Joe Hart hatte noch keinen wirklichen Ballkontakt und bejubelte noch den frühen Führungstreffer für die Engländer. Doch genau 79 Sekunden nach dem Führungstreffer in der 4. Spielminute, war Joe Hart geschlagen. Sigurdrsson tauchte, völlig allein gelassen von der schläfrigen englischen Abwehr, vor dem Tor von Joe Hart auf und schob eiskalt ein. Er warf sich in den Ball, machte sich breit und verhielt sich optimal gegen den heranstürmenden isländischen Torschützen. Joe Hart, der seine Fußballkarriere bei Shrewsbury Town in England begann, war ohne Abwehrchance. Völlig überraschend fiel nach 18 Spielminuten sogar der 2:1-Führungstreffer für Island. Und bei diesem Treffer lohnt ein besonderer Blick auf Joe Hart: Sigthorsson zog nach einer starken Kombination aus 14 Metern ab und der Ball rutschte unter dem ausgestreckten Arm von Joe Hart ins linke untere Toreck. Der Ball war weder stark geschossen noch genau platziert, trotzdem ließ Joe Hart diesen Ball pasieren.
Der er in den englischen Medien schon vor dem Achtelfinale scharf kritisierte Joe Hart ging nicht entschlossen genug zum Ball. Er ließ sich steif und unbeweglich auf den Boden fallen und wollte den Ball dadurch parieren. Doch der Keeper hätte schneller abtauchen und reagieren müssen, um diesen Ball zur Seite zu klären. Dann hätte er es womöglich auch noch geschafft, die komplette Handfläche hinter den Ball zu bekommen. Der Ball trudelte gemütlich ins Tor und das traditionsreiche englische Torhüterproblem wird in den englischen Medien wohl zum Diskussionsthema Nummer Eins. Von einem Torhüter der Klasse eines Joe Hart, muss man erwarten, dass er diesen Ball abwehren kann. Zumal er in der vergangenen Saison seine Qualitäten im Tor von Manchester City oft zeigen konnte, diese aber in der Nationalelf bisher nicht konstant abrufen kann. Joe Hart agierte einfach zu schläfrig und zu unselbstbewusst, um ein konstant guter englischer Nationalkeeper zu sein. Schon in der Vorrunde war der 1,96 Meter große Joe Hart, alles andere als sicher. In der 55. Spielminute konnte Joe Hart seine erste Parade verbuchen. Bei einem spektakulären Fallrückzieher-Versuch von Sigurdsson war Hart zur Stelle. Der Ball kam allerdings auch zentral auf den englischen Schlussmann.
England rannte an, Joe Hart stand offensiv und versuchte das Spiel der Engländer von hinten mit aufzubauen. Doch im Endeffekt waren die Briten einfach zu harmlos und fanden gegen die Abwehr der Isländer kein Durchkommen. Joe Hart scheidet mit England völlig überraschend aus dem Turnier aus, was der englische Keeper auch mit zu verschulden hat. In England wird die Torhüterdiskussion in Schwung kommen, da jetzt schon von der bittersten Niederlage in der traditionsreichen englischen Fußballgeschichte gesprochen wird.
Die Partie begann für den isländischen Torhüter äußerst schlecht. Die isländische Abwehr ließ Sterling nach einem langen Ball in die Spitze ziehen, Halldorsson verpasst den Moment um den Ball noch vor Sterling zu erreichen und rutschte in die Beine des hochgehandelten englischen Flügelspielers. Ein ungeschicktes Verhalten des Schlussmanns: Als er sieht, dass er es nicht mehr an den Ball schafft, zieht Halldorsson seine Beine noch ein, doch Sterling nahm das Angebot dankend an und legte sich über den Keeper. Der isländische Keeper, der vor zwei Jahren aufgrund einer Doppelbelastung aus Fußballprofi und Film-Regisseur noch kurz vor einem Burn-Out stand, hätte den Ball im Raum früher angreifen müssen. Dann wäre er erst gar nicht in die Bedrängnis bekommen und hätte sich diesen verschuldeten Foulelfmeter wohl erspart. Der bisher so bravourös agierende Keeper der Isländer hatte beim Strafstoß von Wayne Rooney keine Abwehrchance. Er ahnte zwar die Ecke, der Ball war jedoch zu platziert und stark getreten.
In der 4. Spielminute führte der große Favorit aus England mit 1:0. Bei einem Distanzschuss zeigte der stämmige Keeper aus Island seine Klasse. Er lenkte den Schuss in der 15. Spielminute gekonnt und souverän über die Latte. Bei einem Volley-Schuss von Hary Kane war Halldorsson erneut zur Stelle und lenkte auch diesen Ball gekonnt zum Eckball. Bei weiteren Abschlussversuchen der Engländer musste Halldorsson nicht eingreifen. Im weiteren Verlauf der zweiten Spielhälfte rannten die Engländer an, doch schafften es nicht das Tor von Halldorsson wirklich zu gefährden. Halldorsson war bei mehreren Flankenbällen und mitspielenden Aktionen zur Stelle und wirkte sicher und souverän. Die Isländer waren dem nächsten Tor näher, als England dem Ausgleichstreffer. Die solide Leistung ist ihm nach dem verschuldeten Elfmeter hoch anzurechnen, was von einer großen mentalen Stärke zeugt. Halldorsson zieht mit Island in das Viertelfinale ein. Ein historischer Sieg für Island und Halldorsson, der im Spiel gegen England bis auf den verursachten Elfmeter, erneut mit einer starken Leistung überzeugte.
Joe Hart - Walker, Cahill, Smalling, D. Rose - Dier - Alli, Rooney - Sturridge, Sterling - Kane
Trainer: Hodgson
Einwechslungen:
46. Wilshere für Dier
60. Vardy für Sterling
87. Rashford für Rooney
Gelbe Karten
Sturridge
Aufstellung Island:
Hannes Thor Halldorsson - B. Saevarsson, Arnason, R. Sigurdsson, A. Skulason - Gudmundsson, G. Sigurdsson, Gunnarsson, B. Bjarnason - Bödvarsson, Sigthorsson