In der 25. Spielminute war Fabianski, der im bisherigen Turnierverlauf nur ein Gegentor aus dem Spiel bekommen hatte, zum ersten Mal zur Stelle. Ronaldo gab einen Schuss aus der Distanz ab. Fabianski tauchte nach links unten ab, brachte seinen gesamten Körper hinter den Ball und parierte den Schuss souverän. Fabianski war zur Stelle und strahle auf neutrale Betrachter viel Ruhe und Sicherheit aus. Im bisherigen Turnierverlauf konnte der polnische Keeper, der momentan beim englischen Erstligisten Swansea City unter Vertrag steht, seine Qualitäten mit starken Aktionen unter Beweis stellen. Er profitierte natürlich auch von der Verletzung des eigentlichen polnischen Stammkeepers Sczcesny, der sich nach dem ersten Gruppenspiel eine Oberschenkelverletzung zuzog.
In der 33. Spielminute musste der 1,90 Meter große Fabianski den Ausgleichstreffer durch den baldigen Bayern-Sechser Renato Sanches hinnehmen. Dabei hatte der Schlussmann allerdings Pech: Renato Sanches zog von der rechten Strafraumkante ab und der polnische Mittelfeldmotor Krychowiak fälschte den Ball entscheidend ab, sodass der Ball für Fabianski unhaltbar war. Dem Schlussmann fehlten Millimeter, dann wäre er mit den Fingerspitzen an den Ball gekommen. Das Spiel verflachte und in der 56. Spielminute, als Ronaldo gegen das Außennetz schoss, musste Fabianski nicht eingreifen. Deutlich knapper und durchaus gefährlicher wurde es in nach 64 gespielten Minuten, ls Cedrics Distanzschuss knapp am linken Torwinkel vorbeirauschte. Hier wäre der polnische Tormann wohl machtlos gewesen. In der reguläre Spielzeit wurde es noch zwei mal gefährlich vor dem polnischen Kasten. Der polnische Verteidiger Jedrzejczyk grätschte das Rund in höchster Not um Zentimeter am eigenen Tor vorbei (81.) und Ronaldo trat völlig alleinstehend vor Fabianski ein Luftloch. Hier konnte der Keeper tief durchatmen, denn solche Dinger lässt dich der Superstar von Real Madrid normalerweise nicht liegen.
In der 30-minütigen Verlängerung passierte nicht mehr viel vor dem Tor von Fabianski. Die Entscheidung um den Halbfinal-Einzug musste im Elfmeterschießen getroffen werden. Ronaldo ging als Kapitän der Portugiesen voraus und verwandelte eiskalt unten links. Fabianski spekulierte auf die rechte Ecke. Auch Renato Sanches war eiskalt bei seinem Elfmeter. Er knallte das Rund unter die Torlatte, Fabianski hatte erneut auf die linke Ecke spekuliert. Moutinho ließ Fabianski ebenfalls keine Abwehrmöglichkeit. Bisher konnte der polnische Keeper keinen Elfmeter abwehren, da er sich immer für die falsche Ecke entschied. Das blieb auch bei Nani so, der sich für die rechte ecke entschied. Patricio parierte und Quaresma stand nun Fabianski gegenüber: Zum ersten Mal hatte Patricio nun die richtige Ecke geahnt. Den hoch angesetzten Elfmeter musste Fabianski, der schon frühzeitig im Fallen auf die linke Ecke spekulierte, nun mit der übergreifenden Hand parieren. Er schaffte es nicht seine Hand komplett hinter den Ball zu bringen und tuschierte den Ball nur noch leicht, sodass dieser knapp unter der Latte im Tor einschlug. Polen scheidet nach dem Elfmeterschießen mit Fabianski aus dem Turnier aus. Der polnische Schlussmann kann trotz diesem bitteren Schlusspunkt stolz auf seine gezeigten Leistungen sein.
Nach nur zwei Minuten musste Patricio das schnellste Tor dieser EM-Endrunde hinnehmen. Denn nach genau 100 Sekunden war Polen durch den Bayern-Star und polnischen Mannschaftskapitän Robert Lewandowski in Führung gegangen. Der in Marrazes, einer Kleinstadt in Portugal geborene Patricio, war bei dem Gegentreffer völlig ohne Abwehrchance. Nach einem portugiesischen Abwehrfehler bediente der polnische Flügelflitzer Grosicki den Torjäger am Fünfmeterraum. Dieser schob den Ball an zwei Abwehrspielern vorbei, die zusätzlich noch die Sicht für Patricio einschränkten. Der Ball schlug links von Patricio, der am 15. Februar 1988 auf die Welt kam, ein. Er konnte den Blitzstart de Polen nicht verhindern. In der 17. Spielminute konnte der Schlussmann der Portugiesen zum ersten Mal in dieser Begegnung einen Ball parieren. Aus halbrechter Position schloss erneut Lewandowski ab. Der Ball kam zentral auf den Keeper, der ihn festhalten konnte.
Interessant war die Technik des Portugiesen: Er senkte ein Knie so ab, dass der Ball für ein mögliches Durchrutschen durch die Hände gesichert war. Bis zur 55. Spielminute war Patricio, der in seiner Profi-Karriere bisher nur für einen Verein aktiv war (Sporting Lissaon), nicht mehr gefordert. Dann köpfte Lewandowski aufs Tor und Patrico fing den Ball sicher und ohne Probleme ab. In der 68. Spielminute konnte Patricio zum ersten Mal zeigen, dass er zurecht die portugiesische Nummer Eins ist. Eine Direktabnahme von Milik im Fünfmeterraum entschärfte Patricio gekonnt. Er tauchte blitzschnell nach links ab, profitierte von seinem guten Stellungsspiel und seiner Reaktionsschnelligkeit und brachte seine linke Hand vollständig hinter den Ball. In Moment der Ballberührung kam das Spielgerät tükisch auf dem Boden auf, doch Patricio konnte den Ball kontrollieren und sichern. Eine gute Aktion des Schlussmanns, bei einer Parade die sicherlich leichter aussah als sie war.
In der Nachspielzeit musste Patricio nicht mehr ins Spiel eingreifen, somit musste das Elfmeterschießen über Sieger und Verlierer in dieser Partie entscheiden. Lewandowski war der erste polnische Schütze, der Patricio in die linke Ecke schickte und den Ball rechts einschob. Milik schoss links, Patricio sprang nach rechts und der zweite Elfmeter der Polen war erfolgreich. Auch der polnische Innenverteidiger Glick war ein sicherer Elfmeterschütze. Beim vierten Schützen der Polen schlug nun die Stunde von Rui Patricio. Blaszykowski trat an, Patrico ahnte zum ersten Mal die richtige Ecke und parierte den Ball glänzend. Der Elfmeter war nicht schlecht geschossen, der Schlussmann musste in die volle Streckung. um den Ball mit der linken Hand gekonnt zu parieren. Mit dieser wichtigen Parade sicherte Patricio seinem Nationalteam den Einzug ins Halbfinale. Der Keeper war im entscheidenden Moment zur Stelle und hatte sicherlich auch Glück, was beim Elfmeterschießen als Torhüter unabdingbar ist. Patricio trifft im Halbfinale nun mit Portugal auf Wales oder Belgien.