…die Turniervorbereitung von Torhütern

Für die Torhüter geht es eigentlich nur noch darum sich einen mentalen Schutzmantel aufzubauen, da der Druck einfach enorm ist. Feldspieler haben es in dieser Hinsicht leichter, die vergessen den Druck irgendwann während des Spiels, Torhüter sind dem permanent ausgesetzt. Körperlich fit sind sie alle und durch die intensive Vorbereitung im Trainingslager werden sie mit Sicherheit nicht unfitter. Es geht für die Keeper einfach darum die Birne frei zu bekommen um zu funktionieren.

Natürlich muss dabei zuerst der Namen Gigi Buffon fallen. Der Mann ist viermal Welttorhüter des Jahres geworden, das sagt ja alles. Ich glaube nicht, dass es bei den Torhütern irgendwelche Überraschungen, irgendwelche Shootingstars geben wird. Es werden die üblichen Verdächtigen sein, die dem Turnier ihren Stempel aufdrücken können: Peter Cech aus Tschechien oder Edwin van der Sar von den Holländern. Das sind Torhüter mit einer enormen Erfahrung, die natürlich auch sehr druckresistent sind und eine Vielzahl von Länderspielen auf dem Buckel haben. Sowohl Buffon, als auch Cech und van der Sar sind in Europa absolute Topkräfte auf ihrer Position und das werden sie auch bei der EM beweisen.

Wenn man doch über andere, als die eben genannten sprechen soll, fällt mir sofort der Schweizer ein, der seit der Winterpause für Wolfsburg spielt, Diego Benaglio. Der hat eine tolle Rückrunde gespielt, war sehr aufmerksam und konstant. Er wird in der Gruppenphase gegen Tschechien, Portugal und die Türkei genügend zu tun bekommen, um sich zu beweisen. In solchen Spielen kann man schon zum Shootingstar werden. Er ist ein junger Torwart, der nach seinem Wechsel in die Bundesliga und mit dem Erreichen des Uefa-Cups mit einem sehr breiten Kreuz in das Turnier geht. Das ist einer, der auch international auf sich aufmerksam machen könnte.

Er hat in Schottland einen großen Sprung gemacht, ist bei Celtic zum Führungsspieler gereift und sich eine gewisse Ausstrahlung angeeignet. Boruc ist ein groß gewachsener wuchtiger Spieler, der das britische Spiel verinnerlicht hat, extrem lange Bälle schlagen kann und das Spiel schnell macht. Bei hohen Bällen macht er einen recht sicheren Eindruck. Allerdings: In der schottischen Liga wird er jetzt nicht so extrem gefordert, wie beispielsweise die deutschen Torhüter in der Bundesliga. Aber er hat auch international mit guten Leistungen auf sich aufmerksam gemacht und dabei unter anderem Bayern München beeindruckt, bei denen er ja vor einigen Wochen kurz im Gespräch war. Der Torhüter wird bei dieser Euro kein Schwachpunkt im Team der Polen sein, so wie es die vergangenen Jahre öfter der Fall war. Boruc ist so stark, dass die beiden anderen Keeper, Lukasz Fabianski und Tomasz Kuszczak keine Rolle spielen werden. Die tun sich nicht weh, Boruc ist die unumstrittene Nummer Eins.

Ich denke, dass sich die Österreicher nicht noch extra Ärger und Stress aufhalsen, indem die Torwartfrage so lange, wie möglich offen gelassen wird. Die Mannschaft ist unruhig genug und braucht als selbst erklärter Underdog vor allem Ruhe im Kader. Alex Manninger wird wohl die Nummer Eins werden, gerade durch seine Zeit bei Arsenal London hat er die größere Erfahrung als Jürgen Macho. Österreich braucht eine Konstante in der Defensive, damit das Auftaktspiel ein Erfolg wird und somit vielleicht eine Euphorie entstehen kann, die das Team trägt. Manninger ist präsenter als Macho und Josef Hickersberger wird einen Teufel tun und noch eine weitere Baustelle aufmachen.

Kroatien ist ganz schwierig zu beurteilen. Es ist von Haus aus kein Land, das überragende Toptorhüter stellt. Wie in Brasilien gilt der Torhüter als eher unwichtig. Kroatien kommt aus einer sehr stabilen Ordnung, ist sehr aggressiv und hat diese südländische Spielstärke. Der Mannschaft fehlt ein guter Torhüter, um einen Titel zu gewinnen. Kroatien steht bei vielen Beobachtern als Geheimfavorit auf dem Zettel, nicht zuletzt aufgrund der starken Quali. Allerdings fehlt der Keeper für einen großen Erfolg.

Zum 3. Teil der Lars Leese Statement