Manuel Neuer/ Deutschland:
Keine Experimente. Wenn es ums prestigeträchtige Derby gegen den kleinen Nachbarn im Westen geht, verhält es sich auch im deutschen Trainerteam ähnlich wie in der CDU unter Adenauer. Somit war auch klar, dass Manuel Neuer zurück zwischen die Pfosten der deutschen Mannschaft kehren würde. Doch wirklich notwendig war das Rückgreifen auf die deutsche Nummer 1 nicht wirklich. Manuel Neuer blieb über weite Strecken der Partie vollkommen beschäftigungslos. Wenn es die Niederländer mal zu einem Abschluss brachten, rauschte dieser meist deutlich am deutschen Tor vorbei. Die knappsten Versuche steuerten noch Dirk Kuyt in der 26. und Wesley Snejder in der 54. Minute bei. Nur einmal war das Visier der Niederländer richtig eingestellt, doch der Versuch von Babel war keine wirkliche Prüfung für Neuer, der den Ball locker abfing.
Da die Primäraufgaben bei Neuer an diesem Abend zu kurz kamen, lohnt sich ein Blick auf seine Sekundärtugenden, seine fußballerischen Fähigkeiten. Gemessen an der hohen Zahl seiner sonst so zielsicher den Mann findenden Spieleröffnungen, war Neuers Quote an diesem Abend eher bescheiden. Zu häufig fanden seine Abschläge nur den Gegner. Die Einleitung schneller Konter konnte von Neuer an diesem Abend kaum praktiziert werden, da er nur selten an den Ball kam. Einmal, in der 56. Minute, blitzte seine Klasse allerdings auf, als er einen hohen Pass an der Strafraumkante abfing und sofort in einen Abwurf weiterverarbeitete. Ein flüssige Bewegung, und bei anderen Keepern so nur selten gesehen.
Alles in allem war es aber eine beschäftigungslose Partie für Manuel Neuer.
Maarten Stekelenburg/ Niederlande:
Maarten Stekelenburg konnte einem an diesem Abend wirklich nur leid tun. Mit drei Toren der Marke Extraklasse entzauberten die Deutschen die niederländische Hintermannschaft und ließen Stekelenburg keine Abwehrchance.
Abgesehen davon lieferte Stekelenburg eine ordentliche Partie ab, wobei er seine Rolle jedoch strikt auf den eigenen Fünfmeterraum limitierte. Überraschend für den Nachfolger von Edwin van der Saar, dem Inbegriff eines modern spielenden Keepers. Man muss allerdings auch anmerken, dass gegen die meist präzise kombinierenden Deutschen eine andere Spielweise, als die von Stekelenburg betriebene, nur schwer möglich war. Dass der holländische Fänger nämlich auch ein guter Fußballer ist, zeigte er anhand einiger Szenen, als er kritische Situationen spielerisch – beispielsweise per schönem Lupfer - zu lösen verstand.
Bei zwei Abschlüssen von Klose, die flach auf sein Tor kamen, hatte er keine Mühe. Dennoch wurde er auch heute – wie schon zuvor im römischen Stadtderby – vom deutschen Stürmer wieder überwunden, als dieser einen Kopfstoß präzise gegen die Laufrichtung von Stekelenburg platzierte und dem Schlussmann so keine Abwehrchance ließ.