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Home > EM 2024 > EM-Geschichte > EM 1980 - Kraftmaier statt Stilist: EM 1980 bringt den Umbruch

EM 1980 - Toni Schumacher tritt in den Ring

„Es war eine dumme Sache: ein Unfall bei Regen auf einer Umgehungsstraße, plötzlich stand da dieses Fahrzeug auf der linken Spur – ich bin hineingerast. Erst hatte ich Schleier vor den Augen, war ständig weg. Am Anfang wusste ich in der Klinik gar nicht, was passiert war.“ So beschrieb Sepp Maier, der vermutlich beste und erfolgreichste deutsche Torhüter aller Zeiten einst sein Karrierende im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung. Den schweren Autounfall hätte ein normaler Mensch wohl nicht überlebt, doch Maier, zum Zeitpunkt des Unfalls 35 Jahre alt, war Profisportler und noch dazu ein Profitorwart. Sein robuster Athletenkörper rettete dem Münchener am 14. Juli 1979 wahrscheinlich das Leben. Doch seine einzigartige Karriere musste die „Katze von Ansing“ beenden, mitten während der Qualifikation zur Europameisterschaft 1980. Des einen Freud, des anderen Leid: Der 25-jährige Harald „Toni“ Schumacher rückte nach Maiers letztem Spiel als aktiver Nationalspieler (2:0-Erfolg gegen Wales) in die erste Mannschaft. Nur ein Jahr später feierte Schumacher seinen größten internationalen Erfolg: Mit ihm im Tor gewann Deutschland die Europameisterschaft 1980 in Italien.

Acht, statt wie bisher vier Mannschaften, traten im Sommer 1980 den Weg nach Italien an. Gastgeber Italien war gesetzt, Griechenland, Holland, die Tschechoslowakei, Belgien, England, Spanien und Deutschland komplettierten das Teilnehmerfeld. Nach einem knappen 1:0-Erfolg gegen die Tschechen, siegte Deutschland mit Schumacher im vorentscheidenden Spiel gegen die Niederlande, ein zähes 0:0 gegen Griechenland bedeutete den Gruppensieg und den Einzug ins Finale gegen Belgien. Bei den Belgiern stand ein Star der Mannschaft zwischen den Pfosten: Jean-Marie Pfaff war 1978 bereits zu „Belgiens Fußballer des Jahres“ gewählt worden, 1987 erhielt er schließlich die verdiente Auszeichnung zum „Welttorhüter des Jahres“. In Italien waren es auch die athletischen Paraden Pfaffs und dessen souveränes Stellungsspiel, das die talentierten Belgier ins Finale brachten. Doch gegen den hünenhaften Hamburger Horst Hrubesch fand auch Pfaff kein Mittel, zweimal überwand der als „Kopfballmonster“ in die Fußball-Märchenrunde aufgenommen Stürmer den belgischen Klassetorwart. „Toni“ Schumacher konnte es zu diesem Zeitpunkt zwar nicht wissen, aber das Endspiel 1980 in Rom sollte das einzige Finale bleiben, dass er mit der deutschen Nationalmannschaft in seiner Laufbahn gewinnen sollte: 1982 und 1986 scheiterte Schumacher jeweils im WM-Finale.

Entscheidend war der Generationenwechsel im deutschen Tor nicht nur aus personeller Sicht: Mit dem bulligen Eisenstemmer Schumacher wurde eine neue Torsteher-Epoche eingeläutet. Während sein Vorgänger Sepp Maier noch für sein elegantes Torwartspiel Lorbeeren erntete, war es nun das testosteron-geschwängerte Spiel Schumachers, das die 80-er Jahre im Weltfußball bestimmen sollte. Auch ein anderer Stilist hatte 1980 den Zenit seiner Schaffenskraft bereits beinahe überschritten: Dino Zoff krönte seine 22-jährige Profilaufbahn erst zwei Jahre später mit dem WM-Titel. Ein Jahr später, 1983, beendete Zoff im hohen Fußballalter von 41 Jahren.

Sepp Maier war da schon lange Torwarttrainer geworden, aber das ist eine andere Geschichte.

 


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