Argentinien ist zum dritten Mal nach 1978 und 1986 Weltmeister. Die große Kariere von Weltstar Lionel Messi wurde vollendet. Dieser konnte nun im Spätherbst seiner einzigartigen Laufbahn diese in Bezug auf seine Titelsammlung vollenden. Dies ist zumindest in den Medien die vorherrschende Meinung. Nur wenig wird über die Leistung von Emiliano Martínez berichtet. Wenn über die Nummer 1 der Albiceleste berichtet, wurde nach dem Titelgewinn ging es um den fragwürdigen Jubel im Zuge der Ehrung zum besten Torhüter des Turniers oder das Verhalten vor dem von Tchouameni geschossenen Elfmeter. Zweifelsohne werden beide Szenen der Turnierleistung von Emiliano Martínez nicht gerecht, doch sind diese leider präsent.
Der Torwart begründet seinen Jubel mit der Trophäe des Adidas Golden Glove Award, der gewisse Parallelen zu einem ähnlich anrüchigen, aber ebenso legendären Jubel vom argentinischen Trainer Diego Simeone (Atlético Madrid) aufweist, mit einem respektlosen Verhalten des Finalkontrahenten Frankreich. In der Tat gab es von beiden Seiten bereits im Vorfeld gewisse Spitzen, die das Duell beider Mannschaften im Vorfeld anheizten, doch auch das Spiel selbst erhitzte die Gemüter, was allein schon an der Dramaturgie der Partie liegt. In einem qualitativ hochklassigen wie spannendem Match sah Argentinien bis zur 80. Minute wie der sichere Sieger aus, ehe Mbappé binnen 3 Minuten ausgleichen konnte. Dass all diese Ereignisse, inklusive der Verlängerung und des Elfmeterschießens, zu erhitzten Gemütern führen musste, ist beinahe unausweichlich. Dennoch musste sich Martinez zu einer derartigen Jubelpose hinreißen lassen. Dass der Keeper darüber hinaus im Elfmeterschießen vor dem Versuch von Tchouameni den Ball noch einmal wegwarf, ist zwar alles andere als fair, konnte aber im Rahmen einer gewissen psychologischen Kriegsführung des Öfteren bereits beobachtet werden.
In der Retrospektive betrachtet sind diese Verhaltensweisen von Martinez über Gebühr unnötig, da sie nicht nur unfair sind, sondern auch die absolut hervorragenden Leistungen des Torhüters bei dieser Weltmeisterschaft in den Hintergrund treten lassen. Denn der Torhüter von Aston Villa hat nicht einfach eine starke Weltmeisterschaft gespielt und war auch nicht einfach nur der beste Torhüter des Turniers. Vielmehr war Martinez neben Messi der wichtigste Spieler der Albiceleste im gesamten Turnier. Während Messi viele Tore entweder eingeleitet oder erzielt hat, war Martinez die große Konstante in der argentinischen Defensive. Bei Flanken und hohen Standardsituationen war der Torwart, der erst im vergangenen Jahr für die argentinische Nationalmannschaft debütierte, immer wieder Herr der Lage und fing zahlreiche Bälle ab, bevor ein Gegner den Ball hätte verarbeiten können. Dadurch konnte der Keeper auch immer wieder Umschaltsituationen kreieren. Die Sicherheit, die er damit direkt seinen Vorderleuten vermitteln konnte, war enorm wichtig, denn die besten Verteidiger hatte die Albiceleste in dem Sinne nicht.