Kürzlich hatte Thomas Kraft jungen Torhütern abgeraten, zum FC Bayern zu gehen. Warum der FC Bayern aber durchaus attraktiv für junge Keeper sein kann, hat nun der Chefscout der Bayern; Wolfgang Dremmler exklusiv gegenüber torwart.de erklärt.
torwart.de: Herr Dremmler, kürzlich hatte Thomas Kraft junge Torhüter vor einem Wechsel zum FC Bayern gewarnt. Was können Sie dazu sagen?
Wolfgang Dremmler:Das ist ganz einfach, das ist seine exklusive Meinung und die kann er auch haben. Wir haben dazu natürlich eine andere Meinung. Da aber der Thomas Kraft ein zu netter Kerl ist, möchte ich nicht mehr viel mehr dazu sagen.
torwart.de: Was spricht für junge Keeper zum FC Bayern zu gehen?
Dremmler: Es kann man sehr allgemein halten: Was spricht dafür, dass ein Torwart zum HSV oder Leverkusen geht zum Beispiel? Bei uns ist es so, dass wir eine klare Linie im Bereich Torwartausbildung und vor allem sehr gute Trainer mit Uwe Gospodarek oder Walter Junghans haben. Und dafür lohnt es sich absolut, da wir hier mit einem riesigen Erfahrungsschatz arbeiten, von dem jeder Torwart profitieren kann, der zu uns kommt.
torwart.de: Hat der FC Bayern ein spezielles Wunschtorwartprofil?
Dremmler: Nein, ich glaube nicht, dass es einen speziellen Torhüter gibt. Vielmehr denke ich, dass es eine Anzahl von unterschiedlichen Torhütern und Charakteren gibt. Der eine ist vielleicht mit dem Fuß ganz gut, der andere hat wiederum Stärken auf der Linie. Wichtig ist, dass das Gesamtpaket stimmt. Wir werden immer explizit entscheiden, nachdem wir den Torwart persönlich gesehen haben ob wir ihn holen oder nicht.
torwart.de: Können Sie dies auch an einem konkreten Fall beschreiben?
Dremmler: Im Fall von Maximilian Riedmüller zum Beispiel war es ja so, dass wir ihn damals unter gewissen Umständen geholt haben und er exzellent gearbeitet hat, aber seine Karrieremöglichkeiten trotzdem etwas eingeschränkter waren, es aber dennoch für beide Seiten nützlich war. So halten wir das immer.
torwart.de: Gab es eine Änderung in der Ausrichtung des Jugendscoutings beim FC Bayern nach dem Wechsel von Manuel Neuer und seinem verbundenen Stil?
Dremmler: Ich glaube, ich habe das gerade sehr gut mit meiner letzten Äußerung beantwortet. Beim FC Bayern geht es vor allem darum, dass wir gute Leistungen als solche schätzen und weniger klassische Philosophien. Oliver Kahn war weltklasse auf seine Weise, Manuel Neuer ist es auf eine andere Weise – auch wenn die Charaktere sich unterscheiden. Da ist es also egal, ob jemand zwei Meter ist oder nur 186cm. Am Ende hatten und haben beide zu Recht als Nummer eins im Tor gestanden. Diesen Gedanken versuchen wir auch innerhalb unseres Scoutings zu übernehmen. Ich habe mal von Erik ten Hag gehört, dass er sagte: „Torhüter zu sein ist eine eigene Sportart.“ Damit ist alles gesagt.
torwart.de: Danke für das Interview.
Dremmler: Bitte sehr.