torwart.de sprach exklusiv mit Maximilian Riedmüller (FC Bayern München). Der Keeper war lange die Nummer drei der Bayern. Im Gespräch spricht Riedmüller über einen nahenden Abschied vom FC Bayern, Manuel Neuer und sein Bundesligadebüt auf der Bank.
torwart.de: Maximilian, deine Zeit beim FC Bayern scheint sich dem Ende zuzuneigen. Oder siehst du noch eine Perspektive für dich in München?
Maximilian Riedmüller: Man wird sehen ob es wirklich das Ende wird. Fakt ist: ich bin noch bis Juni 2013 beim FC Bayern München unter Vertrag. Allerdings muss ich klar sagen, dass ein Vereinswechsel jetzt zum richtigen Zeitpunkt kommen würde. Der FC Bayern München ist ein großer Verein, aber unter den jetzigen Umständen muss ich die sportliche Perspektive in den Vordergrund stellen!
torwart.de: Was war dein Highlight in dieser Zeit?
Riedmüller: In den letzten Jahren gab es viele Highlights. Eines davon rauszunehmen wäre dem anderen gegenüber nicht fair. Da war das Trainingslager in Katar, die Vertragsunterzeichnung im letzten Jahr, das erste Mal auf der Bank bei einem Bundesligaspiel (Anm. FCB-VFB) oder aber auch mein erstes Drittligaspiel im Jahr 2009; um nur einige zu nennen.
torwart.de: Du durftest auf der Bank bei einem Profispiel sitzen. Wie wichtig war dieses Erlebnis Bundesliga für dich?
Riedmüller: Das muss ich richtig stellen: Bisher bin ich nur gegen den VFB Stuttgart auf der Bank gesessen. Natürlich war es ein tolles Erlebnis das Lust auf mehr macht.
torwart.de: Du hast Manuel Neuer ein Jahr im Training erlebt. Was konntest du von ihm mitnehmen?
Riedmüller: Manu ist ein super Typ. Dass er ein sehr guter Torhüter ist weiß jeder. Am besten hat mir seine Dynamik im Training gefallen.
torwart.de: Zudem hast du diverse Torwarttrainer erlebt. Welche Torwartphilosophien konntest du kennen lernen?
Riedmüller: Natürlich hat jeder Trainer/TW-Trainer seine eigene Philosophie. Ich denke es ist sehr gut wenn man immer offen für neues ist und für sich selbst einen guten Mittelweg findet. Das moderne Torwartspiel ist viel komplexer als der Reaktionstorhüter der 90er Jahre. Allerdings ist eines gleich geblieben und wird es auch immer bleiben: Kein Gegentor zu zulassen! Das ist der entscheidende Gedanke den jeder Trainer verfolgt.
torwart.de: Nach dem Abstieg der U23 hast du in der RL Süd gespielt. Wie sehr hat dir das Niveau der 3.Liga dort gefehlt?
Riedmüller: Ja, natürlich. Ich bekam dann mehrere Angebote, u.a. schon vom FC Bayern und 1860. Aber ich entschied mich für Heimstetten in der Bayernliga, weil ich unbedingt noch mein Abitur machen wollte. Und gerade der FC Bayern hatte ja immer morgens trainiert.
torwart.de: Es gab mehrere Anfragen in der Vergangenheit von anderen Vereinen. Dennoch bist du bei den Bayern geblieben. Hättest du nicht früher vielleicht bei einem anderen Verein eine Herausforderung annehmen müssen?
Riedmüller: Ich habe meine Entscheidungen in der Vergangenheit nie bereut. Es bringt doch nichts hinter sich zu schauen. Es gilt immer den Blick nach vorne zu richten.
torwart.de: Aktuell schaust du dich nach einem neuen Verein um. Welche Liga ist dein Mindestziel und welche Kriterien sind dir wichtig bei der Vereinsauswahl?
Riedmüller: Das Wichtigste ist die sportliche Perspektive. Wenn die stimmt kann ich mir vieles vorstellen!
torwart.de: Danke für das Gespräch.
