Michael Rensing: Bewährungsprobe für die Hoffnung!
von Alex Raack
Michael Rensing (firo)
Der Titan ist tot, es lebe der Titan! Einst galt Michael
Rensing als das beste deutsche Torhüter-Talent. Tetzt ist er 24 und hat sich
seinen großen Traum endlich erfüllt: Als Nachfolger von Oliver Kahn trägt er
die Nummer Eins beim FC Bayern. Wie wird er mit diesem "unglaublichen Druck"
nur umgehen?
Im kleinen Städtchen Lingen im Emsland wird man nicht viele
rot-weiße Fahnen in den Vorgärten finden. Hier dominieren grün und weiß, blau
und schwarz, die Farben von Werder Bremen und dem HSV. Weiß der Teufel, wer
dem jungen Michael Rensing den Floh ins Ohr setzte, der FC Bayern sei sein Traumverein
und nicht die großen Klubs aus der norddeutschen Heimat. Vielleicht war es sein
Vater, vielleicht ein Onkel? Seine Mutter, eine gebürtige Serbin, wird sich
allerdings die Augen aus dem Kopf geweint haben, als ihr Sohn pünktlich zur
Jahrtausendwende zum großen FC Bayern wechselte. Knapp 800 Kilometer weiter
südlich ins das Jugendinternat des deutschen Rekordmeisters. Beim TuS Lingen
war er da schon eine große Nummer. So einen begabten Torhüter hatte das Emsland
lange nicht mehr gesehen. Der Blondschopf entwickelte sich auch in Bayern prächtig:
2001 wurde er B-Jugend-Meister, ein Jahr später jubelte er mit den Kollegen
über die Deutsche Meisterschaft der A-Jugendlichen. Zur Saison 2003/04 wechselte
Rensing in die Regionalliga-Mannschaft, trainierte zusammen mit seinem Idol:
Oliver Kahn. Der ehemalige "Titan" durchlitt zu diesem Zeitpunkt seine schwierigsten
Jahre: Dem übermenschlichen Auftritt bei der WM 2002 folgte der sportliche Absturz,
Kahn ließ Tore zu, die Kahn sonst niemals zugelassen hätte. Für Michael Rensing
formte sich spätestens 2004 der Weg zum großen Traum. Am 21. Februar des Jahres
sicherten er mit einem souveränen Auftritt einen 1:0-Erfolg gegen den HSV. Das
Emsland wird es mit gemischten Gefühlen aufgenommen haben.
Rensing galt als die Nachwuchshoffnung schlechthin. Von René
Adler und Manuel Neuer hatte die Fußball-Öffentlich noch nichts gehört. Bayern
sei sein Traumverein, verkündete Rensing fortan stolz. Der in die Jahre gekommene
Kahn würde bald die Karriere beenden. Der Weg wäre frei gewesen für Michael
Rensing, den jungen Fänger aus dem Norden. Doch Kahn blieb noch weitere zwei
Jahre. Die verpasste WM nutzte die Bayern-Ikone, um sich noch einmal voll und
ganz auf seinen Verein zu konzentrieren. Rensing blieb die Bank, das - zugegeben
qualitativ - hochwertige Training und die Chance auf einige wenige Einsätze.
23 Mal durfte der 1984 geborene Torhüter für die Bayern in der Bundesliga Tore
verhindern, seine erstaunliche Bilanz: Nicht eine Niederlage.
So dumm es klingen mag: Die Saison 2006/07 war für Ersatzkeeper
Rensing ein mittelschweres Desaster. Plötzlich betraten mit René Adler und Manuel
Neuer zwei gleichaltrige Konkurrenten die nationale Bühne - einer besser, spektakulärer
und interessanter als der andere. Rensing musste sich den Vorwurf gefallen lassen,
zu lange an seinem Münchener Lieblingsklub gehangen zu haben. Jetzt fehlte ihm
gegenüber den anderen Talenten die Spielpraxis und die Wettkampfhärte. Adler
verdrängte Butt, Neuer Rost. Beide ehemalige Nationaltorhüter. Den Mythos Kahn
kann Rensing nicht einfach so verdrängen. Die erste Saison Rensings als Stammkeeper
des großen FC Bayern wird zeigen, wie es mit seiner Karriere weitergehen
wird.