Nadine Angerer beim ersten WM-Einsatz (Foto: Firo)
Nadine Angerer/ Deutschland
Nanu, was war das denn? Mit bloßem Unglauben reagierte wohl so
mancher Fan der Deutschen Damen-Fußballnationalmannschaft, als die Kanadier
in Person von Christine Sinclair in der 82. Minute den Anschlusstreffer
zum 1 zu 2 markierten. Die kanadische Spielführerin hatte einen Freistoß aus
halbrechter Position unhaltbar für Angerer im oberen Winkel eingenetzt.
Eigentlich keine große Sache. Eigentlich. Im Falle von Nadine Angerer
allerdings schon. Denn die deutsche Keeperin hat sich einen Nimbus der Unbesiegbarkeit
geschaffen, sie gilt als personifizierte Mauer. Bei der letzten Weltmeisterschaft
in China hatte es die 32-jährige Keeperin geschafft, sich eine tadellos weiße
Weste zu bewahren - kein einziger Ball fand während des Turniers den Weg an
Angerer vorbei. Eine einmalige Leistung im Fußball. Und jetzt? Schon im
ersten Spiel klingelte die Kugel in den Deutschen Maschen. Vielfach geistert
nun natürlich die Frage durch den Raum, ob dieses frühe Gegentor Auswirkungen
auf Angerer haben werde, ihr Selbstbewusstsein erschüttern wird. Schließlich
bekannte sie selbst unlängst, dass sie Gegentore als persönliche Niederlage
empfindet. Ob ihre natürliche Autorität und Ausstrahlung unter diesem - für
Angerer - ungewöhnlichen Ergebnis zu leiden beginnen, wird sich erst in den
nächsten Spielen zeigen. Gegen die Kanadier bekam Angerer hingegen wenig Möglichkeiten
sich auszuzeichnen. In den seltenen Fällen, in denen den Nordamerikanerinnen
ein Durchbruch gelungen war, vergaben sie meist zu überhastet. Angerer
zeigte aber ein gutes Stellungsspiel, war stets anspielbereit und verunsicherte
die gegnerischen Stürmerinnen im richtigen Moment. Nur einmal im gesamten Spiel
wirkte sie zu zögerlich beim Rauskommen. Alles in allem ein solider, wenn auch
unspektakulärer Auftritt, der vor allem Fragen aufwirft für die nächste Partie
der Deutschen.
Erin McLeod/ Kanada
Die deutsche Frauen-Fußballnationalelf hat sich mit technisch
anspruchsvollem Angriffsfußball viele Freunde gemacht. Weltweit. Unter ihren
Fans und Bewunderern befindet sich auch die kanadische Keeperin Erin McLeod.
Die Deutschen seien "eine unglaubliche Mannschaft, die beste der Welt", sagte
die Keeperin, die einst vor allem aufgrund ihrer markanten, pumucklesken Haarpracht
in Erinnerung blieb. Vielleicht war es dann doch eine Spur zu viel Ehrfurcht,
die den Kanadiern und insbesondere Erin McLeod an diesem Sonntag im Weg standen.
Zwar zeichnete sich McLeod teilweise - zum Beispiel in der 10. Minute gegen
einen Schuss von Kerstin Garefrekes - durch starke Paraden aus, bewies allerdings
beim Spiel im Raum eklatante Schwächen, welche jeweils zu den Gegentoren durch
die deutsche Elf führten. Beim 0:1 irrte die junge Kanadierin beinahe mitleidig
orientierungslos durch den Strafstoß, so dass Garefrekes eine Flanke von Simone
Peter beinahe mühelos zur Führung einköpfen konnte. Auch beim zweiten Gegentreffer
wirkte McLeod alles andere als sicher. Unsicher ob sie im Tor bleiben oder rauskommen
solle, verharrte sie zu lange in vollkommener Unentschlossenheit auf der Linie
um dann erst kurz vor Ultimo ihr Tor zu verkassen und den Winkel gegen Okoyino
da Mbabi, die vollkommen frei auf den kanadischen Kasten zulief, zu verkürzen.
Zu spät! So blieb am Ende eine eher unbefriedigende Leistung stehen. McLeod
konnte jedoch eine glaubwürdige Erklärung vorweisen: "Ich war aufgeregt. 73000
Zuschauer…ich dachte, ich würde mir in die Hosen machen." Die Hose blieb sauber,
der Kasten allerdings nicht. Aber es geht ja nicht immer gegen Deutschland.
Also durchatmen…