Riedmüller: Bitte sehr.
torwart.de: Wie waren deine ersten Eindrücke bei den Profis?
Riedmüller: Jürgen Klinsmann hatte mich ja damals hochgeholt. Ich wurde sehr herzlich, aber professionell empfangen. Ein bisschen war ich schon stolz, dort dabei zu sein. Das Niveau zur zweiten Mannschaft ist natürlich ein ganz anderes. Und es ist natürlich eine Herausforderung, wenn F. RIbery auf einmal auf das Tor schießt. Da hat man schon ein wenig Respekt.
torwart.de: Wie ist generell das Umfeld „FC Bayern“ für dich?
Riedmüller: Ein Vergleich fällt mir schwer, da ich ja noch nicht bei anderen Profivereinen gespielt hab. Aber hier ist alles top. Medizinisch, trainingstechnisch und auch das Material. Wenn ich etwas brauche, bekomme ich das. Ich sage das W. Junghans und der besorgt mir das von „adidas“.
torwart.de: Welche Modelle bevorzugst du?
Riedmüller: Da hab ich eigentlich nicht viel Auswahl, da ich die direkt von „adidas“ bekomme und es noch nicht wie bei den Bundesligisten ist, dass du dein Handschuh individuell gestalten kannst.
torwart.de: Inwieweit machst du Videoanalysen deiner Spiele?
Riedmüller: Wir bekommen immer Mitschnitte, die ich dann gemeinsam mit meinen Torwarttrainern analysiere. Wir schauen dann immer, was ich besser machen kann.
torwart.de: Im Grunde geht es ja im Training immer um Abläufe. Wie kann man da von Videos etwas erlenen?
Riedmüller: Man kann sehen, was man konkret falsch macht und wie man im Training darauf reagieren kann. So kann man am Ende auch die Abläufe optimieren.
torwart.de: Was machst du zusätzlich zu deinem normalen Torwarttraining?
Riedmüller: Ich gehe eigentlich jeden Tag in den Kraftraum und mache meine Übungen. Vor den Spielen mache ich natürlich kein Krafttraining, sondern eher Bewegungsübungen.
torwart.de: Wie viele Spieler sind denn dort mit dir immer dabei?
Riedmüller: Meistens sind wir vier oder fünf Spieler.
torwart.de: Nicht besonders viele.
Riedmüller: Klar, aber das ist jedem ja selbst überlassen. Ich mache das für mich selbst. Für mich ist es wichtig, dass ich meinen Beruf ernst nehme und dazu gehören auch Extraschichten.
torwart.de: Im Sommer wird beim FC Bayern wohl ein großer Umbruch kommen. Butt, Kraft, Oswald und dein Vertrag laufen aus.
Riedmüller: Bisher wissen wir alle noch nicht, wie es genau weiter gehen wird. Es kann sein, dass wir alle gehen oder auch alle bleiben. Da ist momentan noch nichts entschieden.
torwart.de: Aber dennoch: Du bist im Sommer kein U23 Spieler mehr. Deshalb ist ein Abschied wohl doch eine realistische Option.
Riedmüller: Klar, werde ich mich umhören und schauen, was es auf dem Markt gibt. Mein Ziel ist es auf jeden Fall eines Tages in der Bundesliga zu spielen. Da muss ich natürlich jetzt schauen, welchen nächsten Schritt ich gehen kann, um dieses Ziel zu erreichen.
torwart.de: Dein Vater ist dein „Berater“. Wie würdest du dieses Verhältnis beschreiben?
Riedmüller: Es ist schon so, dass ich und er eine sehr enge Beziehung haben und uns viel über Fachwissen austauschen können. Er hilft mir in dieser Art und Weise und wir unterhalten uns viel über meine Spiele. Nachteile sehe ich dadurch keine. Aber auch wir arbeiten mit externen Beratern zusammen. Für mich sind diese aber mehr Spielervermittler.