München - Die Stiftung KinderHerz wird vor allem Prozesse zur Verbesserung der medizinischen Versorgung herzkranker Kinder aktiv und gestaltend vorantreiben. Robert Enke war die Stiftung immer sehr am Herzen gelegen. torwart.de sprach mit der Vorsitzenden, Sylvia Paul, über die Person Robert Enke, die Stiftung und die letzten Tage für sie.
torwart.de: Wie sehr traf der Selbstmord von Robert Enke Ihre Stiftung?
(Sylvia Paul, Vorstand): Als ich die Nachricht erhielt, konnte ich es zuerst nicht glauben. Unser ganzes Team stand dann am nächsten Tag doch ziemlich unter Schock. Noch vor einigen Tagen hatten wir an Robert Enke seine Urkunde als KinderHerz-Botschafter gesendet und ihm alles Gute für sein Comeback gewünscht.Wir schauten optimistisch in eine gemeinsame Zukunft.
torwart.de: Ihre Stiftung erlebte seit dem tragischen Vorfall eine zunehmende Aufmerksamkeit. Können Sie etwas zu den Reaktionen erzählen, die Sie erreichten.
Paul: Bisher haben wir Reaktionen von ganz unterschiedlichen Menschen bekommen, die sich gerne engagieren möchten. Sie sind auf uns aufmerksam geworden und möchten gerne bei etwas helfen, dass auch Robert Enke unterstützte. Natürlich freuen wir uns über dieses neue Engagement, aber das kann niemals den Verlust, den vor allem Teresa Enke und die kleine Leila erlitten haben, überdecken. Wir sind nach wie vor sehr traurig.
torwart.de: Wie haben Sie Robert Enke als Menschen erlebt?
Paul: Wissen Sie, ich denke, über Robert Enke als Mensch wurde bereits viel gesagt und das zum Teil auch von Menschen die keinen Kontakt zu ihm hatten. Eine wirklich gute Antwort auf die Frage kann aber nur von den Menschen kommen, die ihm wirklich sehr nahe standen. Wir können uns nur dafür bedanken, dass er sich so vorbildlich engagierte, dabei sehr freundlich war und dass die Kommunikation und die Absprachen mit ihm so gut verliefen.
torwart.de: Können Sie uns erzählen, wie der Kontakt zur Ihrer Stiftung zu Stande kam?
Paul: Der Kontakt wurde vor einigen Monaten durch Herrn Dr. Breyman, den Bereichsleiter der Kinderherzchirurgie an der Medizinischen Hochschule Hannover, hergestellt. Dort wurde damals die kleine Lara erfolgreich am Herzen operiert. Trotz des tragischen Todes der Kleinen nach einer Operation, die nichts mit dem Herzfehler zu tun hatte, war dort der Kontakt geblieben. Als wir die Idee hatten, ihn zu unserem KinderHerz-Botschafter zu machen, hat er dann gerne zugesagt.
Ich erinnere mich noch an seine Mail, die er kurz danach schrieb. Er freute sich, uns als KinderHerz-Botschafter zu unterstützen. Dabei waren wir es, die sich von Herzen darüber freuten!
torwart.de: Welche Aufgaben nahm Robert Enke innerhalb der Stiftung wahr?
Paul: Unsere KinderHerz-Botschafter sollen uns helfen, die Anliegen und Bedürfnisse von herzkranken Kindern der Öffentlichkeit näher zu bringen. Dafür stehen sie als Prominente an unserer Seite, stellen uns zum Teil ihr Netzwerk zur Verfügung, begleiten uns bei Veranstaltungen oder bringen sich so ein, wie sie es gerne möchten.
Eine Kooperation muss immer wachsen und wir waren erst am Anfang unserer Zusammenarbeit mit Robert Enke. In unserem letzten Newsletter haben wir ihn unseren Freunden und Förderern als neuen KinderHerz-Botschafter vorgestellt. Dann kam seine Krankheit. Jetzt, nachdem er wieder im Tor stand, sollten die nächsten Schritte folgen.
torwart.de: Können Sie auch weiterhin mit Robert Enke für Ihre Stiftung werben?
Paul: Uns ist es erst einmal wichtig, dass wir momentan an den Menschen Robert Enke erinnern und nicht mit ihm werben. Das tun wir z.B. auf unserer Homepage. Zu ihm als Person gehörte, dass er sich karitativ und sozial engagierte. Auf dieses Engagement möchten wir hinweisen.Wir sind uns einig, dass das Gedenken an Robert Enke auch in Zukunft ein Teil unserer Stiftung sein soll. In den nächsten Tagen und Wochen werden wir in Ruhe darüber nachdenken und auch in Gesprächen mit den Beteiligten versuchen, einen guten Weg zu finden. Hier gilt es vor allem, den Wünschen von Teresa Enke zu entsprechen. Das braucht aber, wie Sie sicher verstehen werden, Zeit.
torwart.de: Erzählen Sie uns doch bitte etwas darüber, in welchen Bereichen sich Ihre Stiftung engagiert.
Paul: Jedes Jahr kommen ca. 1.000 Kinder mit einem Herzfehler zur Welt. Die Stiftung KinderHerz will nachhaltig dazu beitragen, dass sich die Lebenschancen und die Lebensqualität herzkranker Kinder durch innovative medizinische Versorgung immer weiter verbessern können. Unser Ziel: Jedes Kind, das mit einem angeborenen oder erworbenen Herzfehler in Deutschland zur Welt kommt, soll zu jeder Zeit optimal versorgt werden können. Um dieses Ziel zu erreichen, arbeiten wir mit ausgesuchten Kinderherzzentren in ganz Deutschland zusammen und initiieren oder realisieren mit Hilfe von Spendengeldern wichtige Förderprojekte.