Die zweite Mannschaft des FC Schalke 04 hat sich mit Robin Himmelmann verstärkt. Der 21-jährige Torhüter wechselt ablösefrei von Rot-Weiß Essen zu den Königsblauen und unterschrieb dort einen Zweijahres-Vertrag. Wir haben am Ende der letzten Saison mit Himmelmann gesprochen!
torwart.de: Eine lange Zeit neigte sich nun dem Ende zu. Kannst du ein Saisonfazit ziehen?
Robin Himmelmann: Sowohl der Verein als auch ich hatten andere Erwartungen an diese Saison. Mit RWE haben wir unsere beiden Saisonziele „Aufstieg“ und „Einzug in die 1. DFB-Pokal Hauptrunde leider nicht erreicht. Ich selber habe, obwohl ich als Nummer eins in die Saison gegangen bin, nur sechs Spiele in der Regionalliga absolviert.
torwart.de: Wie zufrieden bist du mit deiner eigenen Leistung?
Himmelmann: Mit den fünf Spielen bis zu meiner Herausnahme war ich einigermaßen zufrieden. Leider kamen in diesen Spielen sehr wenige Bälle auf mein Tor, so dass ich mich nicht auszeichnen konnte und im Spiel gegen Saarbrücken haben wir zwei unglückliche Gegentore bekommen. Dass ich mich danach mit dem Platz auf der Bank zufrieden geben musste, war für mich nicht nachvollziehbar. Rückblickend würde ich die eine oder andere Situation sicher anders lösen. Aber ich bin froh, dass sie sich damals so ereignet haben, denn sie waren wertvolle Erfahrungen für mich, aus denen ich gelernt habe. In der Rückrunde habe ich dann bei jedem Spiel mit zwei Ausnahmen für unsere U23 in der NRW-Liga Spielpraxis gesammelt und mit dazu beitragen können, dass wir frühzeitig den Klassenerhalt sichern konnten.
torwart.de: Kannst du uns sagen, wie du deine Spiele analysierst? Machst du das selbst oder mit deinem Trainer?
Himmelmann: Das mache ich zumeist mit unserem Torwarttrainer. Allerdings spreche ich auch oft mit meinem Vater oder Berater über die eine oder andere Situation, wenn sie im Stadion waren. Natürlich reflektiert man auch selber noch mal bestimmte Aktionen des Spieles.
torwart.de: Wie oft pro Woche trainierst du in Essen?
Himmelmann: Wir absolvieren 6-8 Einheiten in der Woche während der Saison, Spiele nicht mit eingerechnet.
torwart.de: Wie viele Einheiten sind davon dem Torwartspiel zugeordnet?
Himmelmann: Unser Torwarttrainer ist bei fast jeder Einheit dabei, dementsprechend arbeiten wir jeden Tag zusammen. Zeitlich natürlich immer auch abhängig vom Programm der Mannschaft und des Spielrhythmus.
torwart.de: Worauf kommt es bei deinem Torwarttraining besonders an?
Himmelmann: Da gibt es mehrer Aspekte, auf die ein Torwart achten muss. Reaktion, Konzentration, Beweglichkeit und Robustheit sind einige. Ich denke, dass es wichtig ist, möglichst viele Facetten in das Training einzubauen, um sich in allen Bereichen zu verbessern.
torwart.de: Gibt es eine Lieblingsübung von dir?
Himmelmann: Keine spezielle, die ich sofort nennen würde. Ich mag Doppelaktionen wie z.B. erst ein flacher Ball, schnell hoch und dann zum hohen Ball.
torwart.de: Würdest du dich als modernen Torwart bezeichnen oder gibt es etwa gar keine Torhüter mehr der "alten Schule"?
Himmelmann: Ich würde mich als modernen Torhüter bezeichnen. Allerdings denke ich nach zwei Jahren, in denen ich viele verschiedene Torhüter in der Regionalliga West beobachten konnte und mir auch Spiele aus höheren Ligen angesehen habe, dass es kaum noch Torhüter der "alten Schule" gibt. Die meisten haben ihr Spiel den Anforderungen der Zeit angepasst.
torwart.de: Hattest du in deiner Jugend ein konkretes Vorbild?
Himmelmann: Oliver Kahn und Edwin van der Sar wären zwei. Eigentlich sehr unterschiedliche Typen, aber ich denke von beiden kann bzw. konnte man sehr viel lernen.
torwart.de: Wo möchtest du in einigen Jahren sein? Hast du ein konkretes Ziel?
Himmelmann: Ich möchte soweit wie möglich nach oben. Ich habe in meinen ersten beiden Jahren im Seniorenbereich schon einiges erlebt und will die Regionalliga nicht als höchste Liga, in der ich gespielt habe, in meiner Vita stehen haben. Allerdings ist es heutzutage nicht so einfach, speziell auf der Torwartposition, um die sich pro Mannschaft teilweise bis zu vier Anwärter streiten. Deswegen plane ich zweigleisig und versuche mir auch neben meiner sportlichen Laufbahn in Form eines Studiums etwas aufzubauen, auf das ich zurückgreifen kann, sollte es nicht nach meinen Wünschen verlaufen.
torwart.de: Bedeutet Fußballer zu sein auch zu verzichten?
Himmelmann: Meiner Meinung nach definitiv. Es wirkt sich auf viele Lebensbereiche aus, Leistungssportler zu sein. Es ist schon wichtig seine Lebensweise dem Sport anzupassen, vor allem wenn man lange auf hohem Niveau spielen will. Da ich dieses Ziel habe und es auch schon seit längerem verfolge, fällt dies oft der Zeit mit meinen Freunden zum Opfer. Gerade am Wochenende ist es oft schwierig und ich erinnere mich an viele Momente, bei denen ich frühzeitig wieder den Heimweg angetreten bin. Daher ist es wichtig Freunde zu haben, auf deren Unterstützung man sich trotzdem verlassen kann. Disziplin außerhalb des Platzes ist in meinen Augen genau so wichtig wie auf dem Platz.
torwart.de: Du bist bei einer bekannten Beratungsfirma unter Vertrag. Wie wichtig sind heutzutage gute Berater für einen Spieler?
Himmelmann: Da kann ich jetzt natürlich nur für mich sprechen. Bei der Vereinswahl bzw. -suche und bei der Vertragsgestaltung habe ich mit meinem Berater Jörg Neblung einen Fachmann an der Seite, der sich mit diesen Dinge auskennt und mir eine große Hilfe ist. Ich denke, dass Seriosität und gegenseitige Transparenz dabei sehr wichtig sind.
torwart.de: Inwieweit können Berater auch neben der klassischen Vereinssuche hilfreich sein?
Himmelmann: Zu meinem Berater und seinem Team habe ich einen sehr guten Kontakt, der über das Sportliche hinausgeht. Sein/Ihr Feedback ist mir sehr wichtig und hilft mir oft dabei gewisse Dinge aus anderen Blickwinkeln zu betrachten und eventuelle Kurzschlussreaktionen zu vermeiden. Sie haben Erfahrung und wissen, wie Trainer und Spieler sich typischerweise verhalten. Ab und an bietet sich durch deren Kontakt zu Sportartikelherstellern auch die Möglichkeit Materialien wie Schuhe oder Handschuhe zu testen, allerdings hat dies neben der moralischen und menschlichen Unterstützung nur geringfügige Bedeutung.