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"Hautnah" bei torwart.de

Ter Stegen: "Für Neuer war es sicher nicht einfach"

von Marcel Schäfer

Marcel Schäfer von torwart.de ist im Traingslager der Nationalelf. Dort traf er heute im Rahmen einer Medienrunde Torwart Marc-André ter Stegen. Der Keeper ist über seine Rolle als Nummer zwei bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland wenig begeistert und zeigte sich entsprechend enttäuscht.

torwart.de: Marc, beim FC Barcelona hast du fast nur mit dem Nike-Ball gespielt, bei der WM in Russland kommt ein Adidas-Spielgerät zum Einsatz. Ist das für dich auch etwas Umgewöhnung?

ter Stegen: Die Bälle unterscheiden sich natürlich im Flugverhalten. Adidas hat es versucht wieder gut hinzubekommen, nachdem sie auch einige Probleme hatten und ich mit den Adidas-Bällen nicht zufrieden war. Jetzt ist aber alles gut.

torwart.de: In der Vergangenheit waren auch Flatterbälle ein großes Thema. Bei der WM 2018 können Torwartfehler damit also nicht erklärt werden?

ter Stegen: Es kommt auf die Situation drauf an. Grundsätzlich hatten wir genug Zeit, uns daran zu gewöhnen, jeder muss aber damit umgehen können. Aber klar kann es sein, dass es mal wieder komisch aussieht. In der Cop del Rey in Spanien haben wir auch mit diesem Ball gespielt, und je öfter man ihn in der Hand hat, desto besser wird es. Wir trainieren ja jeden Tag mit dem Ball und sind jetzt auch darauf eingespielt.

torwart.de: Wie waren die Bedingungen für dich im Trainingslager?

ter Stegen: Für die ganze Mannschaft ist es wichtig, dass der Untergrund stimmt. Ich denke, dass das ganze Umfeld hier stimmt und alles absolut professionell ist. Das Wetter passt im Trainingslager und wir haben die Möglichkeit vieles zu trainieren und haben auch noch etwas Zeit.

torwart.de: Dir wurde gesagt, dass du nur noch die Nummer zwei bist. Wie gehst du damit persönlich um?

ter Stegen: Zunächst einmal ist das für mich natürlich eine enttäuschende Situation, machen wir uns da nichts vor. Ich muss niemanden sagen, dass ich die ganze Saison auf hohem Niveau gespielt haben und meine Leistung zu zeigen. Die Mannschaft weiß bei mir, dass ich 200 Prozent da sein werde, um sie zu unterstützen. Auch Manuel Neuer weiß, dass ich immer hinter ihm stehe! Der Bundestrainer hat diese Entscheidung getroffen – das respektiere und akzeptiere ich. Ich werde weiterhin versuchen auch im Training eine Stütze zu sein und das Manu am Spieltag hundertprozentig in Verfassung ist. Wir haben tolle Torhüter dabei.

torwart.de: Hoffst du auch auf einen Einsatz?

ter Stegen: Spekulieren wurde mir in Barcelona verboten (lacht). Wie gesagt, wenn ich gebraucht werde, werde ich da sein. Und bis es zu dem Moment kommt, werde ich versuchen für die Mannschaft da zu sein. Weltmeister wird man nicht nur mit 11 Leuten, sondern mit allem. Und wenn ich nur eine Kleinigkeit dazu beitragen kann, bin ich froh!

torwart.de: Hat Joachim Löw mit dir direkt gesprochen?

ter Stegen: Als ich angekommen bin, haben wir uns zusammengesetzt. Er hat mir gesagt, dass er von mir überzeugt ist und er wisse, dass er sich zu 100 Prozent auf mich verlassen kann. So möchte ich auch, dass es abläuft und er hat mir alles erklärt. Das akzeptiere ich. Es kann doch alles passieren. Schauen wir uns 2014 an: Da wurde Shkodran Mustafi nachnominiert und spielte auf einmal viel mehr als jeder dachte. Auch 2016 war es ja ähnlich. Daher habe ich versucht meine Enttäuschung auch relativ schnell zu verdauen und mich wieder auf das Training zu konzentrieren.

torwart.de: Bist du überrascht, dass Manuel Neuer die Nummer eins ist nach so langer Zeit?

ter Stegen: Ich glaube, er hat alles dafür getan. Für ihn waren die Monate sicher nicht einfach. Dafür hat er gearbeitet und alles getan und ich gebe ihm großen Respekt dafür, denn das schafft nicht jeder und nicht jeder kommt zurück.

