei, drei Bälle gut vereitelt“, sagte der Coach. Man würde spüren, dass er die Praxis braucht. „Aber es ist so, dass wir ihm Vertrauen. Wir sind von ihm überzeugt. Dazu stehen wir“, sagte der Bundestrainer. Adlers Hoffnungen auf einen Einsatz gegen Serbien hat Löw bereits eine Absage erteilt: „Lehmann wird spielen.“
Sollte die deutsche Nummer eins aber wieder patzen, dürfte es selbst für den sonst so gelassenen Keeper aus London unruhig werden. Vielleicht wäre es besser, dass er so schnell wie möglich seine Wechselentscheidung bekannt gibt. Das könnte zumindest für Planungssicherheit im Hause Lehmann sorgen.