Roman Weidenfeller wird das nicht gerne hören, aber in der blutjungen
Kindertruppe von Jürgen Klopp ist er mit seinen 30 Jahren schon ein alter Sack.
Das ist ja das kuriose in der noch kurioseren Arbeitswelt von Fußball-Profis:
Während im normalen Leben Angestellte mit 30 Jahren zu den Youngsters gehören,
ist ein Fußballer spätestens nach dem 30. Geburtstag schon im Herbst seiner
Karriere.
Und Roman Weidenfeller ist jemand, der nicht gerne alt
wird. Warum? Nun, der Dortmunder Schlussmann kommt aus der berühmten Gerry-Ehrmann-Flugschule
und der Mentor aus Kaiserslautern hasst das Altwerden wie der Teufel das Weihwasser.
Als TV-, Radio-, und Printmedien zu seinem 50. Geburtstag beim 1. FCK anriefen,
um mit dem Jubilar zu sprechen, da antwortete der nette Mann von der Pressestelle:
»Gerry will heute nicht. Der freut sich überhaupt nicht über die Fünf vor der
Null...«
Wie man weiß, sind die Ehrmann-Jünger ihrem Vorbild in
vielerlei Hinsicht sehr ähnlich: Stemmen Gewichte, schlüpfen in enge bunte Trikots
(damit sich das Stemmen auch lohnt), sind gerne sonnenstudiogebräunt und hassen
das Älterwerden. Um den Einstieg zu Ende zu bringen: Als alter Sack unter jungen
Hüpfern musste Roman Weidenfeller erstmal seine Rolle finden. Er hat
das sehr schnell getan. Unter Jürgen Klopp ist Weidenfeller gesetzt
und hat gelernt seine Routine und das Alter zu nutzen. Selten hat man den Torwart
so viel Ruhe und Gelassenheit ausstrahlen sehen, wie in dieser Saison. Im Spitzenspiel
gegen Mainz 05 hat Weidenfeller nun das vermutliche beste Spiel seiner
persönlichen Spielzeit gemacht. Während vorne die jungen Wilden die fast noch
jüngeren Wilden aus Mainz über den Haufen rannten, stand Weidenfeller wie eine
Eiche in seinem Strafraum. Die beste Szene hatte er natürlich in der 48. Minute,
als nur kurz nach Wiederanpfiff Dortmunds Neven Subotic den Mainzer Szalai umnietete
und Schiedsrichter Weiner auf Elfmeter entschied. Roman Polanski griff
sich den Ball, schaute unsicher und schoss in die rechte Ecke. Weidenfeller
machte einen Schritt in die richtige Richtung und wehrte den Ball ab. Die 1:0-Führung
blieb unangetastet. Später erhöhte Lucas Barrios sogar noch auf 2:0, und die
Fans feierten nach dem Spiel den Paraguyaner und den jungen Mario Götze . Die
Mitspieler aber wussten, bei wem sie sich zu bedanken hatten. »Er hat uns im
Spiel gehalten«, erklärte Sven Bender, auch er erst 21 Jahre, den Journalisten.
Sportdirektor Michael Zorc lobhudelte: »Er war unser Rückhalt!«
Später feierte ihn die Presse als »Elfmetertöter«. Das passiert schnell, wenn ein Torwart mal einen Elfmeter hält, aber im Falle Roman Weidenfeller war das Lob dann doch etwas fehl am Platze: Von 19 auf sein Tor gefeuerten Elfmetern hat Weidenfeller bislang erst zwei gehalten. Töter haben andere Zahlen. Eine Zahl wird Roman Weidenfeller indes noch mehr beschäftigen und das ist der 8. August 2011. Dann nämlich wird der Keeper wieder ein Jahr älter. Wenn alles nach Plan läuft dürfte sich Dortmunder dann mit der Meisterschale trösten. Und die ist wesentlich älter.