torwart.de: Mussten deine Mitspieler dich aufbauen?

ter Stegen: Nein, das mussten sie nicht. Jeder von den Jungs wusste, dass ich professionell bin und es ist nicht nötig, dass jemand vorbei kommt und mich aufbauen muss.

torwart.de: Wie wichtig ist eine Lobby beim DFB?

ter Stegen: Alle waren gegenüber mir respektvoll. Die Jungs wissen, wozu ich imstande bin. Wir haben generell eine tolle Besetzung auf der Torwartposition, selbst mit Bernd Leno, der jetzt nicht mehr dabei ist. Wir wären alle in der Lage die WM zu spielen. Manu hat bezüglich der Turniere sicher die meiste Erfahrung.

torwart.de: Was fehlt der Generation nach der WM 2014?

ter Stegen: Ich denke, dass das wichtigste ist, dass man Persönlichkeit hat. Einige Junge haben das sicher schon, aber mittlerweile hast du ja mit 30 schon die Rolle, dass du der Führungsspieler und der älteste Spieler im Kader bist. Aber wir sind gut aufgestellt und wenn man die Jungs sieht, wie Joshua Kimmich zum Beispiel, die dauerhaft spielen, dann kann man darauf stolz sein. Einige kommen über die Individualität und andere eher über Führungsqualitäten.

torwart.de: Welche Erfahrungen kann man aus dem Confed-Cup mitnehmen?

ter Stegen: Jeder der spielt, weiß wie toll es ist, dass man einen Pokal in die Höhe strecken kann, egal wie viel man spielt. Am Ende entscheiden Kleinigkeiten, auch Glück, wohin man einen Gegner drängen und das auch erzwingen kann.

torwart.de: Wie sieht das Torwarttraining konkret aus?

ter Stegen: In der Vorbereitung setzt man Reize, die man während des Turniers nicht trainieren kann. Wenn es dann auf die WM zugeht, dann kann man keine vollkommenden Trainingseinheiten machen und es wird spitzer. Im Laufe des Turniers wird es immer kürzer und spezifischer.

torwart.de: Wie siehst du die Sache mit Loris Karius im Finale? Fühlt man da mit?

ter Stegen: Natürlich fühlt man mit und es tut mir leid für ihn! Auch wenn Mitleid das Letzte ist, was er gebrauchen konnte. Ich bin aber überzeugt, dass er außer den beiden Fehlern ein Topspiel gemacht hat. Er hat sich nicht verunsichern lassen von den Fehlern. Auch ich habe Fehler gemacht, über die man den Kopf schütteln kann. Ich hoffe, dass er jetzt im Urlaub abschalten kann. Eigentlich will man nach einem solchen Spiel sofort weiterspielen, um es vergessen zu machen. Ich glaube auch, dass er so viel Charakter besitzt, um mit der Situation klarzukommen. Ich bin überzeugt, dass er zurückkommen wird und wünsche ihm das Beste.

torwart.de: Wie passieren denn Fehler?

ter Stegen: Wir sind alle keine Maschinen, das hat mir mein Opa schon beigebracht. Man kann uns nicht einfach wie eine Maschine einstellen und einen Rhythmus abspulen lassen. Jeder hat mal einen Fehler gemacht. Das ist unangenehm, betrifft aber den Job genauso wie das Privatleben. Keiner ist fehlerlos!

torwart.de: Wie siehst du damals die Aktion von Oliver Kahn 2006, wie er mit der Nummer zwei umging?

ter Stegen: Er hat ja sicherlich viele Sympathien damals geerntet. Er musste natürlich erstmal zwei bis drei Tage darüber nachdenken und war nicht zufrieden. Ich denke, dass es auch falsch wäre, wenn einem das gleichgültig ist. Dann muss man es aber akzeptieren und nach vorne blicken. Am Ende kann sowas auch den kleinen Unterschied ausmachen, damit man etwas Großes erreichen kann.

torwart.de: Hilft dir die Geduld auch perspektivisch? Gerade mit deiner Barcelona Erfahrung?

ter Stegen: Es kann helfen, klar. Aber trotzdem fand ich die Situation nicht gut (schmunzelt). Du lernst durch viele Situationen, die du durchlebst im Fußball. Ich habe mich nie als Nummer zwei gesehen, ich wollte einfach nur spielen. Ich habe für mich selbst alles getan, um die Situation zu ändern. Egal ob privat oder im Beruf.


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