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Florian Müller im Formtief

Mit Stuttgart steht Müller auf Platz 15, doch liegt es am jungen Torwart?

Autor: T. Rübe - 13.04.2022

Er war eine der Neuentdeckungen der vergangenen Saison, Florian Müller. Dabei kam dem 24-Jährigen damals das Verletzungspech eines anderen zur Hilfe. Als unmittelbar vor dem Saisonbeginn mit Mark Flekken Freiburgs neue Nummer 1 langfristig ausfiel, verpflichteten die Breisgauer kurzerhand ebenjenen Müller aus Mainz, der kurz zuvor den Kampf um die Nummer 1 beim FSV Mainz 05 knapp gegen Robin Zentner verlor. Dabei galt Müller schon im Mainzer Umfeld als zu stark, um lediglich auf der Bank zu sitzen.

Die Leihe nach Freiburg war daher für alle Beteiligten nur die logische Konsequenz. Freiburg hatte einen Torwart, der zumindest vorher bereits Bundesliga-Erfahrung gesammelt hatte, Mainz wiederum mehr finanziellen Spielraum und die Chance an einer sportlichen Weiterentwicklung Müllers entweder finanziell bei einem Weiterverkauf oder sportlich zu partizipieren. Für Müller hingegen bedeutete die Saison in Freiburg Spielpraxis auf höchstem Niveau.

Der Saisonverlauf bestätigte auch letztlich alle. Der SC Freiburg spielte eine starke Saison und war bis zum Ende im Kampf um die internationalen Plätze dabei. Ein großer Faktor an diesem Verlauf war Florian Müller, der teilweise herausragend hielt und den Freiburgern auch einige Punkte rettete. Gleichzeitig war der Torwart für die Breisgauer aber von Anfang an lediglich eine Übergangslösung. Daraus machte der Verein keinen Hehl. Zu groß waren die Hoffnungen in und die Loyalität gegenüber Mark Flekken, dass dieser den Abgang von Alexander Schwolow zu Hertha BSC kompensieren kann. Flekken beweist in dieser Saison, dass er sogar auf internationalem Niveau unterwegs ist. Nicht umsonst gilt er mittlerweile als die neue Nummer 1 der Niederlanden.

Weniger gut verlief die aktuelle Saison hingegen weder für Müller, noch für seinen neuen Verein, den VfB Stuttgart. Nachdem der ehemalige U21- Nationaltorhüter für 5 Millionen von den Schwaben fest verpflichtet wurde und die Nachfolge von Gregor Kobel antrat, der wiederum zum BVB wechselte, war die Zuversicht groß. Der VfB beendete die letzte Saison als Aufsteiger im gesicherten Mittelfeld und die meisten Leistungsträger konnten gehalten werden. Der größte Verlust war diesbezüglich Gregor Kobel, doch schien Florian Müller ein legitimer Nachfolger zu sein. Nicht ohne Grund war Müller die Nummer 1 bei der deutschen Mannschaft bei den Olympischen Spielen und auch in der Außendarstellung machte er einen sehr gefestigten Eindruck.

Doch die Zeiten haben sich gewandelt. Der VfB taumelt einem erneuten Abstieg entgegen, da er immer wieder mit großen Verletzungssorgen der wichtigsten Spieler zu kämpfen hatte. In diesem allmählich eher negativ geprägten Umfeld ließ sich auch Müller zunehmend verunsichern. Von einem vor allem auch mental stabilen Torwart ist kaum mehr etwas zu sehen. Auch vermeidbare Gegentreffer muss Müller nunmehr zunehmend hinnehmen. Zuletzt ist dies bei der Heimniederlage gegen den BVB passiert (0:2). Den relativ zentralen und halbhohen Schuss von Brandt aus 18 Metern, ließ Müller zum Endstand passieren, indem er sich zu früh und spekulativ für seine rechte Seite entschied, wodurch er nicht mehr schnell genug zum Ball agieren konnte.

Der Treffer ist zumindest zu einem großen Teil anzulasten. Auch Stuttgarts Trainer Pellegrino Matarazzo konnte seinem Torhüter nicht freisprechen. Doch nicht erst seit dem 29. Spieltag steht Müller in der Kritik. Mit 53 Gegentoren hat der VfB Stuttgart die drittmeisten Tore kassiert, Lediglich die Berliner Hertha mit 62 und die Spielvereinigung Greuther Fürth mit 70 Gegentoren sind noch schlechter. Auch seine Quote der gehaltenen Bälle mit 62,9 % ist besorgniserregend. Lediglich Alexander Schwolow hat mit 58,5 % eine noch schlechtere Quote unter den regelmäßig in der Bundesliga spielenden Torhüter in dieser Saison.

Doch die Statistik ist nur die halbe Wahrheit. Müller schafft es in der derzeitigen Situation nicht oft genug, einer verunsicherten Hintermannschaft durch eine gute Ausstrahlung zusätzliche Stabilität zu verleihen. Er wirkt mit sich selbst beschäftigt, was aber auch ein Stück weit nachvollziehbar ist, wenn sich der Verein in Abstiegsgefahr befindet. Daher haben nun sowohl der Trainer als auch Sportdirektor Mislintat ihrer Nummer 1 öffentlich den Rücken gestärkt. Nach dem Spiel äußerte sich Matarazzo wie folgt: „ Er sah sicherlich beim zweiten Dortmunder Treffer unglücklich aus, unter dem Strich bin ich mit ihm aber zufrieden. Er hat immer wieder ordentliche Leistungen gezeigt." Mislintat ergänzte: „Was ihm fehlt, ist vielleicht, mal einen vermeintlich unhaltbaren Ball zu halten.

Aber was die kassierten Gegentore betrifft, die womöglich in seine Richtung gehen, ist er im Vergleich zu anderen nicht schlechter als gesichertes Mittelfeld." Auf den Treffer zum 0:2 angesprochen, sagte Mislintat: „ Da war er nicht fehlerfrei, hat aber davor seine Klasse bewiesen. Auch Gregor Kobel ist, als er bei uns war, nicht direkt ein ausgereifter Keeper gewesen. Es ist unsere Aufgabe, nun auch Florian Müller  weiterzuentwickeln."

Doch wäre es für die Entwicklung Müllers sicher sehr förderlich, wenn er gestärkt noch aus der Saison herausgehen würde, indem der VfB Stuttgart noch die Klasse erhält und im besten Falle Müller noch aktiv dazu beitragen könnte. Doch dafür wäre es fast schon unabdingbar, wenn der immer noch junge Torwart seiner Mannschaft noch den einen oder anderen Punkt sichern könnte. Das Potential dazu hat Florian Müller. Das hat er in der letzten Saison immer wieder bewiesen.


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