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Kritische Bewertung der "Only the Captain"- Regel

Die neue “Only the Captain”-Regel ist gerade für Torwart-Kapitäne nicht ideal

Autor: T. Rübe - 29.06.2024

Große Turniere wurden auch in der Vergangenheit genutzt, um neue Regularien zu testen. Die WM 2022 in Katar war beispielsweise die Testphase für eine weitere Ausdehnung der Nachspielzeit, sofern der Spielverlauf dies indiziert hat. Auch die Europameisterschaft wird zum Testen einer neuen Regel. Konkret handelt es sich um die so genannte "Only the Captain"-Regel. So darf nunmehr nur noch der Mannschaftskapitän während des Spiels mit dem Schiedsrichter sprechen. Jeder andere Spieler, der sich dem Schiedsrichter diesbezüglich auf weniger als 4 m (rund 4,5 Yards)  nähert, wird mit einer gelben Karte bedacht. Der Vorstoß kam aus dem Schweizer Fußball-Verband mit dem Ziel, Rudelbildungen rund um den Schiedsrichter zu verhindern und somit auch den Druck von den Schiedsrichtern zu nehmen. In der derzeitigen Fassung wurde die Regel vom IFAB (International Football Association Board) herausgegeben. 

Doch gibt es auch Punkte, dich sich letztlich gegen diese Regeländerung sprechen könnten, denn Kritiker befürchten eine schiere Kartenflut, die sich bisher jedoch nicht beobachten ließ. Allerdings gab es auch eine kuriose Szene im Vorrundenspiel von Spanien gegen Italien, denn dort sah Gianluigi Donnarumma als Kapitän der Squadra Azzurra in der 15. Minute die Gelbe Karte. Grund hierfür war nicht die Wortwahl des Torhüters, sondern allein der Umstand, dass er den Strafraum verlassen hat, denn der Torhüter besitzt hierbei eine Sonderstellung: Ist ein Torhüter Mannschaftskapitän, so muss er vor dem Spiel auf dem Feld einen Stellvertreter benennen, der mit dem Schiedsrichter sprechen darf- er selbst wiederum wird mit einer Verwarnung bestraft, wenn er bei Spielunterbrechung zum Zwecke der Kommunikation mit dem Referee den Strafraum verlässt. 

In der ursprünglichen Fassung vom IFAB ist dieser Sonderumstand in dieser Form so konkret nicht benannt. In der Praxis aber steht nun zu befürchten, dass der Torhüter als Mannschaftskapitän immer seltener in Erscheinung treten wird. Als offizielle Mannschaftskapitäne sind bei der Europameisterschaft Jan Oblak (Slowenien) und eben Donnarumma bei den Italienern als Torhüter geführt. Schon seit Jahren gibt es unter den Trainern eine Diskussion, ob ein Torhüter als Mannschaftskapitän überhaupt auftreten kann, obwohl dieser nicht so nah an allen Mannschaftsteilen und naturgemäß auch nicht so schnell beim Schiedsrichter wäre. 

Die neue "Only the Captain"- Regel in ihrer derzeitigen Ausprägung aber befeuert diese Denkweise und schwächt den Torhüter als potenziellen Captain und darüber hinaus auch als Führungsspieler. Somit wird der Torhüter als Spieler zweiter Klasse behandelt, denn er selbst darf sich kein Gehör verschaffen, selbst wenn er Spielführer seiner Mannschaft ist. Auch in der Mannschaft wird er damit geschwächt, wenn er noch einen Wortführer als Sprachrohr benötigt, der außerhalb des Strafraums noch in Erscheinung tritt. Somit wird die Autorität des Torwarts auf dem Feld und im Mannschaftsgefüge untergraben. 

Dass der Torhüter im Übrigen einen Sprachführer bezeichnet liegt dem Szenario zugrunde, dass sich am anderen des Spielfeldes eine etwaige, strittige Szene ereignet und somit der Torhüter lediglich mit einer Verzögerung beim Schiedsrichter vorstellig werden könnte. Allerdings gibt es modernen Fußball gewiss viele Torhüter, die immer offensiver spielen und locker bis zur Mittellinie oder gar darüber hinaus agieren, vor allem wenn sich der Ball gerade am oder im gegnerischen Strafraum befindet. Auch Verteidiger, vor allem Innenverteidiger,  spielen qua ihrer Position eher etwas weiter zurückgezogen und wären im Vergleich zum Mittelfeldspieler wiederum weniger geeignet. Ebenso gibt es auch Stürmertypen, in vorderster Reihe als Ziel- und Wandspieler agieren, die dann einen ähnlich weiten Weg zum Schiedsrichter am eigenen Strafraum haben dürften, wie der Torwart zum anderen Ende des Spielfeldes. Natürlich ist diese Annahme auch bewusst überspitzt formuliert, soll damit verdeutlichen, dass die Argumentation auch in beide Richtungen gedeutet werden kann. 

In der aktuellen Form besteht somit die Gefahr, dass der Torhüter an Bedeutung für den Schiedsrichter und das Mannschaftsgefüge verliert, was der besonderen Position und Aufgabe des Spieler in der klassischen Form nicht mehr gerecht werden würde. Eine Überprüfung oder Anpassung der Regel sollte nach der Europameisterschaft noch einmal erfolgen, unter dem Gesichtspunkt, ob der Torhüter vielleicht doch genauso behandelt werden sollte als Mannschaftskapitän wie jeder andere Feldspieler. Der Grundgedanke der Regel ist gut und richtig, denn auch der Schiedsrichter muss im Profi- wie im Amateurbereich geschützt werden, doch sollte dies möglichst nicht den Torhüter im besonderen außen vorlassen. 


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